Ich darf mich bei der Freiwilligen Feuerwehr in Kirchehrenbach als Feuerwehrfrau bei einem Probeeinsatz ausprobieren. Um die Bandbreite der Feuerwehrarbeit zu demonstrieren, haben die Ehrenamtlichen allerlei Geräte zusammengetragen. Zuerst muss ich in die feuerfeste Hose und Jacke und die Stiefel anziehen. Sebastian Müller, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Kirchehrenbach im Landkreis Forchheim, hilft mir bei meinem Probeeinsatz. "Wir stoppen die Zeit nicht, die unsere Feuerwehrleute brauchen, um die Uniform anzuziehen, aber es sollte schon flott gehen. Schließlich ist es ein Notfall", so der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr.
Mehr als 200.000 Einsätze pro Jahr
In Bayern sind rund 320.000 ehrenamtliche Feuerwehrleute im Einsatz. 7.500 Freiwillige Feuerwehren gibt es in den bayerischen Städten und Gemeinden. Nach der Alarmierung über den Notruf 112 müssen die Feuerwehrleute nach zehn Minuten am Einsatzort sein. In Bayern wurde die Freiwillige Feuerwehr im Jahr 2021 rund 246.000 Mal zur Hilfe gerufen. Zum Vergleich: 2020 waren es bayernweit 218.000 Einsätze. Laut Innenministerium seien die Feuerwehren im Schnitt alle 2,1 Minuten oder rund 670 Mal pro Tag zur Hilfe alarmiert worden. Ausrücken zu einem Zimmerbrand ist für die Ehrenamtlichen Routine. Auch in Kirchehrenbach.
Mit schwerer Atemschutzausrüstung Menschen retten
Ich springe ins Feuerwehrauto und muss die Atemschutzausrüstung anlegen. Die Atemschutzmaske ziehe ich über meinen Kopf und fixiere die Gurte, sodass die Maske eng auf meinem Gesicht anliegt. Sebastian Müller erklärt mir, wie ich den Rucksack mit Sauerstoff im Auto während der Fahrt schultern kann. Er wiegt mehrere Kilogramm. In voller Montur soll ich damit rückwärts aus dem Auto aussteigen, um bei einem Wohnungsbrand Menschen zu retten. Ich komme mit der schweren Ausrüstung ins Schwitzen und fühle mich eingeengt.
Sebastian Müller meint, dass ich im Einsatz noch schneller sein müsste. Doch ich bin jetzt schon außer Atem und bekomme unter der Maske ein beklemmendes Gefühl. "Es ist wichtig, dass die Freiwilligen Feuerwehren genügend Atemschutzträger haben. Das sind die, die in die brennenden Gebäude gehen." Einige Feuerwehrleute würden den Einsatz mit der Maske aber nicht machen wollen, weil es nicht das richtige für sie sei - und das sei auch in Ordnung, so Sebastian Müller.
Rund 100 Übungsstunden in der Grundausbildung
In rund 100 Übungsstunden werden die Freiwilligen Feuerwehrleute in einer Grundausbildung an den Dienst herangeführt. Dazu gehört bei dieser Übung zum Beispiel: Leiter anlegen und die Wand hochklettern, um jemanden aus einem brennenden Haus zu retten. Ich merke schnell: Ohne Teamwork geht nichts bei der Feuerwehr. Ich halte zusammen mit einem Feuerwehrmann den Feuerwehrschlauch, aus dem mehrere Liter Löschwasser strömen. Der Wasserdruck beim Löschen ist sehr hoch. Allein hätte ich den Schlauch nicht hochheben können. Zwei oder sogar drei Leute müssten ihn halten, erklärt mir der Feuerwehrkommandant.
Auch bei Autounfällen ist die Freiwillige Feuerwehr häufig im Einsatz. Mit der 16 Kilogramm schweren Rettungsschere versuche ich in einer weiteren Übung, eine Fahrzeugtür aufzubekommen. Auch hier sind wir wieder zu zweit zugange. Die Fahrzeugtür lässt sich langsam mit der Rettungsschere zur Seite biegen. Eine anstrengende Arbeit, bei der die Feuerwehrleute manchmal auch durch Gaffer behindert werden. Die Ehrenamtlichen der Freiwilligen Feuerwehr müssen verschiedene Einsätze mindestens ein- bis dreimal im Monat üben, damit es im Ernstfall auch sitzt, sagt Kommandant Sebastian Müller. In Kirchehrenbach sind bei der Freiwilligen Feuerwehr 54 Frauen und Männer tätig.
Neue Ehrenamtliche zu finden sei Herausforderung
Ich durfte einiges ausprobieren, was die Freiwillige Feuerwehr im Einsatz durchführen muss, und habe nach diesem Probeeinsatz noch mehr Respekt vor der Tätigkeit der Feuerwehrleute. Die Übung war sehr anstrengend für mich. Die größte Herausforderung in ganz Bayern sei es, immer wieder genügend Menschen zu finden, die diese Aufgabe in ihrer Freizeit übernehmen, so Sebastian Müller. Denn ohne Ehrenamtliche gehe bei den Freiwilligen Feuerwehren gar nichts.
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