Mehrere Dutzend Landwirte haben sich am Mittwochabend in Neustadt an der Aisch mit dem Präsidenten des Bayerischen Bauernverbands, Günther Felßner (CSU) solidarisiert. Zu der Demonstration auf dem Festplatz von Neustadt waren nach Schätzung der Polizei etwa 100 Bäuerinnen und Bauern mit ihren Traktoren gekommen, insbesondere aus dem Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, aber auch darüber hinaus.
Anlass war die Protestaktion von Tierrechtsaktivisten der Gruppe "Animal Rebellion" am Montag auf Felßners Hof in Lauf an der Pegnitz, wegen der inzwischen auch der Staatsschutz ermittelt. Der Bauernverbandspräsident hatte daraufhin seine Kandidatur für das Amt des Bundeslandwirtschaftsministers zurückgenommen.
Was die Demonstranten umtreibt
Die Demonstranten verurteilten die Aktion der Tierrechtler scharf. "Leute auf ihrem Grund und Boden so zu bedrängen, ist ein No-Go", sagte eine Demonstrantin. "Mich hat das total entsetzt, dieser Vorfall beim Günther Felßner auf dem Hof, das kann man absolut nicht akzeptieren", fügte eine zweite hinzu. "Was sind das für Tierschützer, die Tieren Angst machen mit Rauch und Bengalos und solchen Geschichten?" fragte ein dritter.
Wer sich politisch engagiere, ob ehrenamtlich oder beruflich, dürfe nicht auf diese Art bedrängt werden, erklärte ein Landwirt. "Nicht jeder macht alles richtig und nicht jede Meinung ist richtig. Aber wichtig ist, dass man die fair in einer Demo äußert und nicht mit Gewalt." Viele der Anwesenden störte es auch, dass aus ihrer Sicht dem Bauernverbandspräsidenten die Eignung für das Amt als Landwirtschaftsminister abgesprochen werde. "Meiner Meinung nach haben sie ihn einfach nicht gewollt", ärgerte sich ein Demonstrant.
Protest gegen Protest: "Tierrechtsaktivisten terrorisieren uns"
Es gehe ihm bei der Demonstration nicht nur um die Aktion am Montag, erklärte der Organisator und Kreisobmann des Bauernverbands im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, Jürgen Dierauff. Immer wieder würden Bäuerinnen und Bauern von Tierrechtsaktivisten auf ihrem Hof bedrängt oder wegen angeblicher Fehler bei der Tierhaltung angezeigt. Viele redeten nicht öffentlich darüber, aber der Ärger sei bei vielen groß. "Wir wollen uns dagegen wenden, dass sogenannte Tierrechtsaktivisten Landwirte terrorisieren", so Dierauff. "Wir wenden uns gegen ein Anzählen unseres Berufsstandes."
Seit dem Allgäuer Tierskandal von 2019 haben Tierschützer unter anderem mehrfach heimliche Videoaufnahmen in Ställen gemacht und damit Ermittlungen ausgelöst.
Forderung: ein Landwirt soll Landwirtschaftsminister werden
Zudem wollten die Landwirte mit ihrer Demonstration deutlich machen, dass sie sich einen Bundeslandwirtschaftsminister aus ihren Reihen wünschen. In den vergangenen zehn Jahre habe Deutschland drei Landwirtschaftsminister gehabt, die nicht aus der Branche waren. "Mit denen waren wir Landwirte sehr unzufrieden", erklärte Kreisobmann Jürgen Dierauff. Aus seiner Sicht wäre Günther Felßner als Landwirt und Agraringenieur der Richtige für das Amt gewesen.
Die Demonstration hatte Dierauff nach dem Rücktritt von Günther Felßner am Dienstag spontan organisiert und dazu Vertreter aller landwirtschaftlichen Verbände eingeladen. Auch Politiker und Politikerinnen aus der Region waren gekommen, um ihre Solidarität auszudrücken. Am Samstag wollen die Bauern in München erneut demonstrieren.
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