Ein Mann arbeitet an großen Stahlgebilden.
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Stahlbildhauer Clemens Hutter öffnet seine Kühlkammer.

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Frostsprengung: Ein Oberfranke macht Kunst mit Naturgewalten

Dass Stahlkünstler mit Feuer arbeiten, ist nichts Ungewöhnliches. Stahl mit Eis zu verbiegen ist es allerdings schon. Der oberfränkische Künstler Clemens Hutter hat die "Frostsprengung" erfunden und macht mit ihrer Hilfe Stahlkunst.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Drei eiserne Riegel knarzen beim Öffnen: Clemens Hutter schiebt die große Tür seiner Kühlkammer zur Seite, Eisnebel wallt ihm entgegen. Seine Stahlrohlinge waren zwei Wochen lang eingefroren bei minus 15 Grad. Für den 40-jährigen Stahlbildhauer hält das Öffnen der Kühlkammer jedes Mal Überraschungen parat.

Gefriertruhe in Größe XXL

Seine Kühlkammer hat Clemens Hutter selbst gebaut. Der Kubus mit der Aluminiumverschalung ist etwa drei Meter hoch und genauso tief und breit. Die Kammer steht in seinem Atelier im oberfränkischen Marktleuthen. Eine XXL-Gefriertruhe könnte man sagen und so funktioniert sie auch. "Frostsprengung" hat er seine Kunst genannt. Die Stahlkörper sind innen hohl und der Künstler befüllt sie mit Wasser. Beim Einfrieren dehnt sich das Wasser aus und wölbt die Wände von innen. Es passiere Erstaunliches, sagt der 40-jährige Künstler.

Aus Physik wird Kunst

Clemens Hutter nutzt die Gesetze der Physik und macht daraus Kunst. Seine fertigen Stahlobjekte wirken federleicht, obwohl sie zentnerschwer sind. Vier Kästen sind zum Beispiel übereinander und verdreht gestapelt. Diese Verdrehungen entstehen durch die Frosttechnik: Das Eis biegt die Kästen auseinander und etwas "Schwebendes" entsteht.

Bildrechte: Clemens Hutter
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Die Sprengkraft des Eises hat dieses Kunstwerk von Clemens Hutter geformt

Vor zehn Jahren hat Clemens Hutter erste Versuche mit Frostsprengungen unternommen. Mittlerweile hat er sie so weit perfektioniert, dass er Stahl bis zu einer Tonne Gewicht biegen kann. Der Hubwagen ist dabei sein wichtigstes Arbeitsgerät. Mit ihm bewegt Clemens Hutter die zentnerschweren Stahlplatten, die er als Meterware kauft. Mit dem Plasmaschneider trennt der Künstler quadratische Platten ab und schweißt sie anschließend zu Würfeln zusammen.

Liebe zum Stahl kommt vom Großvater

Hutters Skulpturen gibt es in ganz klein für den Schreibtisch oder das Regal. Die großen Werke stehen in Parks und Ausstellungen. Clemens Hutter hat an der Nürnberger Kunstakademie Bildhauerei studiert und lebt mit Frau und Kindern inzwischen schon länger im Fichtelgebirge. Er mag die Ruhe und den Platz, den er hier hat. Die Liebe zum Stahl hat der 40-Jährige von seinem Großvater. Dieser sei Werkzeugmacher, erzählt der geborene Passauer. Stahl hat für den Künstler viele Eigenschaften, die man dem harten Material gar nicht zutraut.

Kühlkammeröffnung mit Publikum

Immer wieder mal öffnet Clemens Hutter sein Atelier für Besucher. Zuletzt sind zur Kühlkammeröffnung etwa 30 Leute gekommen. Der Künstler erklärt ihnen, dass er mit dem Frostprozess heute sehr zufrieden sei. Bis die Skulpturen allerdings fertig sind, muss er sie noch drei weitere Male einfrieren.

Ein angerosteter Stahlquader.
Bildrechte: BR
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Der oberfränkische Künstler Clemens Hutter hat die "Frostsprengung" erfunden und macht mit ihrer Hilfe Stahlkunst.

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