ARCHIV - 16.01.2024, Bayern, Ingolstadt: Eine Angeklagte kommt zum Mordprozess um die Tötung einer Doppelgängerin. Die Frau und ein Mann müssen sich vor dem Landgericht verantworten, weil sie gemeinsam eine 23-Jährige umgebracht haben sollen, damit die angeklagte Frau untertauchen kann. (zu dpa: «Staatsanwalt will lebenslange Haft für Doppelgängerin-Mord») Foto: Cornelia Hammer/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Doppelgängerin-Mordprozess

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BR24live 16.30: Urteil im Doppelgängerinnen-Mord-Prozess

BR24live 16.30: Urteil im Doppelgängerinnen-Mord-Prozess

Seit Januar verhandelt das Landgericht Ingolstadt den Doppelgängerinnen-Mordprozess. Nun wurden beide Angeklagten wegen Mordes schuldig gesprochen. BR24live berichtet ab 16.30 über die ersten Reaktionen auf das Urteil in dem spektakulären Prozess.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Vor dem Prozessbeginn haben unzählige Menschen bereits morgens in einer langen Schlange vor dem Landgericht gestanden. Mehrere Kamerateams waren vor Ort. Dicht gedrängt saßen Zuschauer und Presse im Saal 11 des Landgerichts in Ingolstadt. Mit rund 40 Minuten Verzögerung hat die Verhandlung erst begonnen: Richter und Schöffen betreten den Raum. Mit Spannung haben alle diesen Moment erwartet.

Dann das Urteil: Die Kammer verurteilt die Angeklagten Schahraban K. und Sheqir K. zu einer lebenslangen Haft wegen gemeinschaftlichen Mordes. Die Angeklagte wurde zudem der Anstiftung zum Mord schuldig gesprochen. Außerdem stellte die Kammer die besondere Schwere der Schuld im Fall der 24-Jährigen fest. Heißt: Sie wird keinesfalls vor Ablauf der 15 Jahre aus der Haft entlassen. Für die Kammer stand fest: "Die Tat weicht von üblichen Taten ab."

Sheqir K. stand während der Urteilsverkündung regungslos da, Scharabn K. verbarg ihr Gesicht hinter ihren Haaren. Der Vater des Opfers, der 23-jährigen Khadidja O., blieb regungslos.

BR24live berichtet ab 16:30 über die ersten Reaktionen auf das Urteil. BR-Korrespondentin Daniela Olivares liefert einen hintergründigen Blick auf den spektakulären Fall.

Gericht: Angeklagte hat eigenen Tod inszeniert

Sheqir K. trug ein hellblaues Hemd und folgte äußerlich ungerührt der Urteilsbegründung, die Angeklagte mied den Blick ins Publikum während das Gericht die Tat als heimtückischen Mord bezeichnete.

Nachdem der geplante Auftragsmord am Schwager der Angeklagten nicht umgesetzt worden war, hat Schahraban K. laut Gericht beschlossen, ihren eigenen Tod zu inszenieren. Dafür wollte sie eine ihr ähnliche Person finden, töten und die Leiche im Auto anzünden. Über Instagram hat sie demnach nach einer Frau zwischen 22 und 23 Jahren, mit einer Größe zwischen 160 und 170 cm, braunen Augen und dunklen Haaren gesucht. Khadidja O. sei ein Zufallsopfer gewesen. In Ingolstadt hat die Angeklagte jemanden gesucht, der die Tat für sie ausführt und in dem Angeklagten Sheqir K. gefunden, davon geht das Gericht aus.

“Wir haben morgen viel zu erledigen, ich freu mich auf morgen" das schrieb sie dem Angeklagten am Vortag der Tat.

Kammer folgt den Forderungen der Staatsanwaltschaft

Das Strafmaß hatte die Staatsanwaltschaft in ihrem Plädoyer gefordert. Beide Verteidigerteams hatten auf einen Freispruch plädiert - aus Mangel an Beweisen. Die Anwälte haben sich vorab noch nicht festgelegt, ob sie im Falle einer Verurteilung Rechtsmittel einlegen werden. Aktuell dauert die Urteilsverkündung noch an.

Mammutprozess zu Ende

Es war ein langer und aufwendiger Prozess am Landgericht Ingolstadt. Bereits im Januar 2024 begann die Verhandlung. Am Ende waren es 53 Verhandlungstage. Weit über 100 Zeugen sagten aus, dazu zahlreiche Sachverständige und Gutachter. Immer wieder legten die Anwälte der beiden Angeklagten neue Anträge vor, was zu Verzögerungen führte. Dazu gab es auch immer wieder Überraschungen: Rund eineinhalb Jahre nach der Tat fanden die Ermittler bei einer erneuten Durchsuchung des Autos der Angeklagten eine Pistole. Auf Briefchen, die ebenfalls im Auto gefunden wurde, kam ein neuer Zeuge ins Spiel: ein jesidischer Scheich, der dann noch gegen Ende des Prozesses zweimal vor Gericht aussagen musste.

Darum ging es im Prozess

Zum Hintergrund: Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Angeklagte Schahraban K. über soziale Medien gezielt nach einer Frau gesucht hat, die ihr ähnlich sieht. Diese soll sie in der 23-jährigen Khadidja O. gefunden haben. Gemeinsam mit dem Mitangeklagten sollen sie im Sommer 2022 Khadidja O. in Eppingen an ihrem Wohnort in Baden-Württemberg abgeholt haben. Die beiden Angeklagten sollen ihr Opfer in einem Waldstück zwischen Eppingen und Heilbronn mit 56 Messerstichen getötet haben. Danach soll die Angeklagte in ihrem Wagen zurück nach Ingolstadt gefahren seien. Dort wohnten beide Angeklagte zur Tatzeit im Sommer 2022. Der Komplize soll auf dem Beifahrersitz gesessen, die Tote auf der Rückbank gelegen haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Schahraban K. so ihren eigenen Tod vortäuschen und untertauchen wollte, damit sie ein neues Leben beginnen kann.

Im Audio: Urteil im Doppelgängerinnen-Prozess

Der Angeklagte im Gerichtssaal, die Angeklagte verdeckt hinter ihren Anwälten
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Der Angeklagte im Gerichtssaal, die Angeklagte verdeckt hinter ihren Anwälten

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