Kita-Träger in Franken klagen über rote Zahlen: Die staatliche Finanzierung decke die Kosten nicht mehr. Sie fordern Nachbesserungen.
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Bayerische Kitas in der Krise: Finanzierung reicht nicht mehr

Bayerische Kitas in der Krise: Finanzierung reicht nicht mehr

Die Belastung ist zu hoch: Neun Kita-Träger in Mittelfranken schreiben rote Zahlen. Die staatliche Finanzierung decke die Kosten nicht mehr, klagen sie. Gemeinsam wollen sie für öffentlichen Druck sorgen – und einheitliche Regeln erreichen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Sie betreuen zusammen 12.000 Kinder in 240 Kitas im südlichen Franken, doch das Geld ist knapp. Nun wollen neun Kita-Träger gemeinsam für eine bessere Finanzierung kämpfen. Dafür haben sie die neue "Arbeitsgemeinschaft Freie Kita-Träger Mittelfranken-Süd" gegründet.

Frühere Konkurrenten für bessere Finanzierung

In der Arbeitsgemeinschaft haben sich frühere Konkurrenten zusammengeschlossen. "Wir haben uns gegenseitig in die Bücher geschaut und ein strukturelles Problem erkannt", sagt der stellvertretende Geschäftsführer des BRK Südfranken, Martin Fickert. Die staatliche Finanzierung von Kitas decke die Kosten nicht mehr.

Ihre gemeinsame Stimme könnte Gewicht bekommen, denn es beteiligen sich nahezu alle freien Kita-Träger: BRK, AWO, evangelische und katholische Einrichtungen, Diakoneo, Rummelsberger und der Verein selbstorganisierte Kindertagesstätten in Nürnberg.

Bei Krankheitswellen sind Kitas ständig zu

In den letzten zwei Jahren habe sich die Lage wegen gestiegener Personalkosten zugespitzt. Die Träger kritisieren komplizierte Finanzierungs-Regelungen, bei denen pro Kind ein Basiswert, der Förderbedarf und die Buchungszeiten berücksichtigt werden. Der vom Staat bezahlte Basiswert sei in den letzten Jahren zwar auch gestiegen, so die Arbeitsgemeinschaft, aber nicht in gleichem Maß wie die Personalkosten. Auch gebe es ein strukturelles Defizit. "Personal, das bei Krankheit einer Erzieherin einspringen kann, ist nirgends refinanziert", sagt die Referentin Kinder-Jugend-Familie bei BRK Südfranken, Stefanie Dietrich-Wägemann. Erst ab dem 42. Fehltag werde ein Ersatz bezahlt. "Wir müssten in Krankheitswellen ständig die Kita schließen", so Dietrich-Wägemann. Mit großem Engagement werde beim BRK Weißenburg innerhalb der 21 Kita-Einrichtungen Ersatz organisiert. Kleinere Träger mit weniger Personal hätten diese Möglichkeiten nicht.

Individuelle Förderung nötiger denn je

In den letzten Jahren wurde die Kinderbetreuung massiv ausgebaut. Für Quereinsteiger wurde eine neue Ausbildung geschaffen und die Erzieher-Ausbildung verkürzt und neu strukturiert. Doch wegen der finanziellen Schieflage kümmern sich immer noch zu wenig Köpfe um zu viele Kinder. Damit entfällt die individuelle Förderung, die aber gleichzeitig immer nötiger wird. "Die Kinder werden immer besonderer", erläutert Stefanie Dietrich-Wägemann vom BRK. Sie hätten öfter Sprachschwierigkeiten, könnten seltener Grenzen akzeptieren und sich in die Gruppe einfügen. "Für qualitativ hochwertige pädagogische Arbeit brauchen wir Zeit, uns mit dem einzelnen Kind hinzusetzen und Vertrauen aufzubauen." Mitarbeitende seien zunehmend frustriert. "Wenn wir nur Lücken stopfen, können wir unserem Bildungsauftrag nicht gerecht werden", so Dietrich-Wägemann.

Elternbeiträge anheben, um Defizit auszugleichen?

Das Defizit werde nur manchmal von Kommunen getragen. Hier haben die Städte und Gemeinden jeweils ganz unterschiedliche Verträge mit den Kita-Trägern vor Ort. Kommunen spielten die verschiedenen Träger auch untereinander aus, so die Beobachtung. Dabei hätten alle die gleichen finanziellen Probleme. "Wir wollen hier künftig mit einer Stimme sprechen", sagt Manuel Leisinger, Geschäftsführer von 50 katholischen Kitas in Franken und Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft. Als finanzieller Hebel bleibe den Trägern nur die Möglichkeit, die Elternbeiträge zu erhöhen. Damit könnten sich aber genau die Familien weniger Kita-Stunden leisten, die sie am meisten bräuchten. Und wenn Familien wegen gestiegener Beiträge weniger Stunden buchten, würden erneut die Einnahmen sinken – ein Teufelskreis.

Staatsregierung will Familiengeld in die Kitas stecken

Die Bayerische Staatsregierung verweist darauf, dass der Basiswert für die Kita-Finanzierung ständig angehoben werde und auch zuletzt deutlich gestiegen sei. Doch die Bayerische Familienministerin Ulrike Scharf räumt ein: "Wir brauchen mehr Geld im System." Die Staatsregierung hat im November 2024 beschlossen, das Bayerische Familiengeld zur Hälfte in die Kita-Finanzierung zu stecken. Familien bekommen damit nur noch halb so viel Geld wie bisher direkt ausbezahlt. "Die restlichen 50 Prozent der gesamten Mittel gehen in die Finanzierung der Kinderbetreuung", so Scharf. Bis das Geld fließt, wird vermutlich noch ein Jahr vergehen. "Das Jahr 2025 wird das schwierigste Jahr, das ich mitmachen muss", erklärt Martin Fickert vom BRK Südfranken.

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