Auch auf über 1.000 Metern Höhe in der Bergidylle im Chiemgau bleibt Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger ein Thema nicht erspart: der Impfstreit zwischen ihm und der CSU. Darauf angesprochen, sagt Aiwanger: "Die Koalition funktioniert und damit passt's. Und das Wesentliche ist jetzt gesagt".
Bei Almbauern und Bergweiden gehe es ja nicht nur um Landwirtschaft, sondern auch viel um Tourismus. Deshalb sieht sich der Wirtschaftsminister sieben Wochen vor der Bundestagswahl zu Recht bei der Hauptalmbegehung am Hochgern mit dabei.
Widerspruch beim Thema Tierwohl
Dass der gelernte Landwirt Aiwanger dort aber gegen ein Verbot von Anbindeställen argumentiert, und Tierwohlanstrengungen mit den Worten "auch im Laufstall scheint nicht immer die Sonne" relativiert, das ärgert CSU-Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber: "Dass wir versuchen, die Anbindehaltung in eine gute Zukunft zu führen, ist, glaube ich, schon von zentraler Bedeutung. Und man kann da öffentlich nicht solche Aussagen machen, dass das Thema Tierwohl nicht so wichtig wäre. Das muss sich ein Wirtschaftsminister gefallen lassen, dass die Landwirtschaftsministerin da deutlich widerspricht."
Die Anbindehaltung ist nicht verboten, doch sowohl die EU als auch die Bundesregierung wollen diese einschränken. Vor allem kleinere Bauern ohne große finanzielle Mittel haben noch Anbindeställe.
Staatsregierung will Wolf-Abschuss erleichtern
Weniger Koalitionsgehakel gibt es beim Umgang mit dem Wolf: "Es muss ganz klar gesagt werden, dass die Bergweide Vorrang vor der Wolfsansiedlung hat, also im Zweifel für die Bergbauern", sagt Aiwanger. Der Wolf gehöre ins Jagdrecht. Auf EU-Ebene müsse der Schutzstatus des Wolfes zurückgestuft werden, fordert der Wirtschaftsminister.
- Zum Artikel: CSU und FW wollen Abschuss von Wölfen erleichtern
Dem stimmt Sepp Glatz vom almwirtschaftlichen Verein Oberbayern zu und sagt: "Auszäunen können wir ihn nicht." Kaniber plädiert für wolfsfreie Weideschutzgebiete in Regionen, in denen Schutzmaßnahmen nicht oder nur sehr schwer möglich wären: "Wir müssen den Mut finden, dass der Wolf entnommen werden kann." Das bedeutet konkret: Abschüsse von Problemwölfen sollen künftig erleichtert werden.
Wolfsmanager gefordert
Grüne und SPD hingegen plädieren für besseres und schnelleres Wolfsmanagement und höhere Förderung der Bauern anstelle wolfsfreier Zonen. Vorbild dafür ist der Opposition die Schweiz, wo die öffentliche Hand unter anderem Schutzhunde für die Bergbauern bezuschusst. "Ich fordere echte Wolfsmanager", sagt die Grünen-Landtagsageordnete Gisela Sengl, die ebenfalls vor Ort ist. Diese sollen den Bauern nach Wolfsrissen schnell und unbürokratisch helfen.
SPD-Landtagsfraktionschef Florian von Brunn kritisiert die Haltung der Staatsregierung. Der Abschuss von Wölfen sei schlicht rechtswidrig.
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