Pfleger René Nowak im Wertinger Krankenhaus.
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Fachkräftemangel in der Pflege: "Gefühl, das Richtige zu tun"

Fachkräftemangel in der Pflege: "Gefühl, das Richtige zu tun"

Pflegekräfte werden dringend gebraucht. Um die Ausbildung attraktiver zu machen, wird in Wertingen eine neue Pflegeschule gebaut. Wer wählt die Ausbildung und warum? Wie geht es Berufseinsteigern? Ein Besuch vor Ort.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Acht Uhr morgens auf Station 2 im Wertinger Krankenhaus: Pflegefachkraft René Nowak hat um diese Zeit schon einiges geschafft. Die Patienten sind gewaschen, gefrühstückt haben sie auch. Jetzt will er mit einer Patientin inhalieren. Eigentlich. Doch dann: ein schriller Ton. Ein Notruf aus einem Patientenzimmer. René rennt los, genau wie alle anderen auf der Station. Ein paar Sekunden später kommt er zurück: "Der Arzt ist schon da. Ein Patient hatte Atemnot, aber er wird jetzt versorgt". Er atmet kurz durch.

Arbeiten als Pflegekraft: "Eine Herausforderung, aber schön"

Erst seit Anfang Oktober arbeitet René Nowak eigenständig und eigenverantwortlich auf der Station. "Das ist schon eine Herausforderung. Und anfangs ganz schön schwierig. Aber man freut sich auch, dass man das, was man drei Jahre in der Schule gelernt hat, jetzt anwenden kann", sagt der 33-Jährige. Drei Jahre lang hat er in der Pflegeschule nebenan seine Ausbildung gemacht. Vor der Ausbildung zur Pflegefachkraft hat er eine Ausbildung zum Lagerlogistiker gemacht. Aber eigentlich habe er schon immer "etwas mit Menschen" machen wollen. Deshalb habe er noch die Ausbildung zur Pflegefachkraft abgeschlossen.

Die Patientin, die inhalieren soll, ist gerade noch beim Röntgen. Zeit für den jungen Pfleger, sich kurz mit der Zimmernachbarin zu unterhalten. Die sagt, sie sei sehr zufrieden, die Pflegefachkräfte leisteten alle einen guten Job. René Nowak lächelt. Das sei natürlich wohltuend. Er gehe jeden Tag mit dem Gefühl heim, das Richtige gemacht zu haben. Natürlich sei es oft stressig. Weil es einfach zu wenig Nachwuchs gebe. Umso wichtiger ist also die Ausbildung.

Generalistische Ausbildung: weniger Tiefe, mehr Flexibilität

Seit 2020 lernen die Pflegeschüler im Rahmen der "generalistischen Pflegeausbildung" alle Berufsbilder kennen, ob Altenheim, Krankenhaus, Psychiatrie, ambulante Pflege oder Kinderkrankenpflege. Danach können sie in all diesen Bereichen arbeiten. Die Rektorin der Wertinger Pflegeschule Angelika Wolf bedauert zwar, dass die Ausbildung dann nicht mehr in allen Bereichen in die Tiefe gehen könne. Andererseits seien die Schüler jetzt flexibler.

Neue Pflegeschule für Wertingen ab 2026

Weil die Ausbildungsbedingungen für die Pflegeschüler in Wertingen verbessert werden sollen, wird jetzt eine neue Pflegeschule gebaut. Ein Gebäude, mit modernen Schulungsräumen, für den praktischen und theoretischen Unterricht. Mit der neuen und modernen Pflegefachschule sollen "optimale Ausbildungsvoraussetzungen für junge Menschen geschaffen, die sich für den Pflegeberuf entscheiden", so der Dillinger Landrat Markus Müller (FW). So wolle man junge Leute für den Pflegeberuf begeistern. Gut drei Millionen werden investiert, 1,8 Millionen Euro Zuschuss kommen vom Freistaat, 400.000 Euro steuert die Stadt Wertingen bei. Bereits im Ausbildungsjahr 2026 soll die Schule bezugsfertig sein.

Pflegeschüler: Deutsche, Zugezogene, alle Altersklassen

Die Pflegeschule in Wertingen ist derzeit noch auf zwei Gebäude aufgeteilt. Eines liegt direkt neben dem Krankenhaus. Dort hat die Pflegeklasse im zweiten Schuljahr gerade Gruppenunterricht. Es gehe darum, wie man einen Patienten auf eine Operation vorbereitet, erklärt Anna-Lucia Steeger. Sie ist gleich nach ihrem Schulabschluss hier auf die Schule gekommen.

Andere Pflegeschüler haben schon mehr hinter sich: Die Russin Elena Gaberkorn etwa ist seit zwei Jahren in Deutschland. In ihrer Heimat hat sie als Journalistin gearbeitet, hierzulande zunächst als Pflegehelferin, jetzt wolle sie noch die Ausbildung zur Fachkraft machen. Ähnlich geht es dem jungen Afghanen Saifullah Hussaini: In seiner Heimat gebe es gar keine Altenpfleger. Aber er habe hier einen Job als Helfer gefunden. Anfangs sei es ihm schwergefallen – aber, er habe gemerkt: "Wenn man die alten Leute kennenlernt, dann sind das keine Patienten mehr, sondern das ist wie Familie", sagt er.

Auch René Nowak muss man nicht mehr vom Pflegeberuf überzeugen: Wenn man miterlebe, wie jemand wieder auf die Beine komme, das sei einfach schön, sagt er. Er hofft, dass er, trotz der geplanten Reformen und Diskussionen um die Zukunft kleiner Krankenhäuser noch lange am Wertinger Krankenhaus arbeiten kann.

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