Der Termin für die Nachhol-Trauung steht noch nicht fest. Aber es wird eine geben.
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Haben ihren Hochzeitstag in Stallgewand und Gummistiefeln verbracht: Simone und Manuel Schmid.

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Hochwasser: Wenn das Hochzeitsmahl zum Helfer-Catering wird

Eigentlich sollte dieser Tag der glücklichste im Leben von Simone Schmid werden. Doch das Hochwasser der Zusam macht ihr und ihrem Mann Manuel einen Strich durch die Rechnung. Statt anzustoßen, wird angepackt - kirchliche Trauung verschoben.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Ja, die Hochzeitsfotos, die gibt es schon, sagt Simone Schmid: "Ich war schon gestylt, meine Frisur war fertig, ich war geschminkt, wir waren ja schon beim Fotografieren."

Jetzt, eine knappe Woche später, kann Simone Schmid aus Wörleschwang (Landkreis Augsburg) darüber schmunzeln, dass sie ihre kirchliche Hochzeit von einem Moment auf den anderen absagen musste. Standesamtlich verheiratet sind sie schon, die Simone und ihr Manuel. Auch der kirchliche Termin stand seit Langem fest.

Schlechtes Wetter war eingeplant

Eine Halle auf dem Hofanwesen der Eltern ist festlich geschmückt, DJ und Essen sind bestellt. Dass das Wetter scheußlich sein würde, dass ein kleineres Hochwasser kommen könnte: Darauf waren die Brautleute vorbereitet: "Stroh und Heu haben wir am Freitagabend tatsächlich schon rausgeräumt, weil ja absehbar war, dass da ein bisschen was kommt. Und wenn man am Fluss wohnt und auch Hochwasser kennt, dann lebt man halt da auch ein bisschen damit. Aber dass es dann so kommt und wir alles absagen mussten, das war dann trotzdem ein Schock", sagt Simone Schmid.

Vom Brautkleid ins Stallgewand

Das Wasser der Zusam steigt an diesem Tag schnell, zu schnell. Auch der Pfarrer rät, die Trauung zu verschieben. Simone Schmid und ihr Mann fackeln nicht lange, tauschen Brautkleid und Anzug gegen Jeans und Regenjacke. In so einem Moment funktioniere man einfach: "Da denkt man gar nicht mehr drüber nach." Die Hochzeit war an diesem Tag ganz schnell vergessen, sagt Schmid.

So ein Hochwasser hat selbst der Großvater noch nicht erlebt

Die Zusam, eigentlich ein kleiner Fluss, liegt ein paar hundert Meter vom Bauernhof entfernt. Doch sie steigt immer weiter, immer schneller übers Ufer hinaus, überflutet einen Stall und geht fast bis ans Wohnhaus: "Es waren ungefähr 40 Zentimeter mehr als beim bisher höchsten Hochwasser", sagt Simone: "Ich bin jetzt erst 28, aber der Opa, der hat so etwas in seinem Leben noch nicht erlebt. Und der ist 85."

"Kann man sich nicht einmal im Film vorstellen!"

Als der Hof so weit gesichert ist, hilft Ehemann Manuel stundenlang beim Nachbarn Hubert Hegele, den es noch schwerer getroffen hat. Der saß vorher noch mit in der Kirche, als die Hochzeit abgesagt wird: "Das kann man sich ja nicht mal im Film vorstellen. Ich glaub', das war für Manu und Simone - und für uns alle - ein brutaler Moment". Aber gleichzeitig sei die ganze Hochzeitsgesellschaft zur Stelle gewesen und habe geholfen, so Hegele: "Die sind sofort alle raus, dann hat man sich noch ein paar Mal umarmt, und dann ab in die Gummistiefel und geschaut, wo kann man helfen."

Hochzeitsmahl wird zur Helfer-Verpflegung

Und weil das Catering für die Hochzeit ja auch schon angeliefert worden war, war für die Verpflegung der Helfer gleich gesorgt, sagt Hubert Hegele: "Brutal, der Wahnsinn. Jeder hat sich bedienen können." Für das Brautpaar eine Selbstverständlichkeit. "Wenn man tiefer im Wasser war, da hilft eine Suppe ganz gut", sagt Bräutigam Manuel Schmid. Das "Ja, ich will" in der Kirche gleich neben dem Hof soll auf jeden Fall noch kommen, auch wenn der Termin noch nicht feststeht, so Simone Schmid. "Auch ein bisschen aus Trotz. Und es haben so viele geholfen, es wäre ja auch für die Helfer viel zu schade, nun kein Fest zu machen. Da soll schon noch was kommen", verspricht Simone Schmid.

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