Die Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg (IKG) kritisiert scharf, dass der Internationale Nürnberger Menschenrechtspreis an die Versöhnungsinitiative "Parents Circle – Families Forum" (PCFF) verliehen werden soll. Im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk sagte Jo-Achim Hamburger, der Vorsitzende der IKG, dass die Initiative aus Sicht der IKG eine klar einseitige Agenda vertrete, indem sie die Opfer des Terrorismus gleichsetze mit den Opfern unter den Terroristen.
"Sie verfolgt zudem eine klare Linie, die Schuld an dem Konflikt im Nahen Osten zwischen Palästinensern und Israel eindeutig auf Israel zu schieben", so Hamburger weiter. Aus diesen Gründen würden viele Betroffene in Israel nicht mit der Organisation zusammenarbeiten. In einer Mitteilung der IKG heißt es zudem: Die Entscheidung für die Initiative als Preisträger sei eine "weitere Episode antiisraelischer Reflexe".
Stadt Nürnberg verteidigt Entscheidung
Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU) verteidigt gegenüber dem Bayerischen Rundfunk hingegen die Entscheidung. Eine neunköpfige internationale Jury habe sich nach langen Diskussionen auf die israelisch-palästinensische Versöhnungsinitiative festgelegt. Die Organisation bringe Israelis und Palästinenser zusammen, die durch den Nahostkonflikt ein Familienmitglied verloren haben, und rufe zur Versöhnung und zum Frieden auf. Die Initiative hat rund 750 Mitglieder – darunter Israelis und Palästinenser. "Diese Brückenbauer suchen wir", betont König, der ebenfalls Teil der Jury ist.
Außerdem seien alle Bewerber in der engeren Auswahl für den Menschenrechtspreis überprüft worden. Aus der deutschen Botschaft sowie der Stiftung Wissenschaft und Politik sei grünes Licht gekommen. Auch zwei weitere Einrichtungen, die Konrad-Adenauer-Stiftung und die Alliance for Middle East Peace, wurden befragt. "Die Kritik, die hier aufkommt, wurde nicht bestätigt", so König. An dem Preisträger werde man deswegen festhalten und die Auszeichnung am 21. September 2025 in Nürnberg verleihen.
International besetzte Jury
Zur Jury zählen neben Nürnbergs Oberbürgermeister auch die Künstlerin Noa Karavan-Cohen, die kenianische Juristin Kagwiria Mbogori, die peruanische Frauenrechtlerin Gladys Acosta Vargas, der Vorsitzende des Europäischen Flüchtlingsrats, Morten Kjærum, die ehemalige Luxemburger Erziehungsministerin Anne Brasseur, die beiden Professoren Jean Ahn und Hilal Elver sowie die Schauspielerin Iris Berben. Der Menschenrechtspreis wird alle zwei Jahre verliehen und ist mit 25.000 Euro dotiert.
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