Immer mehr Apotheken auf dem Land müssen schließen. Der wirtschaftliche Druck wird zu groß und das Personal fehlt. Bayernweit haben in den letzten fünf Jahren fast 380 Apotheken zugemacht, sagt der Bayerische Apothekerverband. Das stellt die Menschen vor Ort regelmäßig vor Herausforderungen. Zum Glück liefern viele Apotheken inzwischen auch aus. So können viele Städte das Umland mitversorgen. Andere Patienten bestellen ihre Medikamente im Internet.
Beratung gibt es nur vor Ort
Fachkundige Beratung oder Hilfestellung gibt es dort allerdings nicht. Deshalb fehlen mit den geschlossenen Apotheken wichtige Bausteine der Gesundheitsversorgung vor Ort, sagt Bernward Unger, der unterfränkische Vorsitzende des Bayerischen Apothekerverbandes.
"Jeden Tag kommen viele Leute zu uns. Die wollen nicht nur Medikamente abholen, sondern auch wissen, welches Medikament für ihre Beschwerden das Beste ist. Oder sie brauchen Hilfe im Umgang mit Geräten wie etwa einem Insulin-Pen", sagt Unger, der selbst Apotheker in Dettelbach (Lkr. Kitzingen) ist.
Einnahmen für Apotheken zu gering
Verantwortlich für den Notstand ist vor allem das Geld. Die Apotheken verdienen nicht mehr prozentual an den Medikamenten, sondern bekommen nur ein pauschales Beratungshonorar. Gleichzeitig steigen die Nebenkosten und die Gehälter der Mitarbeiter.
Durch diesen hohen Kostendruck müssen viele Apotheker aufgeben. Und: Es herrscht akuter Personalmangel. Die Arbeitszeiten und die geringe Bezahlung sorgen dafür, dass viele frisch ausgebildete Apotheker in die Industrie abwandern.
Bürger müssen sich umstellen
Die Apotheke in Unsleben (Lkr. Rhön-Grabfeld) hat schon seit Mitte 2021 geschlossen. Der kleine Ort mit rund 1.000 Einwohnern liegt zwischen Bad Neustadt und Mellrichstadt. Bürgermeister Michael Gottwald gefällt die Situation überhaupt nicht, aber inzwischen hat er die Suche nach einem neuen Apotheker oder einer neuen Apothekerin aufgegeben. "Wegen der aktuellen wirtschaftlichen Lage für Apotheken haben wir die Hoffnung aufgegeben. Wir werden für das Gebäude eine andere Lösung finden", so der Bürgermeister.
Schwere Zeiten für Apotheker
Die Nebenkosten und die Gehälter der Mitarbeiter sind gestiegen, die Einnahmen sind gleichgeblieben, sagt die Apothekerin Elke Schenker, die schon zwei Apotheken schließen musste. In Unsleben und in Bad Neustadt. "Wir verdienen schon seit 2002 nicht mehr prozentual an den Medikamenten, sondern haben nur noch ein Beratungshonorar. Man muss sehr viele Packungen verkaufen, um noch erfolgreich zu sein", sagt die Apothekerin.
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