Im Neujahrsgottesdienst in der Münchner Matthäuskirche hat Landesbischof Christian Kopp die Menschen ermutigt, sich im Leben bewusst auf das Gute hin zu orientieren. Er berief sich laut Mitteilung auf die biblische Jahreslosung "Prüft alles und behaltet das Gute" (1. Thess. 5,21). Diese Worte des Apostels Paulus seien zeitlos und angesichts aktueller Herausforderungen besonders bedeutsam. Um innere Ruhe zu finden, könne es helfen, mit dem Zweitbesten zufrieden zu sein. Gerade für das gesellschaftliche Zusammenleben sei so eine Haltung wichtig: Er rief dazu auf, Differenzen auszuhalten und Vielfalt als Bereicherung zu sehen.
Zudem sagte der Landesbischof laut vorab veröffentlichtem Manuskript, manche Menschen würden unter einer sehr vielschichtigen Gesellschaft leiden. "Die hohe Zustimmung zu extremistischen und rechtsextremen Positionen, die von nationalistischen Zusammenführungen träumen, sind auch darauf zurückzuführen." Es müssten aber alle lernen, ihren Weg zu gehen und die Lebensweisen der anderen auszuhalten.
Bischof Hanke warnt vor "Konzept totaler Freiheit"
Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke warnte zum Jahreswechsel vor einem übersteigerten Verständnis individueller Freiheit. "Eine Gesellschaft löst sich auf, wenn das Ziel heißt: Von nichts und niemandem abhängig zu sein", sagte Hanke im Eichstätter Dom. Als exemplarisch für dieses "Konzept totaler Freiheit" nannte der Bischof das Selbstbestimmungsgesetz und die aktuellen Abtreibungsdebatten in westlichen Gesellschaften.
Die Gesellschaft verliere den Sinn für gemeinsame Werte, kritisierte Hanke. Die ökologische Krise und der zunehmende Rückzug auf individuelle Selbstverwirklichung seien Symptome dafür. "Nachhaltigkeit verlangt Verzicht und Selbstbeschränkung", fügte er hinzu. Diese Haltungen seien das Gegenteil einer entgrenzten Freiheit des Individuums.
Hanke setzte dem ein christliches Verständnis von Freiheit entgegen. "Eine Freiheit, bei der das eigene Wollen die einzige Norm ist, erlöst nicht, sie macht den Menschen zum Geschöpf ohne Sinn." Stattdessen sei die Freiheit der Kinder Gottes in der Bindung an Christus und in der Beziehung zu anderen Menschen verwurzelt.
Marx: Zeugen der Hoffnung gegen Nationalismus und Ideologie
Am Silvestertag hatte der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, dazu aufgerufen, die Botschaft Jesu neu zu entdecken. "Diesen Neuanfang brauchen wir immer wieder. Aber in diesen Zeiten sind wir besonders herausgefordert, diese Neuentdeckung zu machen, um Zeugen der Hoffnung zu sein gegen diejenigen, die in Nationalismus und Ideologie ihre Zukunft sehen, die polarisieren und alte Gräben aufreißen", sagte Marx laut Mitteilung.
Alle Menschen seien Bilder Gottes. "Diese Hoffnung können wir auch in die politischen Auseinandersetzungen einbringen. Aber erst müssen wir sie im Gebet und im geistlichen Leben neu erfassen. Jesus von Nazareth, das Kind von Betlehem, ist der Grund unserer Hoffnung." Das sei aber keine Sicherheit und keine Ideologie, die wir verteidigen müssten, sondern ein Weg, den wir gehen.
Christen wüssten, erklärte Marx weiter, dass man die Welt nur Schritt für Schritt besser machen kann. "Mit dieser Nüchternheit, aber auch mit dieser Hoffnung sind wir präsent, gerade jetzt, da entscheidende Jahre auf uns zukommen. Was wird im Jahr 2050 sein? Eine noch stärker zerrissene Welt, wo um Wasser und die Zukunft gekämpft wird? Wer behält seinen Platz und seinen Wohlstand und wer muss außen vor bleiben?" Ohne neues Denken "werden wir alles verlieren. Das gilt auch für die Kirche!"
Papst: Würde des Lebens achten, von Geburt bis zum Tod
Papst Franziskus rief am Neujahrstag im Petersdom zu Frieden, Hoffnung und zum Einsatz für die Würde jedes einzelnen Menschen auf. "Das ist die grundlegende Basis für den Aufbau einer Zivilisation des Friedens." Am Weltfriedenstag forderte er "eine feste Verpflichtung zur Förderung der Achtung der Würde des menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod, damit jeder Mensch sein Leben lieben und hoffnungsvoll in die Zukunft blicken kann".
Mit Informationen von dpa, KNA und epd
Im Video: Neujahrs-Gottesdienst: Friedensappell des Papstes
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