Andrea Nahles bei einer SPD-Wahlkampfveranstaltung auf der Straße mit Mikrofon in der Hand.
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Die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, will mehr Langzeitarbeitslose wieder in Arbeit bringen.

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Suchttherapie: Nahles fordert mehr "Laufer Mühlen"

Suchttherapie: Nahles fordert mehr "Laufer Mühlen"

Seit einem Jahr ist Andrea Nahles Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit. Ihr Ziel: Menschen, die lange arbeitslos sind, in Arbeit bringen. So wie es das Inklusionsunternehmen Laufer Mühle macht: Es bietet Suchtkranken Therapie und Arbeit.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Im Tee- und Kosmetiklager der Laufer Mühle in Adelsdorf duftet es herrlich nach Kräutern. Viele bunte Teepackungen stehen in den Regalreihen. Sascha Roßmeisl kümmert sich mit einem Kollegen um den Bestand und bestückt Kartons mit bestellter Ware. Abnehmer sind Läden oder Apotheken in der Region, aber auch Kunden eines Online-Versands. Der 41-Jährige fährt mit dem Gabelstapler durch die Regalreihen, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Er wirkt gefestigt, obwohl er erst vor einem Jahr zur Suchttherapie in das Inklusionsunternehmen der Laufer Mühle gekommen ist.

"Wieder stolz, der zu sein, der ich bin"

Ja, er sei hier gewachsen, erzählt Sascha Roßmeisl, in dem Sinne, dass er sich wieder selbst möge. Er sei am Boden gewesen, als er gemerkt habe, dass da etwas stärker ist als er selbst. Das war der Alkohol. "Du wirst so getrieben durch den Suchtdruck. Das fällt jetzt hier weg und ich bin wieder stolz, der zu sein, der ich bin."

Am meisten helfe ihm die Gemeinschaft, der Zusammenhalt, weil alle ähnliche Probleme haben, sagt Roßmeisl. Geholfen habe ihm aber auch, dass er sich von Anfang an mit seiner Sucht auseinandersetzen musste. Kaum war er da, habe er eine IHK-Qualifizierung zum "soziotherapeutischen Assistenten" begonnen. Seine Abschlussarbeit habe er über die Bedeutung einer therapeutischen Gemeinschaft geschrieben, denn sie sei es, die einen aus der Sucht bringen könne. Sein Ziel ist es, eine feste Stelle in der Suchtprävention der Laufer Mühle zu bekommen. "Ich darf dann Leute anleiten, bei der Arbeitstherapie einteilen, mit ihnen Probleme besprechen, ihnen eine Stütze sein, und das wäre ein großes Anliegen von mir, das zu machen", sagt Roßmeisl.

Erfolgskonzept Laufer Mühle

Hinter dem erfolgreichen Ansatz des Inklusionsunternehmens steht die Erkenntnis, dass Langzeitarbeitslosigkeit oft mit dem Problem einer Suchterkrankung verknüpft ist. In der Laufer Mühle werde versucht, zunächst die Suchtkrankheit zu beheben und den Menschen anschließend einen festen Arbeitsplatz in den suchtfreien, sozialen Betrieben der Laufer Mühle anzubieten, erklärt Geschäftsführer Michael Thiem. Die vergangenen zwanzig Jahre hätten gezeigt, dass das ein erfolgversprechender Weg sei.

Die sozialen Betriebe sind Partner der freien Wirtschaft und tragen sich selbst. Sie bedienen die Bereiche Dienstleistung und Produktion. Es gibt zum Beispiel einen Verlag, Cafés, Kaufhäuser, Industrieproduktion oder Garten- und Landschaftsbau. Als Inklusionsunternehmen bekomme die Laufer Mühle dafür, dass sie Menschen mit Schwerbehinderung anstellt, die üblichen, staatlich dafür vorgesehenen Zuschüsse, so Thiem. Die Suchttherapie werde über Tagespflegesätze finanziert. Die Laufer Mühle biete betreutes Wohnen und betreutes Einzelwohnen an. Ziel sei das selbständige Wohnen ohne therapeutische Unterstützung.

Zusammenarbeit mit IHK sichert Weiterbildung

Um die Betroffenen fit zu machen für den beruflichen Weg, den sie künftig gehen möchten, arbeite man eng mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) zusammen, berichtet Geschäftsführer Michael Thiem. Die Finanzierung von Weiterbildungen werde vom "Freundeskreis der Laufer Mühle", zu dem Bürger und Unternehmer zählen, großzügig unterstützt. Die IHK biete der Laufer Mühle regelmäßig Qualifikationsbausteine und komme für Schulungen ins Haus.

Die Qualifizierung zum "soziotherapeutischen Assistenten", die Sascha Roßmeisl und viele andere gemacht hätten, sei ein solches IHK-Angebot. Das Neueste sei eine IHK-Qualifizierung zur "Fachkraft für Prävention und Gesundheitsmanagement im Unternehmen". Ein Lehrgang, der in der Laufer Mühle auf großes Interesse stoße. Leider, so Thiem, dürften seine Absolventen trotzdem keine Positionen besetzen, die für Fachkräfte ausgewiesen sind.

IHK-Fachqualifikation: kein anerkanntes Berufsbild

Das Problem: Die bei der IHK erworbenen Fachqualifikationen sind kein offiziell anerkanntes Berufsbild im Sinne der Berufsordnung. Deshalb dürfen Menschen, wie die Beschäftigten der Laufer Mühle, nur Hilfstätigkeiten ausüben. Für Michael Thiem, den Geschäftsführer der Laufer Mühle, ist das unverständlich. Er schwört darauf, dass Menschen, die Krisen überwunden haben, die besten Lehrer für andere sind.

Thiem würde sich von der Politik eine Änderung der Berufsordnung dahingehend wünschen, dass auch diese Fachqualifikationen anerkannt und finanziell aufgewertet werden. Gerade vor dem Hintergrund des fortschreitenden Fachkräftemangels, insbesondere in Gesundheits- und Pflegeberufen, sei es nahezu paradox, so Thiem, ein großes Potenzial an erfahrenen, qualifizierten Menschen nicht abzurufen.

Nahles: Mehr Laufer Mühlen in Deutschland

Bei ihrem Besuch zeigte sich BA-Chefin Andrea Nahles beeindruckt. Nachdem auch Betroffene selbst ihren Weg aus Sucht und Arbeitslosigkeit geschildert hatten, sagte die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, sie wünsche sich mehr Laufer Mühlen in Deutschland. Nahles, die am 1. August 2023 ein Jahr an der Spitze der BA steht, hatte von Anfang an das Ziel, langzeitarbeitslose Menschen wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. "Dass wir da erfolgreiche Integration schaffen, ermuntert mich eigentlich auch immer wieder. Zu sehen: es geht! Es ist vielleicht ein schwerer Anlauf, aber es klappt am Ende, und das freut mich sehr!"

Persönliche Bilanz der BA-Chefin

Am Rande ihres Besuches der Laufer Mühle zog Andrea Nahles eine kurze, persönliche Bilanz ihres ersten Jahres als Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit. Es sei eine sehr schöne Aufgabe, eine, die spannend sei, die sie fordere. Auch das, was sie an Erfahrung mitbringe – aus dem Politischen – könne sie gut einsetzen, und sei es nur dafür, zum Beispiel in den Haushaltsverhandlungen in Berlin noch etwas herauszuholen für die Jobcenter in Deutschland, so Nahles mit einem Lächeln.

Am Ende ihres Besuchs überreichte Andrea Nahles noch allen Beschäftigten der Laufer Mühle, die eine erfolgreiche Weiterbildung gemacht hatten, ihre IHK-Zertifikate. Auch Sascha Roßmeisl bekam sein Zeugnis von der BA-Chefin und strahlte über das ganze Gesicht: "Wieder ein Schritt weiter, würde ich sagen!"

Andrea Nahles (re.), Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, überreicht Sascha Roßmeisl (li.) sein IHK Zertifikat
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Andrea Nahles (re.), Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, überreicht Sascha Roßmeisl (li.) sein IHK Zertifikat

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