Eine Frau bietet ihrem Hund an einem Brunnen in der Innenstadt von Rosenheim Wasser an.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Uwe Lein

Eine Frau bietet ihrem Hund an einem Brunnen in der Innenstadt von Rosenheim Wasser an.

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Hitzerekorde 13 Monate in Folge: Klimaziele noch realistisch?

13 Mal in Folge der jeweils wärmste Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – weltweit: Das meldet der Beobachtungsdienst der EU. Ist damit das 1,5-Grad Ziel schon verfehlt? Und wie ist die Lage in Bayern? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Der Erdbeobachtungdienst der EU, Copernicus, meldet 13 Monate in Folge die höchsten Temperaturen seit Beginn der Aufzeichnungen. Diese Phase war global gesehen sehr außergewöhnlich, sagt Florian Imbery, Referatsleiter Nationale Klimaüberwachung beim Deutschen Wetterdienst (DWD): "Wir hatten noch nie eine Phase, in der in so vielen Monaten in Folge jeweils der wärmste Monat war."

Klimawandel einzige Ursache für Wärme-Phase?

Das lasse sich zum Teil auf den Klimawandel zurückführen, aber nicht nur: Auch der Ausbruch eines Unterwasservulkans im Pazifik, Saharastaub und das gerade zu Ende gegangene Wetterphänomen "El Nino" hätten eine Rolle gespielt. Die Folge sind außergewöhnlich hohe Oberflächentemperaturen in den Ozeanen. "Das bedeutet, dass mehr Wasser verdunstet und diese bedeutend feuchtere Luft in der Atmosphäre muss sich dann irgendwo ausregnen, und das haben wir insbesondere in Mitteleuropa sehr stark zu spüren bekommen", so Imbery.

Mehr Extremwetter durch die höheren Temperaturen?

Laut DWD ist es nicht immer einfach, einzelne Extremwettereignisse wie Hitzeperioden, anhaltende Trockenheit oder Sturm und Starkregen auf den Klimawandel zurückzuführen. Dennoch erwarten die Experten genau das: eine Zunahme von Extremwetterereignissen bei zunehmender Erderwärmung. "Die letzten fünf, sechs Jahre waren ja oftmals sehr stark geprägt von langanhaltenden heißen und sehr trockenen Perioden, insbesondere in den Sommermonaten in Deutschland." Aber dazu sei eben auch 2021 das Ahr-Hochwasser und dieses Jahr die extrem langanhaltenden starken Niederschläge zuerst im Saarland und dann in Baden-Württemberg und Bayern gekommen.

Wie ist die Lage in Bayern?

Die Daten des EU-Erdbeobachtungdienst Copernicus beziehen sich auf die globale Durchschnittstemperatur. Doch auch in Deutschland war es in den letzten Monaten außergewöhnlich warm. Laut DWD stechen vor allem die Monate Februar und März 2024 hervor, die jeweils der wärmste Februar und März seit 1881 in Deutschland waren. "Gefühlt ist für viele dieses Jahr nicht unbedingt ein unglaublich warmes Jahr", sagt Florian Imbery.

Aber vor allem in den Wintermonaten und im Frühjahr war es deutlich wärmer. "Wir hatten alle Monate inklusive Juni zum Teil deutlich wärmere Temperaturen als im vieljährigen Mittel. Was aber natürlich für viele sehr viel stärker prägend war in diesem ersten Halbjahr waren die kontinuierlichen und zum Teil sehr starken Niederschläge", sagt der Klima-Experte.

Dieses Bild zeigt sich auch beim Blick auf die Temperaturen in Bayern. BR Data hat die Daten des Deutschen Wetterdienstes seit 1881 für Bayern ausgewertet: Der Februar lag mehr als sieben Grad über dem langjährigen Mittel des Monats. Kühler als im Durchschnitt war es zuletzt vor drei Jahren, im Mai 2021.

Seit April 2023 lagen die Durchschnittswerte immer mindestens zwei Grad über dem Mittel. Als langjähriger Durchschnitt werden hier die über die Jahre von 1881 bis 1910 gemittelten Monatswerte benutzt. Das heißt, dass der Juni 2024 mit einem durchschnittlichen Juni aus diesen 30 Jahren verglichen wird. Nach Angaben von Imbery sind sie mit den Werten des Copernicus-Programms vergleichbar.

In den DWD-Daten wird aber auch deutlich: Einzelne Monate in den vergangenen Jahren übertrafen die Referenzwerte noch weiter. Seit 1940 lagen aber nur wenige Jahre unter dem Mittel der frühindustriellen Zeit ab 1881.

Klimaziel schon gerissen?

Laut Copernicus lag die globale Durchschnittstemperatur in den vergangenen zwölf Monaten 1,64 Grad über dem Mittelwert der Jahre 1850 bis 1900, also dem sogenannten vorindustriellen oder auch frühindustriellen Zeitalter. Das heißt aber noch nicht, dass das im Pariser Klimaabkommen anvisierte Ziel von möglichst weniger als 1,5 Grad Erwärmung verfehlt ist.

Laut Florian Imbery vom Deutschen Wetterdienst bezieht sich die 1,5-Grad-Marke auf einen längerfristigen gemittelten Zeitraum: "Erst in dem Moment, wo es zehn oder 20 Jahre lang im Mittel über 1,5 Grad mehr sind, haben wir genau dieses Ziel gerissen", erklärt Imbery.

Geht das jetzt so weiter?

Copernicus-Direktor Carlo Buontempo sagt: "Selbst wenn diese besondere Serie von Extremen irgendwann endet, werden wir zwangsläufig neue Rekorde erleben, wenn sich das Klima weiter erwärmt." Dennoch wird die Wärmeperiode wohl zunächst wieder enden: Der Klima-Experte vom Deutschen Wetterdienst erklärt: "Man kann sich den Klimawandel wie eine Kurve vorstellen, die kontinuierlich nach oben geht."

Dennoch gebe es dann immer wieder mal "Zacken" nach oben oder nach unten. "Wir waren jetzt in einem relativ langen Zacken oberhalb dieser Kurve. Das wird jetzt wahrscheinlich wieder in den nächsten Wochen wieder etwas abnehmen. Aber der Trend an sich, der bleibt bestehen", sagt Florian Imbery. Wie es aber genau weiter gehe, sei schwierig vorherzusagen.

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