Flammen peitschen aus einem Gastank, gegen den ein Auto gefahren ist. Die Sirenen von drei Feuerwehrfahrzeugen dröhnen in den Ohren. Eine verletzte Person wird aus dem Unfallwagen gerettet, dann kommt das hektische Treiben zum Erliegen. Ein Mann drückt einen Knopf auf einer Fernbedienung und das eben noch rasende Feuer erlischt abrupt – Szenen aus der Staatlichen Feuerwehrschule Würzburg. Im Rahmen ihres 75-jährigen Bestehens wurde dort jetzt ein neues Übungsgelände sowie ein neues Unterkunftsgebäude mit Maschinenhalle eröffnet.
Modernste Übungseinrichtung für Feuerwehr in Europa
Laut Schulleiter Michael Bräuer ist die Anlage derzeit die modernste Übungseinrichtung in Europa. Die Kosten für die Erweiterung liegen bei knapp 29 Millionen Euro. Auf über 10.000 Quadratmetern erstreckt sich das neue Übungsgelände der Feuerwehrschule.
Es erweitert die bestehenden Einrichtungen rund um die 30 Meter hohe Übungshalle. Darin sind ein Einfamilienhaus und ein Hochhaus eingebaut, im Würzburger Stadtteil Zellerau ist sie weithin sichtbar. Neu dazugekommen sind jetzt 16 Objekte und "Szenarien". Man habe bei der Konzeption versucht, bis zu 90 Prozent der häufigsten Einsatzsituationen der Feuerwehren im Ernstfall simulieren zu können, so Michael Bräuer.
Täuschend echt wirkendes Hochwasser
Die Module auf dem Übungsgelände lassen sich dabei vielfältig für Übungen nutzen und mitunter auch kombinieren. Neben einer originalgetreuen Unterführung ist beispielsweise ein Teich angelegt: Rettungsübungen an und im Wasser sind damit genauso möglich wie der Umgang mit Gefahrenstoffen, die in den Teich gelaufen sind.
Außerdem kann über eine Pumpe die angrenzende Straßenunterführung geflutet werden. Somit entsteht ein Hochwasserszenario. Alles sieht täuschend echt aus. "Details sind wichtig, damit sich der Teilnehmer auf die Situation einlassen kann. Er soll nicht mehr merken, dass er in einer Übung ist", erklärt Bräuer. Je mehr Kapazität für die Vorstellungskraft nötig sei, desto geringer sei der Lernerfolg aus der Übung.
Vielfältige Übungsszenarien: Brennende Fritteuse bis verrauchte Tankstelle
Neben Wasser- gibt es auch zahlreiche Feuerszenarien: eine brennende Fritteuse in einem Schnellimbiss, eine verrauchte Tankstelle, ein Gastanklager in einem Industriegebiet und mehr. Sogar ein Fachwerkhaus mit Stall und Scheune wurde gebaut, alles verbunden mit einer Straße, inklusive Gehsteig und Kanaldeckeln. "Mit der Straße steht schon die erste Entscheidung im Einsatz an: Hier muss der Gruppenführer entscheiden, wo er sein Fahrzeug abstellt", erklärt Bräuer.
Freistaat finanzierte die Erweiterung der Staatlichen Schule
Rauch, Wasser, Feuer – alles wird digital per Knopfdruck gesteuert. Die Flammen schlagen aus Gasleitungen, die unterirdisch verlegt sind. Kostenpunkt des neuen Übungsgeländes: 13,15 Millionen Euro, finanziert vom Freistaat Bayern. Weitere 15,75 Millionen Euro hat das neue Unterkunftsgebäude mit 52 Zimmern und einer Fahrzeughalle für zehn Fahrzeuge in dessen Erdgeschoss gekostet. Ab sofort bietet die Staatliche Feuerwehrschule Würzburg 114 Zimmer.
Schule bildet Führungskräfte der Freiwilligen Feuerwehren aus
Würzburg ist neben Regensburg und Geretsried einer von drei Standorten mit staatlicher Feuerwehrschule. In Nordbayern ist die Staatliche Feuerwehrschule Würzburg zuständig für die Ausbildung von Führungskräften der Freiwilligen Feuerwehren, insbesondere Gruppenführer, die mit einem Fahrzeug und einer Einheit als erster am Einsatzort eintreffen. Der Fokus liegt auf dem Entscheidungstraining. Nur in Würzburg angeboten werden laut Schulleiter Bräuer Lehrgänge zum vorbeugenden Brandschutz, die Ölwehrausbildung und die Ausbildung für Flughelfer, die mit Hubschraubern zusammenarbeiten.
Durch neue Gebäude mehr Teilnehmer möglich
Über die Jahre sind die Einsatzsituationen komplexer geworden. Mehr Inhalt passe aber kaum noch in die Ausbildung. "Wir müssen uns mehr darauf konzentrieren, dass die Leute Kompetenzen erwerben, wie sie an Situationen herangehen und wie sie die Technik, die sie haben, sinnvoll nutzen", erklärt Bräuer. Insgesamt besuchten dieses Jahr etwa 6.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 300 Lehrgänge in Würzburg. Die neuen Örtlichkeiten ermöglichen für das Jahr 2025 einen Zuwachs: erwartet werden 6.800 Personen zu 380 angebotenen Lehrgängen.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!