Bei Knaus Tabbert kehrt keine Ruhe ein. Erst vor wenigen Wochen gab es eine Razzia beim Hersteller von Freizeitmobilen. Zwei frühere Vorstände sollen Bestechungsgelder von Zulieferern angenommen haben. Die beiden zwischenzeitlich festgenommenen Ex-Manager sind wieder auf freiem Fuß, teilte die Staatsanwaltschaft auf Nachfrage von BR24 mit. Beide wurden am Dienstag aus der Untersuchungshaft entlassen. Doch nun gibt es neue Vorwürfe – und eine erneute Razzia.
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Neue Ermittlungen gegen Knaus Tabbert
Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt gegen weitere ehemalige Vorstände und gegen Mitarbeiter des Unternehmens wegen möglichen Betrugs und möglicher Wettbewerbsverstöße, wie der Wohnmobil-Hersteller selbst am heutigen Mittwoch in einer kurzen Mitteilung erklärte. Die Staatsanwaltschaft geht offensichtlich dem Verdacht nach, dass Knaus Tabbert bei der Angabe des technisch zulässigen Gesamtgewichts bei bestimmten Fahrzeugen der Gewichtsklasse bis 3,5 Tonnen getrickst haben könnte.
Bei schwereren Fahrzeugen reicht nicht mehr der einfache Pkw-Führerschein der Klasse B. Zudem gibt es andere zulässige Höchstgeschwindigkeiten und es drohen Mautgebühren auf einigen europäischen Strecken. Deshalb achten Kunden darauf, dass ihre Wohnmobile nicht zu schwer sind. Auf der anderen Seite gibt es natürlich bestimmte Anforderungen an Komfort und Sicherheit, die das Gewicht eines Freizeitmobils in die Höhe treiben.
Weitere Durchsuchung am Firmensitz in Niederbayern
Im Rahmen dieser Ermittlungen und eines Bußgeldverfahrens gegen Knaus Tabbert durchsuchten Staatsanwälte und Einsatzkräfte des Landeskriminalamts Baden-Württemberg am Mittwoch "ein Objekt in Bayern", wie die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Stefanie Ruben, erklärte. Zur Zahl der Verdächtigen und zu den ehemaligen Vorstandsmitgliedern wollte sie sich nicht äußern.
Eine Sprecherin von Knaus Tabbert bestätigte dem BR, dass die Durchsuchung am Firmensitz in Jandelsbrunn stattfand. Dabei seien aus den Geschäftsräumen Unterlagen gesichert worden. Man kooperiere vollumfänglich mit der Staatsanwaltschaft und habe bereits entsprechende finanzielle Rückstellungen in der Bilanz gebildet, hieß es.
Ex-Manager äußern sich zu Korruptionsvorwürfen
Ende November bereits hatten 165 Polizisten den Firmensitz des Wohnwagenherstellers Knaus Tabbert durchsucht. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Die mittlerweile entlassenen Vorstände von Knaus Tabbert und ein Investmentunternehmer aus dem Saarland sollen Zahlungen von Zulieferbetrieben erhalten haben. Im Gegenzug sollen die Firmen von den Managern bevorzugt behandelt worden sein und Aufträge erhalten haben. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Laut Staatsanwaltschaft Landshut haben die beiden früheren Vorstände Angaben zum laufenden Korruptionsverfahren gemacht. Weitere Details dazu nannte die Behörde aber nicht.
Auswertung der Beweismittel dauert an
Weitere Durchsuchungen gab es bei den mutmaßlich beteiligten Firmen. Hier wurden Wohn- und Geschäftsräume in Niedersachsen, Baden-Württemberg, Saarland, Hessen und Rheinland-Pfalz sowie in der Schweiz durchsucht. Die Ermittler beschlagnahmten elektronische Daten sowie zahlreiche schriftliche Beweismittel. Diese werden weiterhin ausgewertet.
Nach Informationen des BR wird insgesamt gegen fünf Personen ermittelt. Neben Knaus Tabbert sollen vier Firmen in den mutmaßlichen Bestechungsfall verwickelt sein. Die Namen der Tatverdächtigen und die der Firmen liegen dem Bayerischen Rundfunk vor.
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