Die Sicherheitswacht wurde 1994 vom damaligen Innenminister Günther Beckstein eingeführt. Für den heutigen Bayerischen Innenminister Joachim Herrmann (CSU) ist klar, dass die Sicherheitswacht (Siwa) in Bayern nach 30 Jahren ein voller Erfolg ist. Denn sie sorge dafür, dass sich die Bürger sicherer fühlen. Daten, welchen Beitrag zur Bekämpfung von Kriminalität die Siwa leistet, gibt es aktuell nicht. Rund 1.500 Menschen in Bayern engagieren sich in dem Ehrenamt. In vielen Städten und Gemeinden gibt es mittlerweile eine Sicherheitswacht – so auch in Nürnberg. Doch was trägt die Siwa tatsächlich für das Sicherheitsempfinden bei und kann man das überhaupt messen? Eine Studie aus Regensburg hat es versucht.
Eingesetzt werden die Freiwilligen in Parkanlagen, Wohngebieten, aber auch auf Volksfesten. Rund 1,5 Millionen Euro hat das Innenministerium 2023 für die Sicherheitswacht ausgegeben, eingeschlossen darin Sachausgaben für beispielsweise die Uniform und Ausstattung sowie eine Aufwandsentschädigung von acht Euro pro Einsatzstunde. Immer wieder werden Ehrenamtliche, die sich für Bürgerinnen und Bürger engagieren wollen, gesucht.
Etwas mehr Befugnisse als ein normaler Bürger
Irini Plakias (23) und Adil Kazak (27) sind zwei von insgesamt 64 Mitgliedern, die für die Sicherheitswacht in Nürnberg unterwegs sind. Die Siwa ist der Polizei untergeordnet. Aufträge bekommen sie also von den Dienststellen. Eingekleidet sind sie mit einer halben Uniform: einer Jacke, auf der "Sicherheitswacht" steht, dazu ein Funkgerät, eine Taschenlampe, ein Reizgasspray und ein Erste-Hilfe-Set. Hose und Schuhe muss jeder privat beisteuern, sagt Irini Plakias.
Die "halbe Uniform" spiegelt vielleicht auch wider, was die Sicherheitswacht sein soll: ein Stückchen Polizei, ein Stückchen Bürger oder – wie das Innenministerium sagt – ein Bindeglied zwischen beiden. Was sie nicht ist: Hilfspolizei, Bürgerwehr und auch keine Security. Ausgestattet sind die Mitglieder zudem mit "Sonderrechten", erzählt Adil Kazak. Man darf Platzverweise erteilen, die Ausweise checken und deren Daten weiter übermitteln, sowie Befragungen durchführen. Damit hat die Siwa mehr Rechte als das "Jedermannsrecht", das besagt, dass man Personen auf frischer Tat festhalten darf.
"Mir ist wichtig, Menschen zu helfen"
Seit einem Jahr sind Irini Plakias und Adil Kazak für die Sicherheitswacht unterwegs – meistens einmal wöchentlich. Beide sagen, sie mögen es, mit den Menschen im Austausch zu stehen und ihnen zu helfen. Auf Streife geht es zum Jamnitzer Platz im Nürnberger Stadtteil Gostenhof. Graffiti, Alkohol und Drogen, das sei die Bandbreite, die man dort immer wieder mal finde. Die Siwa soll zum Beispiel in solchen Parkanlagen laut Innenministerium für Prävention sorgen – allein schon durch ihre Sichtbarkeit – und im Zweifel Hilfe dazuholen. Doch an diesem Tag bleibt es ruhig.
Rückmeldungen überwiegend positiv
Es ist auch Aufgabe der Sicherheitswacht, bei der Suche nach der richtigen Straße oder der nächsten Bushaltestelle zu helfen. Irini Plakias und Adil Kazak erzählen, dass sie überwiegend positive Rückmeldungen aus der Bevölkerung bekämen. Pöbeleien ihnen gegenüber kämen aber auch mal vor.
Studie zur Sicherheitswacht: Nachweis schwierig
Eine Studie der Uni Regensburg unter Federführung der Kriminologin Andrea Holzer hatte zwischen 2020 und 2021 unter anderem herausfinden wollen, ob die Sicherheitswacht das subjektive Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung steigert. Dazu wurden 1.423 Menschen in der Oberpfalz befragt.
Das Ergebnis: 12 Prozent gaben an, die Sicherheitswacht "kann" das Sicherheitsgefühl steigern und 36 Prozent gaben an "kann eher". Bei denjenigen, die schon mal mit der Siwa zu tun hatten (191) gaben über die Hälfte an, "sehr zufrieden" oder "eher zufrieden" zu sein. Bei denjenigen (65), die nicht zufrieden waren, wurde als Grund "Unfreundlichkeit", "Inkompetenz" oder "überschätzte Rolle der Macht" angegeben.
Eine statistisch signifikante Aussage auf ganz Bayern bezogen könne unter anderem aufgrund der kleinen Anzahl der Menschen, die mitgemacht hatten, aber nicht getroffen werden, so die Studie.
Ehrenamtler mit Freude dabei
Für Irini Plakias und Adil Kazak ist jedenfalls klar, dass sie auch in Zukunft ihr Ehrenamt bei der Sicherheitswacht weiter machen wollen. Sie glauben, dass sie mit ihrer Arbeit etwas für das Sicherheitsgefühl beitragen können. Das deckt sich auch mit einem Ergebnis der Regensburger Studie: Von den 88 befragten Sicherheitswachtmitgliedern gaben 78 Prozent an, dass sie vermuten, durch ihre Arbeit bedeutend mehr für die Sicherheit beizutragen.
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