Acht Monate sind vergangen nach dem Hochwasser in Schwaben – und noch immer sind die entstandenen Schäden mancherorts deutlich zu sehen. Auch die Grundschule im schwäbischen Nordendorf war damals unter Wasser gestanden. In dem Gebäude sieht es im Februar 2025 so aus, als sei die Flut gerade erst zurück gegangen.
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Bürokratie erschwert Beginn der Aufräumarbeiten
Es hat sich kaum etwas getan. Denn um Fördermittel zu bekommen, mussten Bauanträge gestellt und Genehmigungen eingeholt werden. Das ist zwar erledigt, sagt Nordendorfs Bürgermeister Tobias Kunz. Aber Geld gab es noch keines, um in der Grundschule Hand anzulegen. Allein um erste durchnässte Böden und kaputte Heizkörper herauszureißen, brauchte es eine Unbedenklichkeitserklärung, damit die Gemeinde als Schulträger überhaupt aktiv werden konnte.
Ameisenhelfer aus ganz Süddeutschland
Deshalb hat Bürgermeister Kunz nicht lange gezögert, als ihn das Angebot vom Freiwilligen-Hilfswerk ANZ (Englisch: Ameisen) erreichte. Dessen Motto: "Viele Hände, schnelles Ende." Und nun schieben Menschen (Ameisenhelfer) aus ganz Süddeutschland Schubkarren voller Bodenplatten und schleppen Eimer mit Bauschutt zu den Containern auf dem Schulhof. Männer, Frauen und Jugendliche: alle grau verstaubt und mit Staubmasken und Gehörschutz ausgestattet. Ihr Ziel: Alles, was durch das Juni-Hochwasser kaputt gegangen ist, aus dem Schulhaus rausholen – an einem Wochenende.
Schulgebäude muss in Rohbau zurück versetzt werden
Der 16-jährige Jona Rosenegger ist mit seiner Mutter Monika aus Göppingen bei Stuttgart angereist. "Wir haben direkt zugesagt, alle Termine abgesagt und sind hergekommen", erzählt er. Alexandra Hertrich aus Gernertshofen bei Weißenhorn hat ihren Sohn Maximilian mitgebracht: "Die hinteren Räume, da stemmen wir jetzt die Wände ab bis zur Decke hoch."
Der Putz muss abgeschlagen, Türen ausgebaut und Leitungen herausgerissen werden. Auch Bürgermeister Kunz packt mit an: "Im Prinzip müssen wir einmal komplett entkernen, einmal komplett auf Rohbauzustand."
Auch ehemalige Schüler packen mit an
Etwa 30 Helfer sind dabei. Unter ihnen auch Nordendorfer, die nun in ihrer ehemaligen Grundschule schuften. Die meisten aber kommen von weiter her, organisiert von Christoph Roski von ANZ. Und Roski kennt viele Helfer noch vom Einsatz im Ahrtal: "Sie kommen aus Limburg, Mainz, Karlsruhe, Stuttgart, Schweinfurt, Memminger Gegend, also ganz verteilt aus dem Süden Deutschlands."
Noch offen, wann Räume wieder nutzbar sind
Auf knapp 1.000 Quadratmetern hatte die Norderdorfer Grundschule Klassenzimmer, einen Werkraum, auch die Mensa und die Nachmittagsbetreuung untergebracht. Dann kam im Juni letzten Jahres das Hochwasser. Und niemand kann sagen, wie lange es brauchen wird, bis alles wieder neu hergerichtet ist. Wenn nötig, wollen die Ameisenhelfer ein Wochenende wieder mit anpacken. Auch wenn die meisten Montagfrüh schon wieder an ihrem Arbeitsplatz sein müssen: in Göppingen, Karlsruhe oder in Mainz.
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