Emmie Arbel war 1942 viereinhalb Jahre alt. Durch ihre Augen sieht man auf Bildtafeln in der Ausstellung, was damals geschehen ist. Durch die Augen eines Kindes. Der Tod war uns sehr vertraut, heißt es unter einem dunklen Bild des Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück im Buch, auf dem die Ausstellung basiert. Man sieht Stockbetten in der Nacht, liest, wie das Kind immer hörte, wie überall Frauen weinten.
Vor dem Zeichnen Treffen mit Zeitzeugin
Aufgezeichnet hat das Barbara Yelin aus München. Die Comic-Künstlerin hat die Zeitzeugin Emmie Arbel, die heute eine alte Frau ist, für eine Woche in Tel Aviv besucht und war seither online dauernd mit ihr im Kontakt. Um in den Zeichnungen möglichst gut einzufangen, wie es dama
ls wirklich war: "Die Zeichnung wurde zwischen Emmie und mir zu einer Sprache", erzählt Yelin: "Ich konnte ihr die Skizzen zeigen, auf denen ich gezeichnet habe, was sie mir erzählt hat. Und sie konnte darauf direkt reagieren."
Historiker helfen, die Erinnerungen zu prüfen
Die Erinnerung weist nach mehr als 80 Jahren Lücken auf und Unsicherheiten. Deswegen waren an dem Projekt auch Historikerinnen und Historiker beteiligt, damit die Darstellung so akkurat wie möglich ist. Die Zeichnungen sind damit auch Dokumente. Gleichzeitig fangen sie die Gefühle der damaligen Kinder ein, zeigen das Geschehen aus ihrer Perspektive – der Opferperspektive.
Die Zeichnungen zeigen das, wovon es sonst keine Bilder gibt. Die wenigen Fotos aus den Konzentrationslagern sind aus der Sicht der Täter gemacht, sollen vor allem aufgeräumt und organisiert wirken. Akten stellen die Vernichtung von Menschen als reinen Verwaltungsvorgang dar.
Werke aus Deutschland, Kanada und Israel
Die Ausstellung und das zugehörige Buch entstanden ursprünglich 2022 für den Comicsalon Erlangen, in Zusammenarbeit mit dem kanadischen 'Survivor-Centred Visual Narratives'-Projekt. Insgesamt sind drei Künstlerinnen und Künstler vertreten – mit sehr verschiedenen Stilen und Geschichten.
Die kanadische Comic-Zeichnerin Miriam Libicki hat die Erinnerungen David Schaffers gezeichnet, der den Zweiten Weltkrieg als kleiner Junge in Rumänien erlebte. Mit Deportation und Flucht, gepeinigt von Krankheit und Hunger. Die Bilder aber sind nicht grau, sondern sehr farbig und expressiv. Der Israeli Gilad Seliktar zeigt, wie jüdische Kinder in Holland von Versteck zu Versteck flüchteten. Er arbeitet in einem sehr grafischen, reduzierten Stil.
Ausstellung als Statement gegen Antisemitismus
Die Leiterin des Museums für Comic und Sprachkunst, Joanna Straczowski, freut sich, die Werke jetzt in Schwarzenbach an der Saale zu präsentieren. Sie sieht das auch als Statement gegen Antisemitismus: "Mir ist wichtig, dass wir mit unseren Ausstellungen auch auf wichtige Themen unserer Zeit eingehen. Und auch Haltung zeigen."
Die Ausstellung unter dem Titel "Aber ich lebe – vier Kinder überleben den Holocaust" ist bis zum 17. November 2024 im Erika-Fuchs Haus Museum für Comic und Sprachkunst in Schwarzenbach an der Saale ím Landkreis Hof zu sehen.
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