Esel Peppone trug jahrelang im unterfränkischen Schwanfeld, Landkreis Schweinfurt, an Palmsonntag einen Ministranten durch das Dorf. So sollten alle an den festlichen Einzug Jesu in Jerusalem erinnert werden. In diesem Jahr müssen die Schwanfelder ohne Peppone auskommen. Er ist gestorben – und so ein gutmütiger Esel war weit und breit auf die Schnelle nicht zu finden. Sie verzichten heuer auf die Darstellung dieser Szene.
Früher hatte man das Problem mit störrischen Eseln anders gelöst: mit Palmeseln aus Holz und auf Rädern. So konnten man die Palmsonntag-Tradition ohne Störung pflegen.
Schaustück in Mittelfranken: der Palmesel von Kalbensteinberg
So ein historischer Palmesel steht das ganze Jahr über in der Rieterkirche von Kalbensteinberg im mittelfränkischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Er ist 550 Jahre alt und hervorragend erhalten.
Dieser Esel wurde jedoch nie für eine Prozession eingesetzt, denn der Ort ist evangelisch. Die Holzfigur wurde von der Patrizierfamilie Rieter zur Ausschmückung der Kirche gekauft. Um diesen Esel ranken sich viele Legenden und Geschichten. So soll er beinahe gestohlen worden sein. Der Holzesel habe sich aber so gewehrt, dass er den Dieben zu schwer wurde. Sie ließen ihn vor der Kirche zurück. Babett Guthmann hat in ihrem Buch "Sagen aus Altmühlfranken" diese Geschichte aufgeschrieben. Heute sichert eine Alarmanlage die Skulptur. Während der Gottesdienste und nach Anmeldung im Pfarramt kann sie besichtigt werden.
Eselsmetzger zerstörten Palmesel
Einst gab es viele hölzerne Palmesel in Bayern. Doch deren Spuren verlieren sich um 1800. Sie sind "Opfer der Aufklärung", so Volkskundler Fred Rausch. Die bayerischen Herzöge verboten die Palmesel, wie auch andere bildliche Darstellungen aus der Bibel. In den Überlieferungen ist gar die Rede von Eselsmetzgern. So hat 1806 ein Polizist in München einen hölzernen Palmesel zersägt. Das Volk wollte aber an seinen Palmeseln festhalten. Manche wurden versteckt, teilweise sogar eingemauert. So hat zum Beispiel auch der Palmesel von Mellrichstadt im Landkreis Rhön-Grabfeld die Eselsmetzger "überlebt".
Fränkischer Palmesel in New York
Über den Kunsthandel landete das Schmuckstück aus Mellrichstadt in New York. Im Metropolitan "Museum of Art" schmückt dieser unterfränkische Palmesel aus dem 15. Jahrhundert die mittelalterliche Sammlung. Nancy Wu führte schon Tausende Besucher hierher. Es ist der einzige Palmesel in Nordamerika, erzählt sie dabei. Das Besondere: Die Skulptur ist unbeschädigt, so wie der Kalbensteiner Palmesel. Er ist ein Stück fränkisches Brauchtum in New York.
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