Eines steht jetzt schon fest: Es war Glück im Unglück. Bei dem Hubschrauberabsturz am Flugplatz Genderkingen vom Dienstag sind sowohl der 57-jährige Pilot als auch der einzige Passagier, ein 25-jähriger Mann, mit dem Schrecken davon gekommen. Der Hubschrauber ist komplett zerstört, der Schaden liegt bei rund 400.000 Euro. Nun läuft die Suche nach der möglichen Ursache. Eine Frage, die sich viele stellen: Wie sicher ist Hubschrauberfliegen überhaupt?
Einschätzung von erfahrenem Piloten: "Fliegen ist sicher"
Frank Büttinghaus hat jahrzehntelang bei der Bundeswehr als Sicherheits- und bordtechnischer Offizier mehr als 4.500 Flugstunden mit Helikoptern gesammelt. Heute fliegt er kleinere Sportmaschinen und hat eine Flugzeugwartungsfirma in Bad Wörishofen. Er betont: "Grundsätzlich ist Fliegen erst einmal sicher!" Das liege zum einen daran, dass die Ausbildung sehr umfangreich sei. Zum anderen werde Themen wie die technische Wartung und Instandhaltung eine enorme Bedeutung beigemessen. Ein Unfall wie in Genderkingen ist seiner Ansicht nach die Ausnahme.
War beim Absturz eine Schräglage schuld?
Auch Pilot Frank Büttinghaus weiß nicht, warum es zu dem Unfall in Genderkingen gekommen ist. Laut Polizei gibt es von dem Absturz Videomaterial, das jetzt für die Ermittlungen ausgewertet wird.
Was bislang bekannt ist: Unmittelbar vor dem Absturz hatte sich der Hubschrauber in einem Schwebflugmanöver befunden, und damit nur rund drei Meter über dem Boden. Vielleicht könnte daher ein sogenannter "Dynamic Rollover" der Auslöser gewesen sein, mutmaßt der erfahrene Pilot Büttinghaus und erklärt: "Wenn der Hubschrauber eine gewisse Schräglage einnimmt, dann hat der Pilot beim Landen eigentlich keine Chance mehr, den Hubschrauber wieder abzufangen." Der Hubschrauber setze schräg auf und es komme zu einem sogenannten dynamischen Überrollen.
Hubschrauber oder kleine Maschine: Was ist sicherer?
Bestimmte Regeln, die ein Pilot seinen Passagieren vor Antritt des Fluges nahelegen muss, gibt es laut Büttinghaus nicht. Allerdings sei jeder Pilot gut beraten, seinen Passagieren vor einem Flug zu erklären, wo sie die Hände lassen sollten, was sie anfassen dürfen und was nicht.
Grundsätzlich, so Büttinghaus, sei Hubschrauberfliegen fast genauso sicher wie ein Rundflug mit einer kleineren Maschine, wie er oft bei Preisausschreiben oder ähnlichen Gewinnspielen angeboten werde. So auch im Fall des 25-jährigen Passagiers.
Ob Hubschrauber oder Kleinflugzeug - generell sei Hubschrauberfliegen ein bisschen schwieriger als Fliegen mit einem Flächenflugzeug, sagt der Pilot. "Ein Hubschrauber ist in sich erstmal instabil, was das Flugverhalten betrifft", erklärt Büttinghaus. Während ein Flächenflugzeug sehr stabil in der Luft liege, sobald es Geschwindigkeit habe und sich nach vorne bewege, brauche ein Hubschrauber eine fortwährende Steuereingabe durch den Piloten.
Dafür gebe es beim Hubschrauber einen anderen Vorteil: Angenommen der Motor falle aus, hätte der Pilot in einem Hubschrauber immer noch die Möglichkeit der sogenannten Autorotation. "Das heißt, der Hubschrauber fällt nicht einfach vom Himmel, sondern geht in einen Abwärtsflug, sodass man ihn am Boden oder in Bodennähe noch abfangen kann."
Absturz aus niedriger Höhe kein Vorteil
Damit sei es sogar besser, wenn ein Hubschrauber nicht - wie in Genderkingen - knapp über dem Boden abstürze, sondern bereits höher fliege. Denn ab einer gewissen Höhe habe der Pilot "mehr Entscheidungsspielraum". Bei einem Absturz aus geringer Höher sei die Gefahr, dass jemand zu Schaden komme oder Material kaputtgeht, größer, als wenn der Hubschrauber aus größerer Höhe abstürze. "Da gibt es sicherlich mehr Chancen, besser aus der Situation herauszukommen."
Doch auch wenn Genderkingen nun Fragen aufwirft und noch geklärt werden muss, wie es zu dem Absturz kommen konnte - eines ist dem erfahrenen Piloten wichtig: Statistisch gesehen sei Fliegen - egal ob nun Rundflug oder großer Luftverkehr - das sicherste Verkehrsmittel. Büttinghaus appelliert darum, auch weiterhin keine Angst vor Rundflügen zu haben.
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