In Sachen erneuerbare Energien gibt es gute und schlechte Nachrichten. Die Gute ist, dass Solaranlagen auf Feldern und Dächern vor allem in Bayern inzwischen große Mengen an Strom produzieren. Die schlechte Nachricht ist, dass die bestehenden Stromnetze die großen Mengen an sonnigen Tagen im Sommer gar nicht mehr aufnehmen können. An regnerischen Tagen und im Winter dagegen ist reichlich Platz im Netz. Weil der Ausbau der Netze noch viele Jahre dauern wird, könnten Speicher in die Lücke springen. Sie speichern den Strom an sonnenreichen Tagen. Und geben ihn in die Netze ab, wenn es wieder dunkel ist.
Geschäft mit Batteriespeichern boomt
Der Marktführer bei Batteriespeichern ist das weltweit agierende Unternehmen Fluence. Es wurde im Jahr 2018 von Siemens und dem US-amerikanischen Unternehmen AES gegründet. Die Zuwachsraten sind enorm. "Wir haben uns 2018 gegründet, hatten im Jahr danach einen Umsatz von 90 Millionen Euro. Fünf Jahre später standen wir bereits bei einem Umsatz von 2,7 Milliarden", sagt Fluence-Sprecher Lars Stephan. Dieser Umsatz habe sich im letzten Finanzjahr noch einmal verdoppelt.
"So ein Wachstum werden wir auch in den nächsten Jahren sehen." An 46 Standorten weltweit ist das Unternehmen tätig. Am Standort Erlangen testen Spezialisten das Zusammenspiel von Hardware und Software. Jede einzelne Batteriezelle und die Kühlsysteme im Inneren der containergroßen Batteriespeicher sind über Rechner ansteuerbar. "Damit können wir Systeme intelligent nutzen und so gestalten, dass unsere Kunden damit mehr Geld verdienen", so Stephan.
Batteriespeicher mit Lithium-Ionen-Batterien oder organischen Flüssigkeiten
Bayerns größter Batteriespeicher in Arzberg hat Technik von Fluence verbaut. Fluence verwendet Lithium-Ionen-Batterien, die in Vietnam hergestellt werden. Das Unternehmen plant für die Übertragungsnetzbetreiber Tennet und TransnetBW ein weiteres Großprojekt im oberbayerischen Ottenhofen. Doch daneben gibt es mit dem Unternehmen CMBlu aus Alzenau in Unterfranken einen weiteren großen Batteriehersteller. CMBlu hat ein Speicherverfahren mit organischen Flüssigkeiten entwickelt. Diese Kohlenstoff-Flüssigkeiten seien unbegrenzt verfügbar, so das Unternehmen, die Technik besonders nachhaltig. "Dem Netzbetreiber ist es egal, welche Technik verbaut wird", sagt Rainer Kleeberger von der N-Ergie Netz GmbH in Nürnberg. "Hauptsache, es funktioniert."
Speicher müssten künftig nicht nur dem Geschäft dienen
Mit Speichern verdienen bisher vor allem Unternehmen, die mit den Schwankungen der Strompreise Geld machen. Sie übernehmen Strom, wenn er an der Börse günstig ist, und geben ihn wieder ans Netz ab, wenn der Preis steigt. Besser wäre es, Speicher würden so eingesetzt, dass sie dem teilweise überlasteten Netz dienen. "Wir würden für diese Dienstleistung auch etwas bezahlen", sagt Rainer Kleedörfer von der N-Ergie Netz GmbH. Und Lars Stephan von Fluence erklärt, im europäischen Ausland könne sich Deutschland hier etwas abschauen. "Im internationalen Maßstab sehen wir, dass Batteriespeicher an Kapazitätsmärkten teilnehmen. Dasselbe müssen wir auch in Deutschland nutzen."
N-Ergie will für netzdienliches Verhalten bezahlen
Der Nürnberger Netzbetreiber N-Ergie Netz will hier in Kürze einen Testballon starten. Auch wenn es dafür noch keine offiziellen Regeln gibt. "Wir sind bereit und sind mutig genug, jetzt in die Ausschreibung von netzdienlich betriebenen Batteriespeichern zu gehen", sagt Rainer Kleedörfer. Die Ausschreibung wird derzeit noch formuliert und im ersten Quartal veröffentlicht. Für diese Dienstleistung sollen Anbieter Geld bekommen, ein "Dienstleistungs-Entgelt". Wie hoch dieses ausfallen wird, ist noch offen. "Wir werden sehen, ob sich Marktteilnehmer melden, und uns ein Angebot machen." Zugleich fordert Kleeberger von der Bundesregierung Rechtssicherheit.
Regeln hinken der Branche hinterher
Denn während sich die Branche rasant entwickelt, hinkt die Bürokratie hinterher. "Es müssen grundsätzliche Fragen der Regulatorik angegangen werden", fordert Lars Stephan. Zum Beispiel darf, wer eine Solaranlage mit Speicheranlage betreibt, den Speicher bisher nicht aus dem Stromnetz auffüllen. Auch wenn es Platz im Speicher gäbe und das Windrad nebenan heftig rotiert. Mit den vorgezogenen Neuwahlen wird es aber weitere Monate dauern, bis hier aktuellere, sinnvolle Regeln beschlossen werden können.
Im Video: Solarstrom - Boom bei Batteriespeichern
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