"P wie Professionell, F wie Fachlich, L wie lebensnah, E wie empathisch, G wie geduldig, E wie effektiv", rufen die Azubis der Pflegefachschule Lauf, während sie auf einer Bühne am Jakobsplatz in Nürnberg ein großes Transparent hochhalten. "Pflege" steht in bunten, großen Buchstaben darauf. Jedes Adjektiv wird von ihren meist jungen Kolleginnen und Kollegen im Publikum laut beklatscht und bejubelt.
"Tag der Pflege" mit Festivalatmosphäre
Der mittelfränkische "Tag der Pflege" fand am Dienstag bereits zum zehnten Mal statt. In der Vergangenheit ging es dabei oft um Missstände in der Pflege. Dieses Jahr wollten die Beteiligten vermitteln, warum Pflege Spaß macht. Und deshalb war die Veranstaltung, die von den Wohlfahrtsverbänden und ihren Kooperationspartnern organisiert wurde, eher eine große Party als eine Kundgebung. Die Band BBQChiefs heizte dem Publikum zwischen den Beiträgen ordentlich ein. Ausgelassen tanzten einige der etwa 600 jungen Menschen vor der Bühne zur Musik. Dazwischen gab es Tanz und Musikdarbietungen, Poetry Slam und andere kreative Beiträge von Auszubildenden selbst. An kleinen Ständen wurden Essen und Getränke verkauft.
Menschen helfen macht Spaß
"Es macht ganz viel Spaß, den Menschen zu helfen und ihre Fortschritte zu sehen", sagte zum Beispiel Lena Bernert, die ihre Ausbildung bei der Arbeiterwohlfahrt in Redwitz im Landkreis Lichtenfels macht. Mit ihrer Meinung war sie auf dem Jakobsplatz nicht allein – fast jeder betonte, was er oder sie an der Pflege schätzt und wie viel man zurückbekommt. "Vor allem, wenn bettlägerige Menschen dann trotzdem wieder zur Selbstständigkeit kommen und sie wieder ein Lächeln im Gesicht haben", freut sich Bernert. Das Zwischenmenschliche sei für sie im Job besonders wichtig.
"Tag der Pflege" zum Geburtstag von Florence Nightingale
Dass Pflege professionalisiert wurde, geht vor allem auf die britische Krankenschwester Florence Nightingale zurück. Sie war federführend bei der Einführung von Pflegestandards, deren Vermittlung in Schule und Praxis und der Anerkennung als ordentliche Berufsausbildung. Deshalb findet der bundesweite Tag der Pflege jedes Jahr rund um Florence Nightingales Geburtstag am 12. Mai statt.
Freude am Beruf weitergeben
Bei der Veranstaltung waren auch einige erfahrene Pflegekräfte dabei, die jungen Menschen in der Ausbildung ihr Wissen, aber auch ihre Freude am Beruf vermitteln. Eine von ihnen: Praxisanleiterin Elmira Schneider vom Adolf-Hamburger-Seniorenheim in Nürnberg.
"Ich liebe diese Arbeit mit Herz, und ich liebe alte Menschen. Das macht mir wirklich Spaß." Elmira Schneider, Praxisanleiterin
23 Jahre lang arbeitete Elmira Schneider selbst als Pflegerin. Heute versucht sie, ihre eigene Begeisterung und ihr Wissen an ihre Azubis weiterzugeben. Sie möchte dazu beitragen, dass die nächste Generation in der Pflege fachlich, aber auch empathisch gut aufgestellt ist für den Berufsalltag.
Gesundheitsministerin Gerlach zum Pflegeassistenzgesetz
Nach Tanzeinlagen und viel Musik kamen auch noch politische Entscheidungsträger oder ihre Vertreter zu Wort. Auch Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) kam trotz Terminschwierigkeiten kurz dazu. Sie nutzte ihre Stippvisite auf dem Jakobsmarkt in Nürnberg, um auf ihre Unterstützung für die bundesweit einheitliche Einführung des Pflegeassistenzgesetzes aufmerksam zu machen – damit soll die Ausbildung von Pflegefachhelfern auf zwei Jahre verlängert werden. Ein Teil der Auszubildenden hat zu diesem Zeitpunkt den Jakobsplatz schon wieder verlassen.
Pflege und Politik: Ein ambivalentes Verhältnis
Dass das Verhältnis zwischen Pflege und Politik nicht immer einfach ist, zeigte sich im Wortbeitrag einer Pflegeklasse. Im ersten Teil trugen Pflegeschüler emotionale Statements wie dieses vor: "Pflege bedeutet für mich: Menschen zu helfen, egal, wie drastisch oder ausweglos die Situation oder Krankheit sein mag." Dann fragte eine junge Frau "Wie wird Pflege in der Gesellschaft und Politik wahrgenommen?" Statt einer Antwort wurde geklatscht. Bei aller Begeisterung für den Job: Die Pflegekräfte von morgen wünschen sich eine faire Bezahlung und mehr Wertschätzung.
"Der schönste Beruf, den es gibt"
Doch trotz aller Kritik: Für die meisten Pflegekräfte, die in Nürnberg dabei waren, überwiegt die Freude am Beruf. Für Victor zum Beispiel, der seine Ausbildung an der Fachklinik in Herzogenaurach macht.
"Es ist immer noch der schönste Beruf, den es gibt." Victor, Pflege-Azubi Fachklinik Herzogenaurach
Victor liebt die Arbeit am und mit den Menschen. "Es ist einfach das Gesamtpaket, dass man in diesem Beruf dabeihat", sagte er. Ganz besonders schätze er die gute Ausbildung und ihre vielen Möglichkeiten. "Es gibt unendliche viele Richtungen, in die man sich weiterentwickeln kann – und deswegen bin ich in die Pflege gegangen."
Trotz aller Probleme in der Pflege – alle, die beim Tag der Pflege in Nürnberg dabei waren, sind stolz auf ihren Beruf. Und das möchten sie auch allen zeigen.
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