Es gebe eine "große Verunsicherung" in der Belegschaft, so beschreibt Juliane Deak von der IG Metall ihre Eindrücke. Sie war bei der Mitarbeiterversammlung von Varta am Donnerstag dabei. Darin seien den Beschäftigten die Restrukturierungspläne des Unternehmens erklärt worden, berichtet die Gewerkschafterin.
Letzte Stufe vor der Insolvenz
Am Wochenende hatte der Batteriehersteller mit seinem großen Standort in Nördlingen den Sanierungsplan bekannt gegeben. Den Aktionären droht ein Totalverlust, weil der Wert der Aktie auf Null gesetzt werden soll. Das geplante Restrukturierungsvorhaben nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG) ist die letzte Stufe vor der Insolvenz. Varta hat 500 Millionen Euro Schulden angehäuft.
Trotz Krise sucht Varta neues Personal
Da klingt die Mitteilung von Varta fast schon paradox: Man suche für den Standort in Nördlingen gerade zusätzliches Personal. Kurzarbeit – wie zuletzt – gebe es aktuell nicht mehr. Etwas mehr als 1.000 Mitarbeitende zähle man derzeit in Nördlingen. Das zeigt: Die Produkte und Entwicklungen von Varta sind eigentlich gefragt. In Nördlingen werden vor allem kleine Lithium-Ionen-Akkus gebaut, wie sie in kabellosen Kopfhörern oder in Smartwatches verwendet werden.
Sehr niedrige Arbeitslosenquote im Landkreis Donau-Ries
Personalabbau in den "produktionsnahen Berufen" wird es auch laut der Gewerkschaft IG Metall bei Varta wohl nicht geben. Und selbst wenn, könnte mancher Mitarbeiter weich fallen. Die Arbeitslosigkeit im Landkreis Donau-Ries ist mit aktuell 2,3 Prozent seit Jahren auf einem sehr niedrigen Niveau. Laut der Agentur für Arbeit in Donauwörth ist die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitnehmern weiterhin auf einem guten Niveau.
IG Metall kritisiert Managementfehler
Auch die IG Metall sieht Varta in einem Zukunftsmarkt. Der Batteriehersteller sei Teil des wirtschaftlichen Motors in Nordschwaben. Deshalb fordere man, dass Varta erhalten bleibt, sagte Juliane Deak von der IG Metall dem BR. Eine Stabilisierung sei möglich, wenn sich das Management keine "Fehltritte mehr leiste", wie es sie in den vergangenen Jahren gegeben habe, so Deak. Nach einem steilen Aufstieg hatte es in den letzten zwei Jahren immer wieder Meldungen über Personalabbau und Kurzarbeit bei Varta gegeben.
137 Millionen staatliche Förderung für Varta
Um die Batterieproduktion in Deutschland zu halten, hatte die Bundesregierung unter Angela Merkel zusammen mit den Ländern Bayern und Baden-Württemberg im Jahr 2020 Varta 300 Millionen Euro Fördergelder zugesagt, davon allein 100 Millionen für den Standort in Nördlingen. Laut dem Bundeswirtschaftsministerium sind davon zurzeit 137 Millionen Euro abgerufen.
Auszahlungsstopp möglich, aber noch nicht verhängt
Grundsätzlich seien in dem Förderprogramm auch ein Auszahlungsstopp oder eine Rückzahlungsforderung möglich. Da es bislang jedoch keinen Projektabbruch gebe, seien diese Maßnahmen bislang aber nicht gegen Varta verhängt worden, teilt das Ministerium dem BR mit. Die Auswirkungen der Restrukturierung von Varta auf die Förderung würden gegenwärtig aber noch geprüft. Man gehe derzeit nicht von einer Projektgefährdung aus, schreibt das Bundeswirtschaftsministerium.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!