Moore spielen beim Klimaschutz eine entscheidende Rolle: Bei der Trockenlegung treten große Mengen Kohlendioxid (CO2) aus. Denn der Torf speichert das klimaschädliche Gas noch besser als Bäume – aber nur in feuchtem Zustand. Deshalb setzt die Staatsregierung beim Klimaschutz auch auf die Wiedervernässung von Mooren – und damit auf die Anhebung des Wasserspiegels.
Das größte Niedermoor Bayerns ist das Donaumoos im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Vor 200 Jahren wurde es trockengelegt. Seitdem wird die Fläche landwirtschaftlich genutzt. Die Wiedervernässung wird inzwischen mit einer hohen Summe an Fördermitteln unterstützt. Im Mai 2021 gab Ministerpräsident Söder bekannt, dass in den nächsten zehn Jahren jährlich 20 Millionen Euro Fördergeld für das Donaumoos zur Verfügung stehen. Abgerufen wurde bislang allerdings noch wenig.
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Fördergelder markieren Wendepunkt
Über 40 Millionen Euro hätten die Verantwortlichen im Donaumoos bislang abrufen können. Doch schnell viel Geld auszugeben, ist gar nicht so einfach, wenn man das Geld sinnvoll für den Moorschutz investieren will. Das Geld kann über verschiedene Fördertöpfe beantragt werden, deshalb ist es schwierig, genau zu sagen, wieviel Geld schon im Donaumoos genutzt wurde. Geschätzt ist es ein mittlerer einstelliger Millionen Betrag – vor allem für Personal, Forschungsprojekte, Grundstücksankauf und den Ausgleich für Bewirtschaftungserschwernisse.
Dass das Geld nicht schneller beantragt werden kann, liegt daran, dass es dauert, gute Projekte auf die Beine zustellen. Zudem müssen die Landwirte überzeugt werden, dafür Flächen zur Verfügung zu stellen. Landrat Peter von der Grün, der in dieser Funktion auch Vorsitzender des Donaumoos-Zweckverband ist, meint: "Es war klar, dass man nicht von Anfang an die 20 Millionen abrufen kann. Wir mussten erstmal das Personal finden und die Immobilie. Jetzt geht es los."
Vor allem für Forschung wichtig
Für dieses Jahr seien schon knapp zwei Millionen Euro beantragt, sagt ein Sprecher des Donaumoos-Zweckverbands. Das Fördergeld markiert für Landrat von der Grün einen Wendepunkt beim Thema Moorschutz. Das neu aufgestellte Team, das jetzt gemeinsam am Moorschutz arbeitet, sei in dieser Form einzigartig. Beteiligt sind Vertreter von Umweltschutz, Landwirtschaft , ländlicher Entwicklung und Wasserwirtschaftsamt.
Hilfreich sei das Geld vor allem im Bereich Forschung, meint der Landrat: "Gerade hier gibt es viele Projekte, die jetzt in der Praxis getestet werden." Ob die in Aussicht gestellten Fördergelder reichen werden, lässt sich noch nicht sagen.
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Moorschutz und -bewirtschaftung zusammenbringen
Landrat von der Grün bezeichnet den Moorschutz als Generationenprojekt. Und auch wenn letztlich nicht die kompletten 200 Millionen Euro bis 2030 abgerufen würden, soll es am Geld nicht scheitern, sagen Vertreter des bayerischen Umwelt- und des Landwirtschaftsministerium. "Da sollte es keine Schwierigkeit geben. Beide Ministerien würden sich bemühen auch darüber hinaus, Mittel zur Verfügung zu stellen, wenn es der Unterstützung guter Projekte diene. Wir wollen die Sache voranbringen," sagt Wolfram Güthler vom Umweltministerium.
Wichtig sei die Suche nach alternativen Wertschöpfungsketten, sagt Konrad Koch vom Landwirtschaftsministerium. "Wir suchen nach Möglichkeiten, wie man den Moorboden bewirtschaften kann und dabei Moorschutz betreibt." Landwirten, die Moorboden besitzen und sich an Projekten beteiligen, steht dafür beispielsweise das Moor-Bauern-Programm zur Verfügung. Die Wiedervernässung habe zunächst viele Landwirte in der Region verunsichert. Mittlerweile steige das Interesse für Alternativen, sagen alle Verantwortlichen.
Ein Mosaik an Nutzung im Donaumoos
Die Zukunft des Donaumoos soll vielfältig sein: Einige Flächen sollen zur Beweidung genutzt werden, andere als Rückzugsflächen für Tiere, vor allem für Insekten dienen. Auf bestimmten Flächen soll auch die konventionelle landwirtschaftliche Nutzung erhalten bleiben. Weidehaltung bietet sich zum Beispiel in den Pufferzonen zwischen normalen und sumpfigen Wiesen an.
Andere Teile des wiedervernässten Moores sollen auch bei höheren Grundwasserständen noch genutzt werden. Schon jetzt gibt es großflächige Photovoltaikanlagen und natürliche Flächen für Forschungszwecke.
Michael Hafner, Geschäftsführer des Donaumoos-Zweckverbands, spricht von einem Mosaik: "Man hat hier eine sehr vielfältige Nutzung. Weideflächen, die auch mal weniger abgefressen sind, wo auch Insekten (...) Rückzugsmöglichkeiten haben. Und dann auch konventionelle Nutzung. Dieses Mosaik ist auch das Bild, das wir gerne vermitteln.“ Ziel ist es, mit Hilfe der Fördermittel bis 2030 rund 2.000 von insgesamt 18.000 Hektar wiederzuvernässen.
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