Toiletten auf Autobahn-Parkplätzen werden zweimal täglich gereinigt, doch oft sind sie nach wenigen Minuten wieder dreckig.
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Toiletten auf Autobahn-Parkplätzen werden zweimal täglich gereinigt, doch oft sind sie nach wenigen Minuten wieder dreckig.

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Kampf um Sauberkeit: Die unbemerkte Arbeit an Autobahntoiletten

Kampf um Sauberkeit: Die unbemerkte Arbeit an Autobahntoiletten

Saubere Autobahntoiletten sind leider eine Seltenheit. Trotz regelmäßiger Einsätze haben Reinigungskräfte mit Vandalismus und Fäkalien zu kämpfen: Ein Job, der die Putzkräfte an ihre Grenzen bringt.

6 Uhr morgens am Autobahnrastplatz Wellerbach bei Wörth an der Donau: Wenn Anas Alsakka mit der WC-Reinigung beginnt, erwarten ihn oft unangenehme Überraschungen: "Wenn wir kommen, ist oft fast jedes Klo verstopft. Vor Kurzem hat auch jemand hier ins Pissoir geschissen." Das Problem – gerade im Winter: "Wenn der Hochdruckreiniger bei Minusgraden vereist ist, funktioniert er nicht. Dann muss ich abschließen, und bei meinem zweiten Besuch ist das Eis in der Maschine vielleicht weg."

Putzjob verdirbt manchmal den Appetit

Seit sieben Jahren ist der Syrer einer von 152 Mitarbeitern der Masterclean Group. Wenn Alsakka Pause macht, hat er mitunter noch das Bild verstopfter und überquellender Toiletten vor Augen. Manchmal kann er dann nichts essen und trinken – sitzt im Auto und versucht zu vergessen. "Zwei, drei Minuten lang bleibt das Klo sauber, dann ist es gleich wieder schmutzig", erzählt er.

Autobahntoiletten sind unbeliebt

Bayerns Autobahntoiletten erfreuen sich nicht gerade großer Beliebtheit: Mangelnde Hygiene, leere Seifenspender, fehlendes Klopapier sind dabei häufig genannte Kritikpunkte. "An der Reinigung liegt das nicht immer", erklärt der Inhaber der Münchner Reinigungsfirma, Erol Sütcü. Seine Firma ist derzeit für die Reinigung von über einem Dutzend Park-WC-Anlagen entlang des ostbayerischen Teils der A3 zuständig – streckenweise eine der meistbefahrenen Autobahnen Deutschlands.

Putzkolonne kommt zweimal täglich

Den Unmut der Autofahrer kann Sütcü durchaus nachvollziehen: "Es kann schon nach zwei Stunden wirklich so krass aussehen, dass man denkt, dass da tagelang nicht gereinigt wurde." Dabei wird zweimal am Tag geputzt – so sind die Vorgaben der Autobahn GmbH. Und im Winter sei die Toilettensituation noch verhältnismäßig moderat: "Wenn im Sommer volle Reisebusse kommen, suchen 40 Leute innerhalb von ein paar Minuten die Toilette auf."

"Die Leute machen auf den Boden!"

Für Anas Alsakka sind aber nicht nur Fäkalien ein Problem: "Man sieht Bier, Dosen, Flaschen, sogar Kleidung; und manchmal klauen die Leute die Müllsäcke und das ganze Papier. Und jeden Tag schreiben Leute irgendetwas an die Wand – große Buchstaben!"

Die Schmierereien seien am aufwändigsten zu reinigen: "Wir haben zwar Material, um das zu entfernen, aber das kostet am meisten Zeit." Wenn dann die Autobahnmeisterei bei einer Kontrolle fragt, warum hier noch nichts gemacht wurde, antwortet er, er habe doch keine Zeit. Er müsse erst die Klos sauber machen. Trotz Zeitdruck und stetiger Kontrolle durch die Autobahnmeisterei mache Alsakka den Job sehr gerne. Vor allem mag der dreifache Familienvater die Ruhe, die sein Beruf mit sich bringt. Was andere darüber denken, sei deren Problem: "Das ist mein Job", erklärt er stolz.

"Wir sind auch Menschen"

Gegen Schichtende appelliert der Toilettenreiniger an die Besucher: "Verlasst die Toiletten sauber. Wie eure Toilette. Wie hinterlasst ihr eure Toilette zu Hause? Lässt du sie schmutzig? Dann kannst du sie auch hier schmutzig lassen. Hältst du sie daheim sauber, dann musst du sie hier auch sauber halten."

Anas Alsakka wünscht sich, dass die Menschen eines verstehen: "Wir sind auch Menschen und machen das sauber für euch, für die Leute. Denkt bitte auch ein bisschen an uns."

Dieser Beitrag entstand in der Lehrredaktion Audio/Video des Studiengangs Journalistik und Strategische Kommunikation an der Universität Passau in Zusammenarbeit mit Journalistinnen und Journalisten aus dem BR-Studio Niederbayern/Oberpfalz.

Anas Alsakka reinigt bei Wörth an der Donau Autobahntoiletten. Er würde sich mehr Rücksicht der Menschen bei der Benutzung wünschen.
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Anas Alsakka reinigt bei Wörth an der Donau Autobahntoiletten. Er würde sich mehr Rücksicht der Menschen bei der Benutzung wünschen.

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