Zwischen riesigen Web-Maschinen, Stoffen und Kleidern führen blaue Tierspuren über den Boden. Wer genau hinschaut im Augsburger Textil- und Industriemuseum, dem "tim", bemerkt die Veränderung: Überall im Museum haben sich kleine – und größere – Tiere versteckt. Es sind Tierfiguren aus Bast. Sie stammen aus der Bastowerkstatt von Else Stadler-Jacobs, zunächst in München, später am Ammersee. Ihre – fast vergessene – Geschichte erzählt das tim ab heute.
Einzigartige Basttiere aus Bayern
"Einzigartiges Kunsthandwerk in ganz hoher Qualität" sei das, sagt der Augsburger Daniel Karrasch. Zusammen mit Christoph Sauter hat er die Bastfiguren auf dem Dachboden einer Münchner Villa entdeckt, nach vielen Zufällen. Selbst in der Familie waren die Basttiere und die Geschichte von Großmutter Else fast in Vergessenheit geraten.
Karrasch sagt, er kenne "nichts Vergleichbares". Niemand habe aus Bast kunsthandwerkliche Dekorations-Tiere in dieser Art hergestellt - und das über einen Zeitraum von rund 40 Jahren. Die Tiere hatten einfach den Geschmack der Zeit getroffen, als auch die Westdeutschen in den 50er- und 60er-Jahren Muße hatten, ihre Wohnzimmer zu dekorieren. Da fanden sich dann nicht nur Schaf oder Löwe auf der Kommode, sondern vielleicht auch Kakadu oder Pinguin, gerne auch in einer Vitrine.
Die Tiere waren ein Exportschlager in die High Society
Mit welchen Augen die Basttiere aus Bayern gesehen wurden, lassen auch die Geschäfts-Papiere der Bastowerkstatt erahnen: Es gab größere Bestellungen aus New York und San Francisco. Ein Magazin-Foto im Augsburger tim zeigt Hollywood-Legende Charlton Heston mit Familie in New York, und mit im Bild: eines der Basttiere.
Die Augsburger Museumsbesucher können die Tiere überall in der Dauerausstellung entdecken, die Spinnen etwa in der Spinnmaschine. Frösche und Fische sind nah am Wasser zu sehen, bei den historischen Badeanzügen.
Die Augen sind das Besondere
Als Spielzeug waren die Tiere zwar nie gedacht und auch im Museum darf man sie nur anschauen. Ihren besonderen Reiz haben die Tiere womöglich, weil sie ihre Betrachter so unverwandt anschauen. Auf die Augen, heißt es, habe Else Stadler-Jacobs immer besonderen Wert gelegt. Zu sehen ist die ungewöhnliche Sonderausstellung für Entdecker bis zum Beginn der nächsten Sommerferien.
Video: Ein Tierreich aus Bast - Wie die Basttiere wiederentdeckt wurden
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