Das Wort "Retoure" steht auf dem Retourenaufkleber eines in Folie verpackten Päckchens, welches an einen Online-Versandhändler zurückgeschickt werden soll.
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Sieben Beschuldigte sollen in großem Stil Rücksendungen von Online-Bestellungen vorgetäuscht und so eine halbe Million Euro erbeutet haben.

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Halbe Million für leere Pakete: Rücksende-Betrüger vor Gericht

Erst erfolgte die Bestellung, dann wurde die Ware nur scheinbar zurückgesendet. Eine siebenköpfige Bande soll so Hunderttausende Euro erbeutet haben. Die Geschädigten sind Online-Händler. Spezialisten aus Bamberg bringen die Täter nun vor Gericht.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Sie sollen in großem Stil Rücksendungen von Online-Bestellungen vorgetäuscht und so mehr als eine halbe Million Euro erbeutet haben. Sieben Beschuldigte im Alter zwischen 23 und 41 Jahren sind von der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg wegen dieser Masche angeklagt worden.

600 Betrugsfälle

Die Männer sollen für diesen Zweck die Telegram-Gruppe "GermanRefundCrew" betrieben und rund 600 Betrugstaten begangen haben. Die Masche funktionierte laut den Ermittlern der Zentralstelle Cybercrime Bayern in Bamberg und der Abteilung Cybercrime des Bundeskriminalamts wie folgt: Ein Bandenmitglied bestellte und bezahlte Waren im Internet. Nach der Lieferung wurde die Rücksendung der Ware vorgetäuscht, um eine Rückerstattung des Kaufpreises zu erhalten.

Leere Pakete statt teurer Technik und Kleidung

Auf Nachfrage erklärt ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg, dass es sich bei den Bestellungen vor allem um teure Markenkleidung und Technikprodukte gehandelt habe. Genaues zur Betrugsmasche will die Behörde aus Angst vor Nachahmern nicht verraten. In vergleichbaren Fällen hatten Täter nach Erhalt der Ware aber nur leere oder künstlich mit Gewichten gefüllte Pakete zurückgeschickt. Bei den Geschädigten handle es sich um zwei große, international tätige Versandhändler. Dort seien die Retouren wohl nicht geöffnet worden und die Masche daher unentdeckt geblieben. Aufgefallen war der Betrug demnach nicht den Händlern, sondern den Ermittlern selbst. Sie hätten nach Bekanntwerden der Telegram-Gruppe mitgelesen und schließlich die Ermittlungen aufgenommen, heißt es aus der Generalstaatsanwaltschaft.

In dieser Telegram-Gruppe sollen die Männer ihre Masche als Dienstleitung angeboten haben. Dafür bekamen sie demnach einen Anteil des Warenwerts oder einen vereinbarten Festpreis. Den sieben Männern sollen so zwischen rund 2.000 und mehr als 110.000 Euro zugeflossen sein. Zwischen Juli und Oktober 2020 sei auf diese Weise den zwei großen Online-Versandhändlern ein Schaden von rund 530.000 Euro entstanden.

Bandenmitglieder aus ganz Deutschland

Eine zentrale Rolle bei dem mutmaßlichen Betrug soll ein Mann aus dem Landkreis Miesbach gespielt haben, weshalb die Anklage wegen banden- und gewerbsmäßigen Computerbetrugs zum Landgericht München II erhoben wurde. Die weiteren Beschuldigten kommen demnach aus Neuwied (Rheinland-Pfalz), Bochum, Gelsenkirchen, Recklinghausen (Nordrhein-Westfalen), Barnim (Brandenburg), sowie aus dem Rhein-Neckar-Kreis (Baden-Württemberg).

Ein 37-Jähriger aus dem nordrhein-westfälischen Kreis Wesel soll der Gruppe zudem in sechs Fällen bei der Abwicklung von Zahlungen geholfen haben und in neun Fällen auch selbst Rücksendungen vorgetäuscht haben. Er ist wegen Beihilfe zum banden- und gewerbsmäßigen Computerbetrug sowie ebenfalls wegen Computerbetrugs angeklagt. Da einer der Beschuldigten während des Tatzeitraums noch jünger als 21 Jahre war, hat eine Jugendkammer über die Zulassung der Anklage zu entscheiden.

Die Beschuldigten sind den Angaben zufolge nicht vorbestraft. Für sie gilt die Unschuldsvermutung. Gegen die Kunden der "GermanRefundCrew" dauern die Ermittlungen weiter an.

Mit Informationen von dpa

Video: Retouren-Wahnsinn - Was tun?

Sebastian Meinberg
Bildrechte: BR
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PULS Reportage: Versandhandel

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