"Karten raus!" heißt es bereits vor Veranstaltungsbeginn bei vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Bevor es offiziell losgeht, haben sich schon überall Vierertische gefunden, um noch schnell eine Runde zu karteln. Aus allen Teilen Bayerns sind sie angereist nach Münchberg im Landkreis Hof, um den Schafkopf zu feiern und natürlich zu spielen. Alt und Jung, Männer und Frauen, Landjugend, Professoren, Unternehmerinnen, Politiker, Kirchenvertreter, Schafkopfvereine, Feuerwehrler - und mittendrin der amtierende Weltmeister aus München, Harry Hug.
Weltmeister im Schafkopf ist in Münchberg dabei
Harry Hug freut sich, dass er mit dabei sein kann, beim ersten Weltschafkopftag. Der 47-jährige Beamte trifft sich drei- bis viermal pro Woche zum Schafkopfspielen.
Angefangen hat es bei ihm vor über 30 Jahren, so wie bei vielen anderen auch: Er hat es von den Älteren gelernt. "Am Baggersee habe ich angefangen, mich hinter die Älteren zu setzen und einfach mal zuzuschauen und zu fragen. Da war ich sofort sehr begeistert vom Spiel."
Workshops für Einsteiger in das Schafkopfspiel
Fragen sind auch hier willkommen – im Anfängerworkshop am Weltschafkopftag. Bei zehn Frauen und zwei Männern rauchen die Köpfe, wenn es darum geht, wer wen sticht oder wer mit wem zusammenspielt. Auch dass die Farbe Grün eigentlich blau heißt, wann Herz Trumpf ist und warum eine "Sau" gerufen werden kann, sorgt für das ein oder andere Fragezeichen.
Susanne Lang kommt aus der Landwirtschaft, ihre ganze Familie spielt Schafkopf – nur sie bisher nicht, das will sie ändern. Und Franziska Dornig will ihren Mann beeindrucken, der ein begeisterter Schafkopfspieler ist. Sie selbst habe bisher aber null Ahnung davon.
Kreisbäuerin Karin Reichel aus dem Landkreis Wunsiedel wird das ändern. Sie betreut die Anfänger und ist eine gefragte Schafkopflehrerin. Selbst spielt sie schon seit mehr als 40 Jahren: "Ein Leben lang kann man Schafkopf lernen!", davon ist Karin Reichel überzeugt.
Beim Schafkopf sind viele Kompetenzen gefragt
Lernbegierig sind hier alle – auch die, die es eigentlich schon können und regelmäßig spielen. Auch sie wollen besser werden. Deshalb sind die angebotenen Workshops in Münchberg auch gut besucht, denn beim Schafkopf entscheidet eben nicht nur das Glück.
Den Spielerinnen und Spielern werden viele unterschiedliche Fähigkeiten abverlangt, betont Stefan Aldenhoven von der Schafkopfschule im Gespräch mit BR24. Schafkopf sei ein ganz faszinierendes Spiel mit unheimlich viel Tiefe. "Es fördert wirklich viele Kompetenzen: das Zusammensein, also soziale Kompetenzen, aber auch mathematische Kompetenzen, denn Gewinnwahrscheinlichkeiten müssen abgeschätzt werden, Strategien entworfen werden, schnelles Kopfrechnen und Merkfähigkeiten sind gefragt – und das alles in sehr hoher Geschwindigkeit."
Teilnehmer aus der Landjugend gewinnt erstes Turnier
Für die tapferen Anfängerinnen und Anfänger gibt es, neben der Infektion mit dem Schafkopfvirus, auch eine Urkunde. Das Turnier am ersten Weltschafkopftag gewinnt Simon Lang von der Landjugend Weidesgrün bei Selbitz im Landkreis Hof.
Den einen Meter hohen Pokal darf er nun ein Jahr lang zuhause aufstellen, dann muss er ihn abgeben an die Gewinnerin oder den Gewinner des nächsten Weltschafkopftages. Der soll 2026 in Rosenheim stattfinden.
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