Ein Einsatzfahrzeug der Polizei, Streifenwagen mit Blaulicht in Bamberg Bayern.
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Ein fünf Jahre alter Junge hat einen Notruf abgesetzt, weil er Hilfe bei einem Computerspiel benötigte.

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Für Hilfe beim Zocken: Fünfjähriger wählt die 110

Für Hilfe beim Zocken: Fünfjähriger wählt die 110

Die Notrufnummer 110 ist der direkte Draht zur Polizei, wenn man etwas Verdächtiges beobachtet oder Hilfe braucht. Ein Fünfjähriger aus Oberfranken hat das anders interpretiert. Kommen solche Fehlanrufe häufiger vor?

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Da staunten die Beamten nicht schlecht, als sie am Montagmittag in Neustadt bei Coburg auf einen Fünfjährigen trafen, der die 110 gewählt hatte. Am Telefon hatte er seinen Vornamen, sein Alter und den Wohnort genannt, und dass er Hilfe bräuchte, die Polizeibeamten ermittelten die Adresse. Als sie daheim eintrafen, erklärte der Junge ihnen, er bräuchte Hilfe bei einem Handyspiel.

Er hatte - ohne Wissen seiner Mutter - deren Handy genommen, so der Polizeipressesprecher Rainer Erfurt aus Bayreuth. Im Kindergarten habe er gelernt, dass man in Notsituationen die Polizei rufen könne - und deswegen heimlich die 110 gewählt. "Selbstverständlich habe die Mutter, als sie es bemerkt hat, das Handy gleich weggenommen. Und die Beamten hätten ein Auge zugedrückt", so Erfurt.

Missbrauch eines Notrufs ist Straftat

Denn der Missbrauch eines Notruf gilt als Straftat nach §145 StGB. Es komme aber selten vor. Im zuständigen Polizeipräsidium hat man dieses Jahr bis Ende September fast 75.000 Notrufe gehabt. Statistiken über Fehlanrufe gebe es keine, heißt es aus den bayerischen Polizeipräsidien.

Dass Kinder den Notruf nutzen, komme immer wieder vor, heißt es beispielsweise aus Nürnberg. Allerdings sind dies oftmals nette Gespräche mit einem belehrenden Charakter, woraus sich keine Einsätze ergeben, so dass diese auch nicht dokumentiert werden. Eine Zahl für den Missbrauch von Notrufen kommt aus Niederbayern. Dort seien es letztes Jahr 100 Fälle gewesen.

Kopfsteinpflaster löst Notruf aus

Gezählt werden aber die Anrufe bei der 112. Letztes Jahr gingen, laut dem bayerischen Innenministerium, bei den Integrierten Leitstellen in Bayern rund 3,3 Millionen Anrufe ein, rund 750.000 seien Fehlanrufe. Ausgelöst werden diese aus unterschiedlichen Gründen: Falscher Alarm durch Rauchmelder, die wegen eines gekochten Eis losgehen, oder auch Notrufe, die automatisch mit dem E-Call abgesetzt werden. Die gibt es in PKW, sowie in Handys oder Smart-Watches.

In der jüngeren Vergangenheit haben sich Notrufe von sogenannten "Hosentaschenanrufe" gehäuft, erklärt ein Polizeisprecher aus Nürnberg, aber nicht nennenswert. Meist hilft ein Update, dass dies nicht mehr vorkommt. Selbst dem Pressesprecher der Polizei in Ingolstadt, Andreas Aichele, ist das schon passiert, ein unbeabsichtigter Notruf: Als er mit einem E-Scooter übers Kopfsteinpflaster fuhr, wählte seine Uhr die 112. Das Rütteln durch das Kopfsteinpflaster hatte die Uhr als Sturz interpretiert.

"Ich war sehr verwundert, als ich mit dem Kollegen in der Integrierten Leitstelle telefoniert habe, ohne das zu wollen". Setzt man einen Notruf aus Versehen ab, dann sei es wichtig, am Telefon zu bleiben und das aufzuklären, so Aichele. Denn ohne Antwort seien die Kollegen der 112 erst recht alarmiert, dass etwas Ernsthafte passiert sei. Überhaupt lautet das Plädoyer der Polizei: Lieber zehnmal zu oft den Notruf wählen als einmal zu wenig.

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