Dieser Artikel fasst den Stand der Hochwasserlage am Abend des 4. Juni zusammen. Die aktuellsten Entwicklungen finden Sie in unserem Hochwasser-Ticker.
Beim Hochwasser in Bayern sind mindestens drei Menschen ums Leben gekommen - und die Lage an der Donau bleibt kritisch. Denn während in einigen Regionen im Freistaat schon die Aufräumarbeiten laufen, steigt andernorts das Wasser weiter.
Regensburg bangt und hofft
Regensburg stünden noch "ein, zwei Tage echte Anspannung, echte Sorge" bevor, sagte Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD) am Dienstag bei einem Besuch von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in der Stadt. Der Wasserstand der Donau halte sich derzeit auf hohem Niveau, sinke bislang aber nicht. Durch den hohen Grundwasserstand seien die Böden der Donauinseln "wirklich feucht", "nass, schwammig", "wie ein Wackelpudding".
Am Vorabend waren in Regensburg die Häuser einer Straße an der Donau evakuiert worden, weil der Untergrund aufgeweicht war und die Schutzwände abzurutschen drohten.
Scheitel in Passau überschritten
Wie in Regensburg gilt donauabwärts in der Drei-Flüsse-Stadt Passau der Katastrophenfall. Der Uferbereich mit der ersten Häuserzeile in der Altstadt ist überflutet. Die Altstadt von Passau ist wegen des Hochwassers für den Autoverkehr weitgehend gesperrt. Nach Angaben einer Stadtsprecherin dürfen lediglich noch Anwohner hineinfahren. Mit Sandsäcken und Holzbrettern versuchen die Menschen dort ihre Häuser zu schützen.
Immerhin: Gegen 21 Uhr wurden die erwarteten Höchststände an Donau und Inn erreicht - ganz langsam sinken die Wasserstände. Der Wasserstand der Donau lag am Dienstagabend nach Angaben des Hochwassernachrichtendienstes (HND) bei etwa 9,70 Metern. Normal sind hier Wasserstände von etwa fünfeinhalb Metern. Der Pegelstand am Inn ging von gut sieben Metern auf knapp 6,70 Meter zurück.
Die Pegelstände an der Donau: uneinheitlich
Im Bereich Kelheim steigt der Pegel noch langsam weiter an. Wie das Landratsamt am späten Dienstagnachmittag mitteilte, wird dort der endgültige Hochwasserscheitel wohl am Mittwoch erreicht. Ähnlich die Lage bei Neustadt, wo der Scheitel aber noch am Abend erwartet wird.
An der unteren Donau im Bereich Straubing wurde der Scheitelpunkt am Dienstagnachmittag erreicht. Gegen 18 Uhr lag der Pegel dort bei 7,20 Meter, Tendenz langsam fallend, so das Landratsamt. Punktuell komme es an einzelnen Stellen zu Deichdurchsickerungen, die immer wieder gesichert werden.
Drei Tote, eine glückliche Rettung
Eine 57 Jahre alte Frau rutschte am Montag in Markt Rettenbach (Landkreis Unterallgäu) mit ihrem Auto ins Wasser und wurde später leblos geborgen, wie die Polizei am Dienstag mitteilte. Die Autofahrerin war nach ersten Ermittlungen auf einer überfluteten Staatsstraße unterwegs, nachdem sie eine Absperrung ignoriert hatte. Im gesperrten Abschnitt sei die Frau an einer überfluteten Stelle mit ihrem Wagen in eine Wiese abgerutscht. Dort sei der Wasserstand so hoch gewesen, dass das Auto sofort von Wasser umschlossen worden sei.
Insgesamt kamen bei dem Hochwasser in Bayern bisher mindestens drei Menschen ums Leben, zudem gibt es laut Innenministerium mehrere Vermisste.
Eine gute Nachricht kommt aus dem Silberwald nahe Neu-Ulm: Dort haben die Beamten eine Frau gerettet, die mehr als 52 Stunden lang vom Hochwasser umschlossen in einer Baumkrone ausharren musste. Ein Drohnenteam der Polizei fand die vermisste 32-Jährige - "weitgehend unverletzt".
Meteorologe: Man kann von Jahrhundert-Niederschlägen sprechen
In den vergangenen Tagen war an mehreren Orten in Süddeutschland nach vorläufigen Daten so viel Regen gefallen wie nur alle 50 bis 100 Jahre. Man könne von Jahrhundert-Niederschlägen sprechen, sagte der Meteorologe Thomas Deutschländer vom DWD. "Das ist schon besonders, aber nicht komplett außergewöhnlich."
Insgesamt zeigten etwa 20 bis 30 Messstationen solche besonders hohen Werte an - überwiegend von einer Region nordöstlich von Augsburg bis fast zum Bodensee. Einige Extremwerte bezögen sich auf die Niederschläge an einem Tag, andere auf Niederschläge in drei aufeinander folgenden Tagen.
Söder warnt - und verspricht Soforthilfen
Indes kündigte Ministerpräsident Markus Söder Soforthilfen an. Diese sind nach Privathaushalten, Unternehmen und landwirtschaftlichen Betrieben eingeteilt, Versicherungsleistungen werden abgezogen: Privathaushalte können für Hausrat bis zu 5.000 Euro erhalten, bei Ölschäden bis zu 10.000 Euro. Unternehmen können je nach Grad der Zerstörung zwischen 5.000 und 200.000 Euro an Soforthilfen bekommen, land- und forstwirtschaftliche Betriebe zwischen 5.000 und 50.000 Euro. Für alle gilt: Wenn durch das Hochwasser die Existenz gefährdet ist, sollen sogar 100 Prozent der Kosten erstattet werden.
Mit Blick auf die kommenden Tage bleibe man "in Hab-Acht"-Stellung, betonte Söder in Regensburg. "Wir fokussieren uns darauf, dass wir die nächsten Tage gut überstehen." Und weiter: "Es wird uns nicht gelingen, jedes Risiko von Vornherein abzudecken. Da gibt es keine Chance. Der Klimawandel schreitet voran."
Mit Informationen von dpa
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