In einer 30 Meter hohen Fontäne schoss am 22. August 1964 am Ortsrand von Füssing heißes Wasser aus einem Bohrloch.
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In einer 30 Meter hohen Fontäne schoss am 22. August 1964 am Ortsrand von Füssing heißes Wasser aus einem Bohrloch.

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Johannesbad: Als erstmals heißes Wasser aus dem Boden schoss

Johannesbad: Als erstmals heißes Wasser aus dem Boden schoss

Im August 1964 sprudelte erstmals heißes Wasser aus der Johannesquelle in Bad Füssing. Die Eheleute Angelika und Eduard Zwick hatten danach gebohrt. Heute feiert die Johannesbad Gruppe 60-jähriges Jubiläum.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern.

Die 8.000 Einwohner-Gemeinde Bad Füssing im Landkreis Passau hat ihren Ruf und Erfolg in erster Linie dem Johannesbad zu verdanken. Seit genau 60 Jahren versorgt die Quelle das Kurgebiet mit heilendem Wasser. Zum heutigen Festakt wird auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erwartet.

56 Grad heißes Wasser aus 1.000 Meter Tiefe

Es war viel Mut und Risikobereitschaft dabei, als das Ärzteehepaar Angelika und Eduard Zwick vor sechs Jahrzehnten ohne jede staatliche Förderung nach heißem Wasser bohrte. 30 Meter hoch soll die Fontäne gewesen sein, die am 22. August 1964 aus dem etwa 1.000 Meter tiefen Bohrloch in die Höhe schoss. Das 56 Grad heiße Wasser mit seinem hohen Anteil an speziellem Sulfidschwefel hat heilende Wirkung – zum Beispiel bei rheumatischen Krankheiten oder Wirbelsäulenbeschwerden.

Ein Imperium wächst

In den letzten vergangenen 60 Jahren ist viel passiert. 150 Millionen Euro hat die Johannesbad Gruppe nach eigenen Angaben investiert – in Thermen-, Wellness- und Gesundheitsangebote, Kliniken, Fachschulen und Hotellerie. 600 Mitarbeitende sind hier beschäftigt. Seit 2021 ist Markus Zwick, Enkel der Thermalwasserpioniere Angelika und Eduard Zwick, Vorstandschef der Johannesbad Gruppe, die zwölf Standorte in Deutschland und Österreich betreibt.

Rückschläge: Gesundheitsreform und Steuerskandal

Die Bäderfamilie Zwick hatte aber auch mit Problemen zu kämpfen. Mitte der 1990er Jahre wurden durch die Gesundheitsreform Vorsorgeleistungen wie Kuren radikal gekürzt – mit katastrophalen Folgen für die ganze Branche: "Uns hat damals aus der Krise geholfen, dass wir verstärkt auf die Hotelsparte gesetzt haben", so eine Unternehmenssprecherin zum BR.

Und einige Jahre davor brachte ein Steuerskandal Eduard Zwick in alle Schlagzeilen. Es ging um Steuerschulden in Höhe von über 70 Millionen Euro. Das Ehepaar Zwick floh ins Ausland, Sohn Johannes führte die Geschäfte weiter. Der Fiskus verzichtete gegen eine Zahlung von gut acht Millionen Euro auf die Rückerstattung der kompletten Steuerschuld. Von "Filz" und "Freindalwirtschaft" war damals die Rede. In der Tat waren Eduard Zwick und der damalige bayerische Ministerpräsident Franz-Josef Strauß (CSU) freundschaftlich eng verbunden.

Eduard Zwick starb im Jahr 1998 in der Schweiz, seine Frau Angelika 2019 in Bad Füssing.

Große Thermenparty mit Söder

Am Ende bleibt eine Erfolgsgeschichte: Das Johannesbad hat maßgeblich dazu beigetragen, dass ein eher beschaulicher Weiler zu einem der größten Kurorte Europas geworden ist. Gut zwei Millionen Übernachtungen und 310.000 Gästeankünfte registrierte Bad Füssing im letzten Jahr. "Der Mut, vor 60 Jahren diese Thermalquelle gegen alle Widerstände anzubohren, hat die Entwicklung Bad Füssings ganz entscheidend mitgeprägt", so Bad Füssings Bürgermeister Tobias Kurz (WG Bürgerliche Einigkeit Würding) anlässlich des 60-jährigen Jubiläums. Die große Party findet in einem Zirkuszelt statt – mit Magiern, Artisten und vielen Ehrengästen in der Arena. Die Festrede wird Ministerpräsident Söder halten.

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13 Therapie- und Badebecken mit zusammen 4.500 Quadratmetern Wasserfläche: Die Johannesbad Therme in Bad Füssing

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