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"Prorussische" Cyberattacke auf Staatsregierung und Polizei

"Prorussische" Cyberattacke auf Staatsregierung und Polizei

Nach BR-Informationen kam es vor Beginn der Sicherheitskonferenz zu einem stundenlangen Cyberangriff auf Webseiten von Staatsregierung und Polizei. Das Landesamt für Sicherheit in der Informationstechnik spricht von "prorussischem Hacktivismus".

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Wer am Donnerstagvormittag das offizielle Webportal der Bayerischen Staatsregierung unter bayern.de aufrufen wollte, bekam offenbar über mehrere Stunden eine Fehlermeldung angezeigt. Hintergrund ist nach BR-Recherchen eine mutmaßlich prorussische Cyberattacke. Experten sprechen von einem sogenannten Distributed-Denial-of-Service-Angriff (DDOS). Bei solchen Attacken versuchen Angreifer, mit möglichst vielen Seitenaufrufen die Server zu überlasten und so die Verfügbarkeit von Webseiten einzuschränken. Auch die Webpräsenz der Bayerischen Polizei war offenbar betroffen. Wie viele Webseiten insgesamt angegriffen wurden, ist derzeit unklar.

Das Landesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (LSI) bestätigte den Angriff auf BR-Anfrage und teilte mit, dass es sich dabei "mit hoher Sicherheit" um "prorussischen Hacktivismus" handle. Neben der Webseite der Staatskanzlei sei auch das Digitalministerium von dem Angriff betroffen gewesen. Das LSI habe umgehend Maßnahmen zur Abwehr eingeleitet. "Schaden" habe der Angriff nicht verursacht, insbesondere seien keine Daten oder Informationen abgeflossen oder verschlüsselt worden. Die entsprechenden Webseiten seien "lediglich vorübergehend nicht erreichbar" gewesen.

LKA bestätigt "Auffälligkeiten" bei Polizei-Internetpräsenz

Auf BR-Anfrage teilte das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) mit, dass es auch bei der Internetpräsenz der Bayerischen Polizei Auffälligkeiten beziehungsweise Unregelmäßigkeiten gegeben habe. Derzeit liefen Ermittlungen, zu denen man zum aktuellen Zeitpunkt keine Informationen übermitteln könne. Auch zu der Frage, ob noch andere Seiten der Staatsregierung betroffen waren, liefen derzeit Überprüfungen.

Öffentlich einsehbare Daten legen nahe, dass die Webseite bayern.de ab 7.20 Uhr für insgesamt sechs Stunden nicht erreichbar war. Auf die Frage, ob ein Zusammenhang zur am Freitag beginnenden Münchner Sicherheitskonferenz oder dem gestern zeitgleich stattfindenden Anschlag auf einen Demonstrationszug in München in Betracht gezogen werde, antwortete das Bayerische LKA, es lägen aktuell keine belastbaren Erkenntnisse vor.

IT-Experte: Hacktivisten wollen Demokratie schädigen

Die Münchner IT-Sicherheitsfirma Myra ist auf DDOS-Attacken spezialisiert – auch die Sicherheitskonferenz zählt zu ihren Kunden. Geschäftsführer Paul Kaffsack sagte dem BR, im Rahmen von solchen Veranstaltungen identifiziere man sehr häufig derartige Angriffswellen. Zu möglichen Hintergründen von konkreten Angriffen treffe das Unternehmen keine Aussagen. Allerdings seien eindeutige Muster zu erkennen: "Es geht den Hacktivisten am Ende konkret darum, das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in ihre öffentlichen Strukturen, in unsere Datenhoheit sowie in die Demokratie an sich zu schädigen. Es ist deren gesetztes Motiv, uns unserer digitalen Souveränität zu berauben, da vermeintliche Angriffsflächen in der öffentlichen Infrastruktur bestehen."

Zeitgleich Angriffe auf kommunale Webseiten

Auch die Webseiten der Stadt Garching und des Landratsamts München waren gestern zwischenzeitlich aufgrund von DDOS-Attacken gestört. Das bestätigten beide Kommunalbehörden dem BR. Zuerst hatte der Münchner Merkur berichtet. Nach BR-Informationen richteten sich die Angriffe gegen die IT-Dienstleister beider Kommunalbehörden. Ein Zusammenhang zum Angriff auf die Seiten der Bayerischen Staatsregierung ist derzeit nicht belegt.

Video: Russische Spionage – Deutschland Ziel Nummer eins!?

Bildmontage: rechtsseitig ein Foto des russischen Präsidenten Wladimir Putin, links der Bundestag mit einem Fadenkreuz draf
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