Ein Soko Tierschutz-Mitarbeiter schaut sich ein Video an, das Tierquälerei dokumentiert.
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Ein Soko Tierschutz-Mitarbeiter schaut sich ein Video an, das Tierquälerei dokumentiert.

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Vorwurf der Tierquälerei: Milchviehbetrieb reagiert per Anwalt

Vorwurf der Tierquälerei: Milchviehbetrieb reagiert per Anwalt

Videoaufnahmen des Vereins "Soko Tierschutz" sollen Tierquälerei in einem Allgäuer Milchviehbetrieb zeigen und haben Ermittlungen in Gang gebracht. Ein Mitglied des Tierschutzvereins schildert seine Beobachtungen. Ein Anwalt vertritt die Viehhalter.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Es sind Bilder, die schwer zu ertragen sind. Ein Mann schlägt mit einer Lanze auf den Kopf einer Kuh. Das Holz zerbricht. Aufgenommen hat diese Bilder ein Aktivist des Vereins "Soko Tierschutz". Er hatte sich undercover auf einen Hof in Bad Grönenbach im Unterallgäu eingeschleust, drei Monate lang dort gearbeitet. Dabei hat er viel rohe, brutale Gewalt gegen Kälber und Kühe erlebt und viele Aufnahmen davon gemacht, sagt er.

Tierschutzverein berichtet von Tierquälerei in Milchviehbetrieb

"Zum Beispiel zieht ein Mitarbeiter ein Kalb, das schon halb tot war, an den Ohren aus seinem Iglu und wirft es dann auf den Boden. Und nicht nur das. Er stampft dann mit seinen Stiefeln auf den Kopf und auf den Hals des Kalbes", sagt das Mitglied der Soko Tierschutz. Er erzählt auch von anderen Mitarbeitern, die Kühe an den Kopf getreten haben und sie wie eine Art Boxsack benutzen. Auf den Videoaufnahmen ist auch zu sehen, wie Kühe immer wieder mit einem Teppichmesser gestochen werden.

Schriftliche Reaktion über Anwalt

Vor wenigen Tagen hatten Polizei und Staatsanwaltschaft eine Razzia durchgeführt. Es handelt sich um einen der größten Milchviehbetriebe in Bayern. Schon vor sechs Jahren war er in die Schlagzeilen geraten – auch damals wegen möglicher Verstöße gegen den Tierschutz. Die Halter reagieren mit dem Schreiben ihres Anwalts.

"Unsere Mandantin distanziert sich mit allem Nachdruck von einem derartigen Umgang mit Kälbern und Rindern, wie er jetzt einigen Mitarbeitern vorgeworfen wird. Ihre Tiere und der Tierschutz liegen unserer Mandantin sehr am Herzen", heißt es vom Anwalt der Landwirtsfamilie. Mitarbeiter, die im Verdacht stehen, Verstöße begangen zu haben, seien nicht mehr im Betrieb tätig, so der Anwalt weiter.

Anwalt schließt Aufstachelung zur Tierquälerei nicht aus

Man könne auch nicht ausschließen, so der Anwalt, dass Beschäftigte gezielt von Tierschützern angestiftet wurden, um solche Schockbilder machen zu können.

Friedrich Mülln von der Soko Tierschutz kann solche Aussagen nicht nachvollziehen. Ihm zufolge seien überall Kameras installiert, ständig werde aufs Handy geschaut. Da entgehe einem eigentlich nichts. Mülln sagt, die Verantwortung liege eindeutig bei der Spitze des Betriebes.

Betroffener Hof wurde sehr oft kontrolliert

Seit Januar 2023 waren die Veterinäre ganze 24 Mal in dem Betrieb, um zu kontrollieren, ob alles in Ordnung ist. Auf die Frage, warum sie nichts gefunden haben, sagt die KBLV, also die zuständige Kontrollbehörde, dass es ja hier um Gewalt gegen die Tiere gehe und Mitarbeiter natürlich keine Kuh treten oder schlagen würden, wenn die Kontrolleure auf dem Hof seien.

Milchkühe im Stall auf einem Bauernhof (Symbolbild).
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Milchkühe im Stall auf einem Bauernhof (Symbolbild).

Noch kein Gerichtsverfahren gegen Betriebsleitung

Es gab bislang nur ein Urteil gegen zwei ehemalige Beschäftigte des Betriebs, die Verstöße aus dem Jahr 2019 eingeräumt hatten und Geldstrafen zahlen mussten. Der Prozess gegen den Landwirt und seinen Sohn dagegen steht immer noch aus – nach mittlerweile sechs Jahren. Nach den neuen Vorwürfen prüft nun die zuständige Kontrollbehörde, ob gegen den Betriebsleiter ein Tierhalte- und Betreuungsverbot ausgesprochen wird.

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