Jüdische Sportlerinnen und Sportler sollen künftig in Bayern besser geschützt werden. Das bayerische Justizministerium hat dafür eine Kooperation mit dem jüdischen Dachsportverband Makkabi Deutschland geschlossen. Denn bisher werden laut der Generalstaatsanwaltschaft München nur 20 Prozent der antisemitischen Straftaten im Sport angezeigt – dabei geht es auf Fußballplätzen teilweise enorm rau zu.
Maccabi München kämpft mit Beleidigungen auf dem Platz
Alvaro von Lill-Rastern ist Fußballmanager des jüdischen TSV Maccabi München. Der 36-Jährige fragt sich manchmal, warum er "den ganzen Schmarrn hier" noch macht, erzählte er BR24. "Wenn ich mir antisemitische Äußerungen von Gegenspielern anhöre, rassistische Äußerungen – da geht es dann schon ins Derbe rein – da denk’ ich mir oft: Wenn es hier im Sport nicht mehr klappt, wo soll es dann funktionieren?"
Der Maccabi-Manager berichtet weiter, man höre die "derbsten Sachen" auf dem Fußballplatz. "Ein Mitspieler von mir, schwarzer Hautfarbe, hat sich auch schon Einiges anhören müssen. Es ist unschön, leider wird es aber mehr." Anfang der 2010er Jahre sei es nicht so schlimm gewesen. Heute, schätzt von Lill-Rastern, passieren derartige Beleidigungen alle fünf bis sechs Spiele. Wenn es zu schlimm wird, so der Manager, bricht er auch schon mal ein Spiel ab.
"Sowas dulden wir nicht. Weder bei den Erwachsenen, noch bei den Jugendlichen, wo wir es leider auch erleben. Da wird jeder Strich gezogen, der gezogen werden kann." Alvaro von Lill-Rastern, TSV Maccabi München
Eisenreich: Jüdische Sportler sollen sich sicher fühlen
Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) sagte bei der Unterzeichnung der Vereinbarung heute: Es sei nicht hinnehmbar, dass Vereine in Deutschland ihren Spielbetrieb zeitweise einstellen mussten oder sich Spielerinnen und Spieler nicht mehr mit dem Makkabi-Trikot ins Training trauten.
"Deutschland und die Welt erleben nach dem 7. Oktober 2023 die schlimmste Welle von Antisemitismus seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges, die auch vor Sportplätzen keinen Halt macht." Eisenreich sei es ein persönliches Anliegen, "dass sich Jüdinnen und Juden in Bayern sicher fühlen können".
Wehrhaft gegen "Feinde der offenen Gesellschaft"
Ziel der Zusammenarbeit zwischen Bayerns Justiz und dem jüdischen Dachsportverband Makkabi ist demnach die "Meldung von erheblichen Straftaten im Kontext des Sportbetriebs, egal ob sie in der digitalen Welt oder analog – beispielsweise in einer Sporthalle oder auf einem Spielfeld – begangen werden". Dazu gehören diskriminierende Äußerungen oder Handlungen gegen Menschen "etwa in Bezug auf Hautfarbe, Religion, Nationalität, ethnische Herkunft, Geschlecht, sexuelle Orientierung oder eine Behinderung".
Eisenreich unterzeichnete die Vereinbarung gemeinsam mit dem Präsidenten von Makkabi Deutschland, Alon Meyer, auf dem Gelände des TSV Maccabi München. Meyer sagte, dass der gesellschaftliche Kampf gegen Antisemitismus bei zivilgesellschaftlichem Engagement beginne und nicht erst bei der Strafverfolgung.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit?
Die Mitarbeiter von Makkabi Deutschland sowie seiner zwei größten Ortsvereine in Bayern, TSV Maccabi Nürnberg und TSV Maccabi München, können sich ab sofort direkt an den bei der Generalstaatsanwaltschaft München angesiedelten Zentralen Antisemitismusbeauftragten der Bayerischen Justiz wenden. Das soll die Strafverfolgung erleichtern.
Dort werden die gemeldeten Vorfälle auf strafrechtliche Relevanz geprüft und gegebenenfalls an die zuständige Staatsanwaltschaft weitergegeben. Für besonders bedeutende Ermittlungsverfahren wegen antisemitisch motivierter Straftaten ist den Angaben zufolge der Zentrale Antisemitismusbeauftragte bayernweit selbst zuständig.
Mit Informationen von dpa und epd
Zum Nachhören: Bayerns Justiz will jüdische Sportler besser schützen
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