Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (B90/Die Grünen) hat bei der Eröffnung der Biofach-Messe in Nürnberg seine Pläne für den Tierwohlcent verteidigt. Der Grünen-Politiker hatte vergangene Woche einen Preisaufschlag für Fleisch vorgeschlagen.
Özdemir verwies dabei auf die Beschlüsse der Zukunftskommission Landwirtschaft, die noch unter der CDU-Regierung eingesetzt worden war. Es sei eine überparteiliche Kommission gewesen, die dieses Instrument vorgeschlagen habe: "Wer Nein sagt zu meinem Vorschlag, muss entweder einen eigenen Vorschlag machen oder sagen: Uns ist die Tierhaltung in Deutschland egal", so der Bundeslandwirtschaftsminister.
Kritik vom Bayerischen Bauernverband
Der Tierwohlcent wurde vorige Woche vom Bayerischen Bauernverband als Ablenkungsmanöver und Nebelkerze abgelehnt. In einer Stellungnahme zeigt sich der Bauernverband verärgert und vermisst ein Gesamtkonzept für die Tierhaltung. Stattdessen drohe eine bürokratieaufwendige Verbrauchssteuer. "Und dabei bleibt völlig unklar, wie sichergestellt werden soll, dass das Geld bei den Bauern ankommt", so der Verband. Denn eine "Zweckbindung" sei rechtlich nicht möglich.
Ziel: 30 Prozent Öko-Landwirtschaft
Der Grünen-Politiker Özdemir wies auf die Bio-Strategie 2030 hin. Die Bundesregierung plant, den Anteil ökologischer Flächen bis zum Ende des Jahrzehnts auf 30 Prozent zu erhöhen. Laut aktueller Zahlen, die der Bund ökologische Landwirtschaft zum Start der Biofach vorgelegt hat, liegt dieser Anteil bei rund 12 Prozent. "Deshalb ist es wichtig, dass wir die Forschungsstrategie und -programme künftig stärker ausrichten", so Özdemir.
Für ein Mehr an Bio komme es außerdem darauf an, dass mehr Höfe mitmachen. Ihre Zahl blieb 2023 mit rund 36.500 und einem Anteil von 14,3 Prozent aller Betriebe aber weitgehend gleich.
Weniger Bürokratie auch für Bio-Landwirte
Trotz der angespannten Haushaltslage seien die Mittel für das Bundesprogramm Ökologischer Landbau erhöht worden. "Wir haben da geliefert", so Özdemir in seiner Rede. Mit Blick auf die Proteste der Landwirte sprach sich der Minister dafür aus, bürokratische Hürden auch für Bio-Landwirte abzubauen. Bund und Länder müssten hierfür aber konstruktiv zusammenarbeiten.
Bio-Markt: Luft nach oben
Dass es in Deutschland noch Platz für Wachstum im Bio-Markt gibt, zeigt ein Vergleich mit den Nachbarländern. So wird in Deutschland weniger Geld pro Person für Bio-Produkte ausgegeben als in Österreich und der Schweiz: Hierzulande waren es im Jahr 2022 pro Kopf 184 Euro, während es in Österreich 287 Euro und in der Schweiz sogar 441 Euro waren.
Mit Informationen von dpa
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