Zu keiner Zeit des Jahres wird dem Aberglauben so vielfältig gehuldigt wie am letzten Tag des Jahres. Es geht ums Bleigießen, um Hufeisen und Kaminkehrer, aber auch um Fisch oder Hühnchen auf dem Teller. Schon immer wollten die Menschen in die Zukunft sehen - besonders beim Übergang zum neuen Jahr.
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Woher kommt das Bleigießen?
Doch warum das zum Beispiel gerade früher per Bleigießen (heute Zinngießen) geschehen soll, ist nach wie vor ein Rätsel, obwohl man den Brauch schon seit der römischen Antike kennt, wie Michael Ritter vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege weiß. "Bei uns war er vor allem in bürgerlichen Kreisen verbreitet, in ländlichen Gegenden hat man dagegen eher Wachs gegossen oder Eiweiß in heißes Wasser geschüttet, weil das ähnliche Formen ergeben hat. Woher diese Bräuche kommen, weiß man bis heute nicht. Bei Blei nimmt man an, dass es vielleicht auch daran gelegen hat, dass Blei ein besonderes Material ist. Man hat ja geglaubt, daraus Gold machen zu können."
Vom Aberglaube zum Brauch
Auch beim Essen gibt es so manchen Aberglauben. Danach bringen einen beispielsweise Karpfen oder auch Schwein gut ins neue Jahr. Geflügel sollte man an Silvester hingegen besser meiden - damit fliegt das Glück angeblich davon.
Manche Glücksbringer haben aber auch einen durchaus nachvollziehbaren Hintergrund, wie das Kleeblatt. Das ist schlicht selten, nur mit Glück findet man eins. Der Fliegenpilz dagegen sticht durch Form und Farbe heraus unter den Schwammerln und wurde – so giftig wie er ist – auch für eine halluzinogene Wirkung verwendet. Das war Zauberei.
Und der Glückspfennig bzw. Cent soll dafür sorgen, dass einem das Geld nie ausgehen mag. Und woher stammt der Aberglaube an das Glücksschwein? Laut Heimatpfleger Michael Ritter war das Schwein ein Symbol für Wohlstand. "Wer ein Schwein schlachten konnte, hatte einfach über einen langen Zeitraum hinweg etwas zu essen, es war also von existenzieller Bedeutung."
Warum der Kaminkehrer Glück bringt
Auch der Kaminkehrer bringt angeblich Glück, hat er doch Menschen vor Feuersbrünsten bewahrt. "Früher ist es in Städten in den Häusern oftmals zu den sogenannten Rußbränden gekommen, bei denen ganze Städte vernichtet worden sind. Außerdem hat der Kaminkehrer den Leuten ein gutes neues Jahr gewünscht, wenn er ihnen am Neujahrstag die Rechnung gebracht hat", erzählt der Experte für Bräuche.
Wie hängt das Hufeisen richtig?
Viele abergläubische Vorstellungen sind zum Brauch geworden. Bei einigen ist man sich allerdings uneins bei der Umsetzung - so wie beim Hufeisen. Das schützt bekanntlich das Pferd, den früher mit kostbarsten Besitz einer ländlichen Familie. Bis heute werden Hufeisen daher als Glücksbringer üblicherweise an der Stalltüre angebracht.
Doch wie genau – da scheiden sich laut Michael Ritter die Geister. "Die einen sagen, man muss es so hinhängen, dass es mit der Öffnung nach oben zeigt, damit das Glück hineinfallen kann. Andere sagen, genau andersherum muss man es aufhängen, damit das Glück herausfließen und sich über Dorf und Haus verbreiten kann."
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