Die Generalkonsulin des Staates Israel für Süddeutschland, Talya Lador-Fresher, in der Ausstellung über Oskar Schindler.
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Die Generalkonsulin des Staates Israel für Süddeutschland, Talya Lador-Fresher, in der Ausstellung über Oskar Schindler.

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Ausstellung über Oskar Schindler: "Man muss kein Held sein ..."

Man müsse kein Held sein, um Außergewöhnliches zu tun: So würdigt die Israelische Generalkonsulin das Leben Oskar Schindlers, das eine Ausstellung in München beleuchtet. In ihrer Rede schwang auch die Sorge vor einer Eskalation im Nahen Osten mit.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Mit "Schindlers Liste" setzte Steven Spielberg Oskar Schindler ein filmisches Denkmal. Gemeinsam mit seiner Frau Emilie rettete der aus dem heutigen Tschechien stammende Unternehmer 1.200 Juden vor dem Holocaust. Aber obwohl er sich damit selbst in große Gefahr brachte, war sein Einsatz an seinem Lebensende fast vergessen worden. Dieses Fazit zieht die Ausstellung "Oskar Schindler – Lebemann und Lebensretter" im Sudetendeutschen Museum in München.

Geschichte mahnt: "Nicht auf Fake News und Propaganda hereinfallen"

Eine, die das Engagement für Menschlichkeit des Ehepaars Schindler auch heute noch für vorbildlich und beispielhaft hält, ist Talya Lador-Fresher, Generalkonsulin des Staates Israel für Süddeutschland. Der Mensch Oskar Schindler zeige, "dass man kein Held sein muss, um etwas total Außergewöhnliches zu leisten".

Bei ihrem Rundgang in der Ausstellung zeigte sie sich beeindruckt vom Einsatz von Oskar und Emilie Schindler, die Tag und Nacht damit rechnen mussten, selbst von den Nationalsozialisten verhaftet und abgeurteilt zu werden. Die Geschichte zeige auch heute noch, wie wichtig es sei, sich an "grundsätzliche menschliche Werte" zu halten und nicht auf Fakenews und Propaganda hereinzufallen, so Lador-Fresher.

Sorge vor einer Eskalation im Nahen Osten

In ihren Worten klang auch die Sorge vor einer Eskalation im Nahen Osten an, vor einem Scheitern der internationalen Bemühungen. Die Generalkonsulin betonte, wie wichtig Menschen wie Oskar Schindler damals waren und auch heute noch sind: "Leute, die an das Gute im Menschen glauben, die sich wirklich für andere Menschen einsetzen: Diese Leute brauchen wir immer." Auch wenn Oskar Schindler bei Weitem kein Heiliger war.

Vom Lebemann zum Lebensretter

Anfangs hatte Schindler sogar noch von der Unterdrückung der Juden profitiert. Dann aber setzt ein Wandel ein, den die Ausstellung dokumentiert. Zuerst einmal sei er Lebemann gewesen, "der viele Frauengeschichten hatte, der getrunken hatte, der zu schnell gefahren ist, der auch Profiteur des NS-Systems war", erläutert Kuratorin Eva Haupt vom Sudetendeutschen Museum.

In den sechs Jahren des Krieges sei er aber "wirklich zum Lebensretter geworden", der das Geld, das er verdient habe, wieder ausgegeben habe – und zwar zur Rettung der Juden. So hatte Schindler zum Beispiel auf seinem Fabrikgelände in Brünnlitz ein eigenes Lager errichten lassen, um seine Mitarbeiter unterzubringen, zwar mit SS-Bewachung, aber unter besseren Lebensbedingungen als in den anderen Lagern. Am Ende des Krieges war er arm wie eine Kirchenmaus.

Zentrum der Ausstellung: Schindlers berühmte Listen

Im Zentrum der Ausstellung im Sudetendeutschen Museum in München stehen Schindlers berühmte Listen. Auf ihnen stehen die Namen der Juden, die er in seiner Fabrik in Krakau rettete. In Audioaufnahmen kommen Überlebende zu Wort. 4.000 Besucher waren schon da. Die Ausstellung ist noch bis zum 27. Oktober zu sehen.

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