Im Fall der tödlichen Messerattacke eines Jugendlichen vor knapp einem Jahr in einer Regensburger Psychiatrie hat die Generalstaatsanwaltschaft München Anklage erhoben. Das teilte die Behörde am Freitag mit. Die Staatsanwaltschaft wirft dem inzwischen 15-jährigen Tatverdächtigen Mord sowie in zwei Fällen versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung vor.
Schuldunfähigkeit wohl nur gemindert
Gleichzeitig geht sie von einer verminderten Schuldfähigkeit des Beschuldigten wegen einer psychiatrischen Erkrankung aus. Der Jugendliche war vergangenen Oktober in der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Bezirkskrankenhauses Regensburg auf einen Patienten und einen Lehrer losgegangen.
Mit Messer auf Siebenjährigen eingestochen
Er soll mit einem Messer auf einen Siebenjährigen eingestochen haben, der sich laut Staatsanwaltschaft in der Tagesklinik aufgehalten hatte. Einen Tag später starb das Kind, es erlag seinen Verletzungen. Zuvor soll der Beschuldigte auf dem Klinikgelände in der Schule für Kranke auf einen Lehrer eingestochen haben. Der damals 63-Jährige wurde schwer verletzt. Verletzt wurde auch ein Pfleger, der versucht haben soll, den Jugendlichen zu entwaffnen.
Extremismushintergrund erhärtete sich nicht
Nach dem Vorfall hatte die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus der Generalstaatsanwaltschaft München die Ermittlungen übernommen, weil eine extremistisch motivierte Tat nicht ausgeschlossen werden konnte. Der Vorwurf habe sich aber nicht erhärtet, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.
Amoklauf an Schule geplant?
Der heute 15-Jährige war bereits vor der Tat auffällig geworden: Der Jugendliche soll sich laut Polizei in einschlägigen Chatgruppen "intensiv mit der Planung und Durchführung von schwersten Gewalttaten beschäftigt" haben. Außerdem soll er Anfang vergangenen Jahres mit einem Freund zu den Themen Amoklauf und Bombenbau recherchiert haben. Sie sollen einen Amoklauf an einer Schule geplant haben.
Nach einem richterlichen Beschluss wegen einer erheblichen Selbst- und Fremdgefährdung wurde der jetzt Tatverdächtige dann in einer geschlossenen Abteilung in der Psychiatrie untergebracht.
Staatsanwaltschaft: Jugendlicher schmuggelte Messer in Klinik
Wie es in einer Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft heißt, soll der Angeschuldigte im Zuge dieser Unterbringung den Plan gefasst haben, seine Tötungsfantasien umzusetzen. Im Vorfeld der Tat soll es ihm demnach gelungen sein, nach Besuchen bei seinen Eltern zwei Messer unbemerkt auf das Klinikgelände zu schmuggeln.
Die Anklage wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft bereits Mitte August erhoben. Die Jugendkammer des Landgerichts Weiden muss nun über deren Zulassung entscheiden. Der 15-Jährige ist weiterhin vorläufig in einer Psychiatrie untergebracht. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Im Video: Immer mehr Messerangriffe in Deutschland
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