Der Netzbetreiber Tennet hat seine Planungen für den Ersatzneubau der Juraleitung angepasst. Zwischen Ludersheim und Weinhof, zwei Gemeindeteilen der Stadt Altdorf bei Nürnberg, sollen die Stromkabel doch nicht in der Erde verlegt werden, sondern auf Strommasten verlaufen. Ein Schock für die Bürgerinnen und Bürger – sie hatten auf Erdkabel gehofft.
Erdverkabelung zu schwierig und zu teuer
Der Netzbetreiber Tennet hatte zuvor den Boden untersucht. Das Ergebnis: Eine Erdverkabelung sei in dem Bereich technisch kaum umsetzbar und unverhältnismäßig teuer, heißt es. Laut Tennet liegt das vor allem an dem gefundenen Ton- und Mergelstein, der die Wärme nicht gut leitet. Die Folge: Die Erdkabel müssten weit auseinander verlegt werden, damit sie sich nicht zu stark erwärmen. Ein Korridor von rund 100 Meter Breite wäre nötig. Doch das sei an einigen Stellen nicht realisierbar. Und auch die Kosten wären um das Vierfache höher als der Bau von Strommasten, erklärt Tennet.
Strommasten nahe der Autobahn geplant
Zwischen Ludersheim und Weinhof sollen deshalb nun doch Strommasten aufgestellt werden. Sie sollen so nah wie möglich an der Autobahn entlang verlaufen. Bestehende Waldstücke sollen durchschnitten werden, so dass die Bäume als Sichtschutz zu den Häusern dienen. Tennet rechnet mit 55 bis 65 Meter hohen Masten in dem Bereich. In den kommenden Wochen sind Gespräche mit den betroffenen Bürgern geplant.
Trassengegner wollen Widerstand verschärfen
"Ich bin massiv schockiert", sagt der Erste Bürgermeister von Altdorf, Martin Tabor (SPD). Es sei ein harter Schlag für die Menschen, die unmittelbar an der geplanten Trasse wohnen. Die Juraleitung reicht an mehreren Stellen nahe an die Wohnbebauung heran – so auch beim Nürnberger Stadtteil Katzwang und bei Mühlhausen im Landkreis Neumarkt. Dort aber werde nach aktuellem Planungsstand an der Erdverkabelung festgehalten, betont Tennet. Bürgermeister Martin Tabor will eine Krisensitzung mit den Betroffenen einberufen. Der Widerstand werde jetzt heftiger werden, sagt Tabor.
Auch die Bürgerinitiativen des "Aktionsbündnisses Trassengegner" kündigten an, ihren Widerstand zu verschärfen und kritisieren die aus ihrer Sicht "leeren Versprechungen" des Netzbetreibers. Ludersheim ist bereits seit Jahren Brennpunkt des Protests. Hier soll auch ein neues Umspannwerk entstehen, gegen das die Gegner ebenfalls mobil machen. Sie halten den geplanten Neubau für überdimensioniert und wollen höhere Strommasten verhindern.
Neubau ist ein zentrales Infrastrukturprojekt
Die Juraleitung verläuft quer durch Bayern – vom mittelfränkischen Raitersaich im Landkreis Fürth über die Oberpfalz bis zum niederbayerischen Altheim im Landkreis Landshut. Die mehr als 80 Jahre alte Leitung muss ersetzt werden, da sie die technische Lebensdauer so gut wie erreicht hat. Tennet will eine neue und leistungsstärkere Trasse bauen, für die höhere Strommasten nötig sind. Nur in Teilabschnitten sollen Stromkabel in der Erde verlegt werden. Der Neubau gilt als zentrales Infrastrukturprojekt und sei für die Stromversorgung im gesamten süddeutschen Raum wichtig, so der Netzbetreiber.
Regierung von Mittelfranken entscheidet über Juraleitung
Im kommenden Jahr will Tennet in das sogenannte Planfeststellungsverfahren gehen. Dann können Bürger, Initiativen und Kommunen Einwände vorbringen. Die Regierung von Mittelfranken entscheidet zum Schluss über das Projekt. Mit einer Entscheidung rechnet Tennet im Jahr 2027. Voraussichtlich 2031 soll die neue Stromtrasse in Betrieb gehen. Im Anschluss wird die bestehende Trasse zurückgebaut.
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