Ein Mann blickt auf eine große Strommtrasse.
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Die Bundesnetzagentur plant eine zweite Hochspannungsleitung neben der bestehenden. Der Westbayernring führt von Raitersaich nach Ingolstadt.

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Mit Hochspannung: Neue Stromtrasse durch Bayern geplant

Mit Hochspannung: Neue Stromtrasse durch Bayern geplant

Viele Menschen entlang einer 120 Kilometer langen Hochspannungsleitung sind verunsichert. Mit dem "Westbayernring" kommt eine zweite Leitung neben eine, die es schon seit 50 Jahren gibt. Der Netzausbau ist nötig, die Planungen haben erst begonnen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Die Menschen in der Ortschaft Hergersbach im Landkreis Ansbach sind verunsichert. Die Gerüchteküche brodelt, seit der Bürgermeister eine neue Hochspannungsleitung erwähnt hat. Bereits seit 50 Jahren laufen Seile auf 60 Meter hohen Masten direkt am Dorf vorbei. Erst im vorigen Jahr wurden auf den Masten zwei zusätzliche 380 kV-Seile eingehängt. Doch nun wurden Pläne bekannt, dass entlang dieser bestehenden Hochspannungsleitung eine zweite gebaut werden soll, die den Westen Bayerns von Mittelfranken über Oberbayern nach Niederbayern mit Strom versorgen soll.

Energiewende: Strom aus Solaranagen abtransportieren

"Das System, wie wir es heute haben, ist eigentlich eine Einbahnstraße", sagt der Sprecher des zuständigen Netzbetreibers Tennet, Markus Lieberknecht. Die Hochspannungsleitung sei damals gebaut worden, um Strom von großen Kraftwerken zu Umspannwerken zu transportieren. Dort wird der Strom dann in kleineren Portionen weiter verteilt. Doch inzwischen produzierten tausende kleine und große Solaranlagen in Mittelfranken Strom, erklärt Lieberknecht. "Unser bestehendes Netz ist nicht dafür ausgelegt, so viele dezentrale, kleine Produzenten und Verbraucher miteinander zu verknüpfen".

Westbayernring: Wichtige Nord-Süd-Versorgungsleitung

Häufig werden Solarfelder im Sommer wegen Überlastung der Netze abgeschaltet. Damit der Strom genutzt werden könne, müssten die Netze auf allen Ebenen ausgebaut werden, erläutert der Tennet-Sprecher. Dazu sieht der bundesweite Netzentwicklungsplan alleine in Bayern zig Projekte vor. Der Westbayernring solle dafür sorgen, dass die Stromversorgung für die nächsten Jahrzehnte gesichert sei. Die Verbindung ist eine wesentliche Nord-Süd-Versorgungsleitung innerhalb Bayerns und betrifft die Regionen Oberbayern, Niederbayern und Mittelfranken. Der sogenannte Westbayernring wird 120 Kilometer weit vom Umspannwerk Raitersaich westlich von Nürnberg über das Umspannwerk Ingolstadt bis zum Umspannwerk Sittling bei Neustadt an der Donau führen.

Leitungsbau soll 2031 beginnen

In etwa zwölf Jahren wird den Plänen zufolge am Dorf Hergersbach eine zweite Hochspannungsleitung vorbeiführen. Etwa 60 Meter Platz muss zwischen beiden Leitungen frei bleiben, sagt Markus Lieberknecht, der Sprecher des Netzbetreibers Tennet. Der Bundestag muss die Pläne der Bundesnetzagentur zum Westbayernring noch absegnen. Dann erst soll die Öffentlichkeit ausführlicher informiert werden. "Wir gehen davon aus, dass wir im Jahr 2031 mit dem Bau beginnen können und alles 2037 ans Netz gehen kann", sagt Wolfgang Weinseis, bei Tennet Ansprechpartner für Bürgerfragen zum Westbayernring. Seine Kontaktdaten sind für Bürgerinnen und Bürger auf der Webseite von Tennet hinterlegt (externer Link).

Bayerns Widerstand gegen Stromtrassen hat Ausbau verzögert

"Wir hinken in Bayern weit hinterher", meint Tennet-Sprecher Markus Lieberknecht. Wegen der inzwischen abgeschafften 10-H-Regelung der Bayerischen Staatsregierung sei der Ausbau der Windkraft nicht so weit wie in anderen Bundesländern. "Und beim Ausbau der Stromleitungen hatten wir aus der politischen Ebene leider überhaupt keinen Rückenwind." Der damalige Ministerpräsident Horst Seehofer hatte sich im Jahr 2015 an die Spitze der Bürgerproteste in Nordbayern gestellt und den Ausbau von Stromtrassen gestoppt. "Das müssen wir jetzt aufholen", so Lieberknecht. Schnell gehe dabei nichts. Bis alles geplant und überall abgestimmt sei, könnten bis zu 20 Jahre vergehen

Bizzelnde Hochspannungsleitung: Sorgen um Gesundheit

In Hergersbach lebten die Menschen bereits lange mit der Hochspannungsleitung. Sie kennen die Geräusche, die die Leitung vor allem bei feuchtem Wetter und Nebel macht. "Bei uns bizzelt es bis ins Schlafzimmer", sagt Anwohner Hans Schopf. Er fragt sich, ob sich das langfristig auf die Gesundheit auswirkt. Sein Schwiegervater habe damals beim Bau der Trasse eine Entschädigung erhalten. "Da gab es überhaupt keinen Widerstand", erinnert sich Landwirt Willy Böhm. "Das kann man heute gar nicht mehr glauben."

Bislang sei noch nicht entschieden, ob die neue Leitung rechts oder links von der alten errichtet wird, sagt Tennet-Sprecher Lieberknecht. "Wir können sie nicht kreuzen, das steht fest“. Ansonsten könne noch über vieles verhandelt werden.

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