Der Monheimer Stadtwald liegt direkt neben der bestehenden Deponie.
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Eine knappe Mehrheit hat in Monheim für den Erhalt des Stadtwaldes und gegen die Erweiterung einer Bauschuttdeponie gestimmt.

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Bürgerentscheid in Monheim: Mehrheit für Wald statt Deponie

Bürgerentscheid in Monheim: Mehrheit für Wald statt Deponie

Für ein Waldstück und gegen eine Bauschuttdeponie – so haben sich die Monheimer in zwei Bürgerentscheiden hauchdünn entschieden. Die Abstimmung hat in Monheim polarisiert. Dabei ging es auch um die Frage, wie viel eine Waldrodung dem Klima schadet.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Am Ende sind es 36 Stimmen, die den Unterschied machen. In zwei Bürgerentscheiden haben sich die Menschen in Monheim, Landkreis Donau-Ries, am Sonntag für den Erhalt eines Waldstücks ausgesprochen – und damit gegen die Erweiterung der stadteigenen Bauschuttdeponie. Zur Abstimmung standen zwei Bürgerentscheide. Sie gingen jeweils auf ein Rats- und auf ein Bürgerbegehren zurück.

Beide Bürgerentscheide bekamen Mehrheit

Überraschend: Beide Bürgerentscheide bekamen eine Mehrheit. Die Monheimer wünschen sich mit 52 Prozent mehrheitlich eine Bauschuttdeponie, sie sind mit 55 Prozent aber auch dafür, dass das rund zehn Fußballfelder große Stück Wald stehen bleibt und nicht abgeholzt wird.

Deshalb war die Stichfrage entscheidend – und die fiel mit 50,7 Prozent hauchdünn pro Wald aus. Stimmberechtigt waren rund 4.300 Personen, die Wahlbeteiligung lag bei 65 Prozent.

Bürgerinitiative: "Einfach überragend!"

Felix Meyer von der Bürgerinitiative zum Erhalt des Waldes kommentierte das Ergebnis so: "Einfach überragend, ich freue mich, dass es die Leute genauso sehen wie wir!" Der Klimaschutz habe eine Rolle gespielt, aber auch, dass die Leute direkt entscheiden konnten, was vor ihrer Haustür passiere, glaubt er.

Monheims Bürgermeister Günther Pfefferer (CSU) und der gesamte Stadtrat hatten ursprünglich einstimmig die Planungen für die Deponieerweiterung auf den Weg gebracht. Der Bürgermeister sagte dem BR: Das Klima habe auch bei ihm und den Befürwortern eine Rolle gespielt, "aber unser Gedanke war: Die Stadt Monheim hat 700 Hektar Stadtwald und es wären dann 7,5 Hektar gerodet worden, aber nicht auf einmal, sondern zunächst nur 2,5 Hektar!" Er denke, das Thema habe polarisiert. Deshalb sei es nun die Aufgabe, die Bevölkerung wieder zusammenzubekommen.

Neuer Wald bräuchte Jahrzehnte

In den Diskussionen ging es auch um die Frage, wie viel Klimaschutz Aufforstungen generell bringen. Denn den gerodeten Wald hätte die Stadt an anderer Stelle neu anpflanzen müssen. Doch bis aus kleinen Setzlingen ein ausgewachsener Wald wird, dauert es Jahrzehnte bis Jahrhunderte. Jedoch wachsen junge Bäume schneller als alte. Lohnt sich eine Aufforstung als Ersatz für einen Kahlschlag deshalb?

Mit Blick auf die Zahlen der Bundeswaldinventur ist die Antwort: Nein. Tatsächlich wachsen Bäume im Alter von 20 bis 40 Jahren am schnellsten: etwa 13 Kubikmeter Holz pro Hektar Wald und Jahr im Schnitt. Davor sind es aber nur vier Kubikmeter pro Jahr. Zusammengerechnet wachsen deshalb Bäume ab einem Alter von 40 Jahren schneller. Erst ab einem Alter von 120 Jahren legt der Durchschnittsbaum auf Dauer weniger zu als jüngere Bäume.

Waldrodung heizt Klima auf, aber Deponie spart Monheimern Geld

Ein zusätzliches Problem: Mit der Rodung eines Waldes wird zunächst CO₂ ausgestoßen. Weil etwa gefälltes Holz verheizt wird oder weil sich pflanzliches Material im Waldboden schnell zersetzt, wenn plötzlich die Sonne darauf scheint. Dieses ausgestoßene CO₂ wird aber durch die Aufforstung erst Jahrzehnte später wieder komplett aufgenommen. Bis dahin treibt eine gerodete Waldfläche die Klimaerwärmung an.

Das wichtigste Argument der Stadt für die Deponie: Sie spare den Monheimern Geld. Tatsächlich sind die Entsorgungskosten auf der bestehenden Deponie mit 2,50 Euro pro Kubikmeter Erdaushub oder Bauschutt um ein Vielfaches günstiger als auf anderen Deponien in der Region. Wie viel es aber auf der neuen Deponie gekostet hätte, stand bisher nicht fest.

Felix Meyer von der Bürgerinitiative kündigte an, dass es die Gruppierung weiterhin geben werde, auch wenn sie ihr Ziel erreicht habe. Ein Bürgerentscheid hat in Bayern die Wirkung eines Gemeinderatsbeschlusses. Wie genau man sich künftig in der Stadt einbringen werde, wolle man erst einmal in Ruhe diskutieren.

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