Das stärkste Bier der Welt kommt aus Mittelfranken. Das Label beansprucht zumindest die kleine Brauerei Schorschbräu in Gunzenhausen für sich. 57 Prozent Alkoholgehalt hat das fränkische Gemisch namens "Schorschbock – world's strongest beer". Nur 100 Liter gibt es davon im Jahr – ein exklusiver Tropfen, der weltweit Abnehmer und Liebhaber findet. Brauer Georg "Schorsch" Tscheuschner lässt sich bei der Herstellung über die Schulter gucken.
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Stark, aber rein
Das bernsteinfarbene, halb gefrorene Zeug in der Kühltruhe sieht aus wie Speiseeis, ist es aber nicht: Die Masse ist das Geheimnis des stärksten Bieres der Welt. Und das erfüllt, trotz des hohen Alkoholgehalts, die Auflagen des Reinheitsgebots. "Kreativbiere sind mir auch ganz recht", sagt Brauer Tscheuschner. "Aber um einen Rekord zu halten, möchte ich schon im Reinheitsgebot bleiben." Das bedeutet: Schnell vergärbarer Zucker ist in diesem Bier tabu.
Der fünffache Bock
Die Basis für das Gunzenhausener Bier bildet ein fünffacher Bock. Bockbiere sind Starkbiere. Je mehr Malz der Brauer einsetzt, desto höher wird der Gehalt an Stammwürze, also der Anteil an gelösten Stoffen, die sich vor der Vergärung im Biersud befinden. Hauptsächlich besteht die Würze aus Zucker, außerdem schwimmen in geringen Mengen auch Vitamine, Malzstoffe und andere Substanzen mit.
Die Gärung beim Bier beginnt, wenn Tscheuschner die Hefe zu der gezuckerten Würze hinzufügt. Während der Gärung verwandelt die Hefe den Zucker in Alkohol und Kohlendioxid, was dem Bier seinen Alkoholgehalt und die Spritzigkeit verleiht. Dieser Prozess kann mehrere Tage bis Wochen dauern und wird oft in zwei Hauptphasen unterteilt: der Hauptgärung, gefolgt von der Nachgärung, um den Geschmack zu verfeinern und das Bier zu klären.
Das Eisfach macht's möglich
Nach der Gärung und Reifung verfrachtet der Brauer sein Gemisch vom normalen Tank in einen Eichentank. Da setzt das Bier dann Eicharomen an. Dort ruht es ein Jahr lang, danach wandert es weiter in die Kühlung. Dort steigt dann der Alkoholgehalt: "Von der Konsistenz ist das wie ein Slush-Getränk. Die Eiskristalle müssen wir dann nur noch rausnehmen." Und zwar mit einem Sieb. Der Alkohol tropft durch, das gefrorene Wasser kommt weg. Tscheuschner erklärt: "Da bleibt nur ganz wenig Grundflüssigkeit übrig und sehr viel Eis kommt." Den Prozess wiederholt er ungefähr 30 Mal. "Deswegen ist das Bier am Ende so teuer." 300 Euro kostet eine Flasche im Handel.
Gemacht für Bier-Nerds
Damit bei dem Preis die Qualität auch stimmt, lässt Brauer Georg Tscheuschner den Alkoholgehalt regelmäßig in unabhängigen Laboren überprüfen. Schmecken wird das Bier trotz all dem Aufwand vermutlich nicht jedem. "Wer den Bock nicht gerne trinkt, wird mit meinem Bier nix anfangen können", sagt Tscheuschner. Er treffe den Geschmack von "Sammlern, Bier-Nerds, Menschen, die sagen, 'ich muss das einmal im Leben probiert haben'", schildert Tscheuschner. Geschmacklich beschreibt er sein Exklusiv-Bier so: intensiv wie ein Weinbrand, ein wenig nussig, öliger Verlauf. Man müsse nur aufpassen, "dass man nicht zu viel erwischt."
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