Frisches Obst und Gemüse, Milch und Käse. Für die Schülerinnen und Schüler der Hermann-Hedenus-Mittelschule in Erlangen gehört das zum täglichen Schulfrühstück dazu. Die Auswahl ist groß und wird von den Kindern geschätzt. "Wir wissen viel über die Essensgewohnheiten der Schülerinnen und Schüler zu Hause und da kommen gesunde Lebensmittel oft zu kurz in den Familien. Und hier bekommen sie allerhand Obst- und Gemüsesorten, die sie vielleicht gar nicht kennen und sind bereit sie zu probieren", berichtet Lehrerin Alexandra Wening.
Doch künftig werden die Portionen kleiner. Denn der Freistaat Bayern reduziert die geförderten Mengen pro Kind. Das ärgert die Lehrerin: "Für uns heißt das, dass die Schüler an manchen Tagen gar nix bekommen oder sehr viel weniger. Dann ist das ein Tropfen auf den heißen Stein, weil von einer Apfelspalte am Tag für jeden Schüler lernt man weniger über gesunde Ernährung. Das hat gesundheitlich keinen Effekt."
Böse Überraschung ohne Vorwarnung
Die Schulen und Kindergärten, aber auch die Betriebe, die die frischen Waren liefern, wurden von den Anpassungen überrascht. In Hemhofen bei Erlangen packen die Mitarbeiter der Abokiste die Kisten für rund 200 Schulen und Kitas, für 18.000 Kinder von Schwabach bis Bamberg. Alles Bio, alles frisch. Dass seit Januar die Lieferungen weniger geworden sind – statt 34 im Schuljahr sind es nur noch 24 – haben sie lediglich kurzfristig über die Homepage des Landwirtschaftsministeriums erfahren. Hier sind sie wie alle anderen Lieferbetriebe für das Schulprogramm verpflichtet, jeweils fürs nächste Quartal die bestellten Mengen abzurufen.
Ministerium reduziert geförderte Menge Schulobst pro Kind
Im Dezember der Schock: Die Mengen werden reduziert. "Wir als Betrieb hätten natürlich gern vorher gewusst, was uns erwartet. Jetzt zu erfahren, dass wir 60 Touren im Quartal weniger fahren, jeden zweiten Montag nichts zu tun haben, ist natürlich ein Kaltstart", sagt Hannah Winkler von Mohrenfels, die Chefin der "Abokiste".
Hätte man ein halbes Jahr im Voraus Bescheid bekommen, hätten sie die Chance gehabt, anders einzukaufen, ihre Touren anders zu planen. Im Januar hätten sich die Kitas und Schulen dann bei ihr beschwert über die ausbleibenden Lieferungen, so Winkler. Die Mitarbeiter der "Abokiste" hätten dann erklären müssen, dass das Ministerium die geförderten Mengen pro Kind reduziert habe, berichtet sie.
Ministerium spricht von unveränderter Fördersumme
Das Landwirtschaftsministerium sieht hingegen kein Versäumnis, die Lieferanten, Schulen und Kindergärten nicht frühzeitig informiert zu haben. Die Lieferanten hätten selbst die Aufgabe, alle Daten und Mengen fürs nächste Quartal auf der Homepage abzurufen, heißt es.
Das Schulprogramm wird zum Teil durch die Europäische Union (EU) finanziert, zum Teil vom Freistaat Bayern. Die bayerische Fördersumme von 5,7 Millionen Euro habe sich prinzipiell auch nicht geändert, so Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU). Man habe lediglich in den letzten Jahren noch zusätzliche Mittel etwa aus Corona-Zeiten für das Schulförderprogramm genutzt und damit sei nun Schluss. Diese zusätzlichen Mittel seien aufgebraucht.
Petition für Schulfrühstück
Weitere Veränderungen hätten sich dadurch ergeben, dass immer mehr Schulen und Kindergärten an dem Programm teilnähmen und so die Portionen pro Kind kleiner geworden seien. Dass die Kinder nun die Leidtragenden sein sollen, weil das Schulprogramm so erfolgreich angenommen wird, wollen viele Betroffene nicht hinnehmen - und haben eine Petition gestartet. Denn schließlich hätten Studien belegt: Kinder, die in der Schule oft frisches Obst und Gemüse bekommen, würden auch zu Hause öfter mal danach greifen, so ihr Argument.
Transparenzhinweis: In einer früheren Version des Artikels hatten wir geschrieben, dass Bayern die Fördermittel für das Schulobst reduziert. Das stimmt so nicht. Wir haben die betreffende Passage daher noch einmal überarbeitet.
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