Fredi Wunner in Schwarzenbach am Wald im Landkreis Hof ist begeistert von seiner Balkon-Solaranlage, die bei ihm am Gartenhaus hängt. Die Stecker-Solargeräte kosten nur ein paar hundert Euro und sind leicht zu installieren. "Kaufen, ranschrauben, anstöpseln, fertig" fasst es Wunner zusammen. Bis zu einer Leistung von 800 Watt, das entspricht zwei Solarmodulen, müssen solche Anlagen gar nicht mehr beim Netzbetreiber, sondern nur noch beim Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur angemeldet werden und ein haushaltsüblicher Stecker reicht zum Einspeisen des Stroms.
In Bayern sind bisher knapp 130.000 betriebene Balkonkraftwerke beim Marktstammdatenregister registriert. Seit 2022 steigen die Zahlen steil an – allein 2024 kamen über 65.000 Anlagen hinzu. Die Mini-Photovoltaik-Anlagen boomen.
Markus Ruckdeschel von der Energieagentur Oberfranken führt das auf die gestiegenen Strompreise zurück – aber nicht nur: "Viele Leute haben gesagt, wenn das so einfach ist, dann versuche ich das mal. Und deswegen war das eigentlich die optimale Einstiegshilfe in den Bereich Photovoltaik."
Grafik: Entwicklung der Anzahl der Balkonkraftwerke
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Balkonkraftwerk-Spitzenreiter sind die Unter- und Oberfranken. In beiden Regierungsbezirken kommen etwa 30 Anlagen auf 1.000 Haushalte. Das ergibt eine BR24-Auswertung der Anmeldungen im Marktstammdatenregister (Stand: 23.03.25). Schlusslicht ist Oberbayern, mit nur knapp halb so vielen kleinen PV-Anlagen je 1.000 Haushalte.
Anbringen in Mietwohnungen möglich, aber mühsamer
Markus Ruckdeschel von der Energieagentur Oberfranken vermutet dahinter praktische Gründe – und die hohe Wohneigentumsquote im ländlichen Raum. In der Wohnung muss fürs Balkonkraftwerk erst der Vermieter oder die Eigentümergemeinschaft gefragt werden. Balkonkraftwerke seien zwar prinzipiell zulässig und auch attraktiv für Mieter, dennoch sei es in einer Mietwohnung immer mühsamer als am Eigenheim, sagt Ruckdeschel.
Auch der Gemeinde-Spitzenreiter liegt in Unterfranken: Die Gemeinde Hausen im Landkreis Miltenberg weist mit 80 Balkonkraftwerken je 1.000 Haushalte den höchsten Wert auf – insgesamt gibt es in der kleinen Gemeinde mit rund 700 Einwohnerinnen und Einwohnern 22 registrierte und aktive Anlagen. Auf dem zweiten Platz landet Stettfeld (79 Anlagen je 1.000 Haushalte), ebenfalls in Unterfranken, gefolgt von Hirschau in der Oberpfalz – hier kommen knapp 72 Anlagen auf 1.000 Haushalte, insgesamt sind es 193.
Bayernkarte: Balkonkraftwerke pro 1.000 Haushalte je Gemeinde
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Bundesnetzagentur: Registrierungsquote unzureichend
Eine Einschränkung der Daten: Obwohl auch steckerfertige Erzeugungsanlagen – also Mini-PV-Anlagen und Balkonkraftwerke – registriert werden müssen, geschieht dies nicht immer. Die Bundesnetzagentur schreibt dazu auf Anfrage: "Die Registrierungsquote bei Balkonkraftwerken entspricht noch nicht den Pflichten der Anlagenbetreiber, den Erwartungen der Bundesnetzagentur und der anderen Nutzer des Marktstammdatenregisters." Die Bundesnetzagentur beobachte allerdings eine zunehmende Wahrnehmung der Registrierungspflicht. Sie rechne damit, "dass die Anzahl der Registrierungen dieser Anlagen künftig zunimmt."
Niederbayern: Das Land der klassischen Solaranlagen
Was in den Daten dennoch deutlich wird: Dort wo es viele Balkonkraftwerke gibt, gibt es weniger klassische Solaranlagen auf dem Dach. Die meisten Solaranlagen (ohne Mini-Anlagen und Großanlagen, mehr dazu am Ende des Textes) je 1.000 Gebäude gibt es in Niederbayern (185), Schwaben (160) und Oberbayern (147). In der Gemeinde Haunsheim in Schwaben mit rund 1.600 Einwohnerinnen und Einwohner kommen 283 Anlagen auf knapp 700 Gebäude – also umgerechnet 408 je 1.000 Gebäude. Auch Platz zwei und drei liegen in Schwaben die Gemeinden Winterrieden und Maihingen.
Bayernkarte: PV-Anlagen pro 1.000 Gebäude je Gemeinde
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Balkonkraftwerke als Einstieg in die Sonnenenergie
Die Bedeutung von Balkonkraftwerken für die Energiewende sieht die Energieagentur Oberfranken weniger in der produzierten Strommenge, sondern in ihrer Funktion als niederschwelligen Einstieg in die Sonnenenergie. Viele, die mit Klein-PV anfangen, würden sich wenig später auch für reguläre Dachanlagen entscheiden.
Die installierte Leistung aller Balkonkraftwerke in Bayern beträgt etwa 115.000 kW. Die Summe der installierten Leistung aller klassischen PV-Anlagen (ohne Großanlagen) beträgt hingegen 8.275.263 kW – 71-mal so viel. Auch bei den klassischen Anlagen gab es in den vergangenen Jahren einen Boom. Insgesamt sind in Bayern im Marktstammdatenregister etwa 857.000 registriert.
Grafik: Anzahl der PV-Anlagen seit 2000 (Inbetriebnahme der Anlage)
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Fredi Wunner aus Schwarzenbach am Wald jedenfalls ist mit seinem Balkonkraftwerk an der Gartenhütte sehr zufrieden. "Das lohnt sich auf jeden Fall", hat er nach kurzer Zeit gemerkt. Und auch er hat dann zusätzlich in eine Dachanlage investiert.
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💡 Sophie Menner und Claudia Kohler analysieren für BR24 TV, Radio und hier im Digitalen Daten – mit dem Fokus auf Bayern. Die Recherchen beleuchten datengestützt aktuelle Themen und deren Hintergründe und Zusammenhänge. Eine Kooperation mit der Tageszeitung Main-Post ist preisgekrönt. Haben Sie ein Thema, auf das wir mit der Datenbrille schauen sollen? Schreiben Sie uns: br24.feedback@br.de, Stichwort: Datenthema
Im Video: Balkon-Kraftwerk für Einsteiger
Photovoltaik boomt in Bayern und das gilt auch für die sogenannten Balkon-Kraftwerke.
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