Blick in einen der Ausstellungsräume von "80 Jahre Frieden"
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80 Jahre Frieden: Landshut würdigt Fritz Koenig und Roman Herzog

80 Jahre Frieden: Landshut würdigt Fritz Koenig und Roman Herzog

Der Einsatz für die Erinnerungskultur verbindet zwei der prominentesten Landshuter: den Bildhauer Fritz Koenig und den früheren Bundespräsidenten Roman Herzog. Eine Ausstellung dazu ist Auftakt der Landshuter Veranstaltungsreihe "80 Jahre Frieden".

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Es war ein Landshuter, der mehr als fünfzig Jahre nach Kriegsende in seiner Rolle als Bundespräsident einen Gedenktag für die Opfer des Holocaust ins Leben gerufen hat. Für Roman Herzog, vielleicht berühmtester Sohn der Stadt, konnte es dafür nur ein Datum geben: Seit 1996 ist durch ihn der Holocaust-Gedenktag auf den 27. Januar festgelegt. Der Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee im Jahr 1945.

Achtzig Jahre später würdigt die Stadt Landshut das Wirken von Roman Herzog und das Werk des Bildhauers Fritz Koenig. Eine Intervention im Landshuter Koenigmuseum hebt ihren Einsatz für die Erinnerungskultur hervor.

Koenigs Mahnmal und Herzogs Leuchter

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen zwei Werke: Auf der einen Seite Koenigs Mahnmal, auf der anderen Seite ein Leuchter, der Herzog 1998 in der weltweit bedeutendsten Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem überreicht wurde.

Beide Werke verfolgen das Ziel, an die Gräueltaten und Kriegsverbrechen der Nationalsozialisten zu erinnern, sind aber doch grundverschieden, erklärt Daniel J. Schreiber, Leiter der Städtischen Museen in Landshut: "Fritz Koenig ist Teil der Täternation, er sieht sich konfrontiert mit der großen Schuld und dem Unheil, das hier in Deutschland passiert ist. Dieser Schrecken kommt in seinem Werk zum Ausdruck."

Der Ausdruck des Leuchters, entworfen von der israelischen Künstlerin Zahara Schatz, sei ein anderer, so Schreiber: "Hier sehe ich eher die Hoffnung, das Gefühl der Bestärkung und den Fortbestand des Volkes Israel im Vordergrund."

Holocaust-Mahnmal in Berlin

Koenigs Holocaust-Mahnmal ist ein Entwurf, der ursprünglich dafür vorgesehen war, als Gedenkstätte inmitten von Berlin errichtet zu werden. Enge, beklemmende Zugänge sollen an meterhohen Mauern erinnern, die entlang zum Innersten des Mahnmals führen, wo Linien Schienen der Deportationszüge und Berge von stilisierten Knochen Millionen Ermordete symbolisieren sollen. Durchgesetzt als "Denkmal für die ermordeten Juden in Europa" hat sich später das von Peter Eisenman entworfene Stelenfeld, das vor genau zwanzig Jahren fertiggestellt wurde.

Für Koenig, der auch ein Mahnmal für die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Mauthausen in Österreich errichtet hat, sollte es in diesem Fall beim Entwurf bleiben.

Leuchter aus dem Nachlass von Roman Herzog

Der Leuchter von Zahara Schatz steht hingegen als überdimensionale Ausführung in Jerusalem. Ihr Ansinnen ist auch in der Miniatur in Landshut erkennbar. Sechs Stränge, die ins Licht führen. Sie erinnern an mehr als sechs Millionen ermordete Jüdinnen und Juden in Europa.

Beinahe wäre der Leuchter in Vergessenheit geraten. Wiederentdeckt im Nachlass von Roman Herzog hat ihn der Landshuter Richard Hillinger, der das Exponat nun dem Koenigmuseum überreicht hat. "Als Zwölfjähriger hat Roman Herzog aus seinem Zimmer in Landshut einen der letzten Todesmärsche mitverfolgt. In seinen Memoiren schreibt er, es habe ihn als Kind erschüttert und sollte immer eine Richtschnur seiner Politik bleiben."

Veranstaltungsreihe "80 Jahre Frieden"

Dass im Koenigmuseum der Einsatz beider berühmter Landshuter für die Erinnerungskultur nun weiterlebt, ist zugleich Auftakt einer Veranstaltungsreihe der Stadt. Achtzig Jahre nach Kriegsende habe die Stadt aber bewusst nicht den Krieg in den Vordergrund gestellt, erklärt Benedikt Schramm, Abteilungsleiter Kultur in Landshut. Der Titel stattdessen: "80 Jahre Frieden".

Angelehnt an den Effekt, den gelungene Erinnerungskultur haben solle, so Schramm: "Nicht nur das Tradieren von Wissen, sondern das Lernen aus der Geschichte, eine Empathie für das Leid der Opfer zu entwickeln und dadurch eben auch zu einem besseren, gedeihlichen und friedlichen Miteinander in unserer Gesellschaft zu kommen."

Bis April veranstaltet die Stadt weitere Ausstellungen, Lesungen oder Gesprächsrunden [externer Link].

Im Video: Auf den Spuren von Fritz Koenig (Archiv)

Besucher strömen in eine Ausstellung des Künstlers Fritz Koenig in Landshut.
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Besucher strömen in eine Ausstellung des Künstlers Fritz Koenig in Landshut.

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