Die Fischwirte Tim Blinzler und Felix Wolf siedeln Goldforellen um.
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Tim Blinzler und Felix Wolf haben sich für eine Ausbildung zum Fischwirt entschieden.

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Ausbildung zum Fischwirt: Draußen bei jedem Wetter

Ausbildung zum Fischwirt: Draußen bei jedem Wetter

In Bayern gibt es immer weniger Fischwirte, die Zahl der Betriebe ist stark gesunken. Warum sich junge Menschen trotzdem für die Ausbildung in Starnberg entschieden haben. Und welche Herausforderungen sie meistern müssen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Tim Blinzler und Felix Wolf ziehen ihre Gummistiefel an, binden die Schürzen um und suchen den richtigen Kescher aus. Die beiden jungen Fischwirte entscheiden sich für ein großes und fünfeckiges Exemplar – ideal für ein Becken mit Betonboden und großen Fischen. Und ideal, um die Goldforellen aus ihrem Becken am Institut für Fischerei in Starnberg in einen größeren Teich umzusiedeln, damit sie zu Laichfischen heranwachsen können. Die beiden Männer haben sich für eine Ausbildung als Fischwirt entschieden – eine Berufswahl, die immer seltener wird.

Zahl der Auszubildenden stabil – auf niedrigem Niveau

Im Schnitt 25 Fischwirtinnen und -wirte schließen jährlich ihre Ausbildung am Institut für Fischerei in Starnberg ab. Die staatliche Einrichtung bildet junge Menschen aus ganz Süddeutschland und der deutschsprachigen Schweiz aus. Als eines der wenigen Institute in ganz Deutschland. Zwar ist die Zahl der Auszubildenden in den letzten Jahren in Bayern im Gegensatz zum Rest Deutschlands stabil geblieben – doch auf niedrigem Niveau.

In Bayern gibt es immer weniger Fischwirte. Das Landesamt für Statistik zählt im Jahr 2013 noch knapp 4.900 Aquakulturbetriebe, zehn Jahre später waren es nur noch rund 1.400. Auch die erzeugte Menge an Fisch hat abgenommen. Vor allem die kleinen, im Nebenerwerb geführten Betriebe haben aufgehört. Ein Grund dafür ist, dass sich Fischotter und Kormorane weiter ausbreiten – und die Schutzmaßnahmen für kleine Betriebe oft zu kostspielig sind. Außerdem ist der Klimawandel und damit einhergehende Wasserknappheit eine wachsende Herausforderung.

"Es macht einfach Spaß"

Tim Blinzler und Felix Wolf haben sich trotzdem für die dreijährige Ausbildung entschieden. Tim Blinzler hat seine Lehre bereits Ende Juli erfolgreich abgeschlossen, Felix Wolf steckt noch mittendrin. Beide schätzen, dass Fischwirte so viel draußen arbeiten. "Ich könnte mir nicht vorstellen, den ganzen Tag im Büro zu sitzen", erzählt Tim Blinzler. "Ich mag’s, den ganzen Tag draußen an der frischen Luft zu sein, egal ob’s regnet oder die Sonne scheint, es macht einfach Spaß!"

Ausbildung zum Allrounder

Der Beruf bietet zudem viel Abwechslung, erzählen die beiden jungen Männer. Die Azubis werden zu Allroundern ausgebildet, die sowohl Kenntnisse und Fähigkeiten in der Forellen- und Karpfenteichwirtschaft als auch in der intensiven Aquakultur und der Fluss- und Seenfischerei aufweisen. Die Aufgaben im Arbeitsalltag sind entsprechend vielfältig: von der Kontrolle und Pflege der Fische über das Reinigen und Instandhalten der Becken und Teiche bis hin zu handwerklichen und landwirtschaftlichen Tätigkeiten.

Klimawandel: Herausforderung für Fischwirte

Ein guter Fischwirt braucht laut Tim Blinzler und Felix Wolf viel Interesse an Fischen sowie genügend Kraft und Ausdauer. Auch handwerkliches Geschick ist in dem Beruf von Vorteil. Außerdem müssen die Fischwirte zunehmend mit den Folgen des Klimawandels umgehen können.

Stürme und heftige Regenfälle der letzten Monate führten dazu, dass einige Teiche überliefen oder durch Schmutz verunreinigt wurden. In solchen Situationen müssen die jungen Fischwirte schnell handeln, um die Fische zu schützen. Aber nicht nur Unwetter, sondern auch extreme Hitze kann für die Tiere gefährlich werden. Wenn sich das Wasser zu stark aufheizt oder im Extremfall sogar teilweise verdunstet, leiden die Fische erheblich.

Fische gibt es überall

Trotz der Herausforderungen schauen die Fischwirte positiv in die Zukunft. Felix Wolf sieht in der Ausbildung nicht nur die Möglichkeit, in der heimischen Fischwirtschaft tätig zu sein, sondern auch internationale Perspektiven. Er freut sich darauf, möglicherweise einige Zeit im Ausland zu verbringen und sich dort in verschiedenen Bereichen auszuprobieren – vielleicht sogar im Bereich der Salzwasserfischerei. Fische gibt es schließlich weltweit, sei es in Meeren, Seen oder Flüssen. Mit dem Beruf des Fischwirts stehen ihm somit auch international viele Türen offen.

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