91 unbewirtschaftete Toilettenanlagen, also ohne Tankstelle oder Restaurant, gibt es allein in Nordbayern. Seife gibt es an den wenigsten Anlagen, auch kein Papier, um sich die Hände abzutrocknen. Viele Anlagen sind verschmutzt. Die Autobahndirektion Nord möchte dies gerne ändern.
Lieber nicht ohne Desinfektionsspray
Lokaltermin an der A3: Das Desinfektionsspray haben Monika Scheidies und ihre Tochter Selina sicherheitshalber gleich mitgenommen. Ohne dieses gehen die beiden lieber nicht aufs Klo. Die Toilette an der Rastanlage Ottenberg nähe Neumarkt in der Oberpfalz ist nicht besonders sauber, sagen die beiden. Der Seifenspender ist leer, die Papiertücher für die Hände auch. Auf die Klobrille wollten sich die beiden lieber nicht setzen.
"Ich war schon erstaunt, dass das Wasser lief, das hat man auch nicht sehr häufig", berichtet Ehemann Andreas. "Papier war auch noch vorhanden, aber ansonsten: Flüssigseife habe ich vermisst, und Desinfektionsmittel wäre in der heutigen Zeit auch angebracht." So ähnlich äußern sich einige, die hier auf die Toilette gegangen sind. Fragt man weiter, erzählen einem viele, dass es an anderen Rastanlagen in Bayern nicht besser aussieht.
Verstopfte Toiletten, Müll und schlechter Geruch
Am Rastplatz "Ludergraben" an der A3 bei Nürnberg bestätigt sich das. Hier sind die Toiletten zwar insgesamt etwas sauberer, dafür müssen die Nutzer ohne Seife und Papiertrockentücher auskommen – auf die Vorrichtungen dafür wurde nämlich, wie vielerorts, ganz verzichtet. Eine Toilette ist zudem verstopft, in einer weiteren liegt Müll am Boden, außerdem riecht es streng nach Urin. Eine Reisegruppe, die hier kurz anhält, ist froh, dass sie schnell weiterkommt. Es sei insgesamt meistens nicht besonders schön an solchen Rastanlagen, sagt eine Frau. Um München herum sei es besonders schlimm, schimpft sie.
ADAC: kaum Fortschritte bei Ausstattung und Sauberkeit
2022 hat der ADAC zuletzt 50 unbewirtschaftete Toilettenanlagen in Deutschland getestet. Elf davon in Bayern. Hier fielen die Ergebnisse vergleichsweise gut aus. Acht bekamen die Gesamtnote "gut", drei "ausreichend", teilt ADAC-Sprecherin Melanie Mikulla mit. Die Sauberkeit der Anlagen, sowohl die der Toiletten als auch der Parkplätze, sei häufiger ein Problem. Auch die persönliche Sicherheit, also die Beleuchtung der Anlagen und die Barrierefreiheit, sei oft bemängelt worden, sagt Mikulla.
2018 hatte der ADAC ebenfalls Anlagen getestet, die Ergebnisse hätten sich zwischen 2018 und 2022 aber kaum verbessert. Deutlich besser sind die Ergebnisse von Toilettenanlagen an bewirtschafteten Rastanlagen, also mit Tankstelle oder Restaurant. Allerdings muss hier für die Nutzung meistens bezahlt werden – inzwischen liegt der Preis bei einem Euro pro Toilettengang.
Betreiber: Reinigung ein- bis dreimal täglich
Die Autobahn GmbH Nordbayern teilt dem BR auf Anfrage mit, dass die 91 Toilettenanlagen im Zuständigkeitsbereich – je nach Verschmutzung und Frequentierung – ein- bis dreimal täglich gereinigt werden. Außerdem arbeite man derzeit auch daran, das bestehende Reinigungskonzept weiterzuentwickeln, um die Nutzbarkeit zu verbessern. Die Sauberkeit jeder Toilette hänge auch immer davon ab, wie die Leute diese benutzten, sagt das Unternehmen. Man könne nicht nach jedem einzelnen Toilettengang reinigen.
Beispiel Holstein: Bringen Pilotprojekte neue Impulse?
Dass man sich auf Toiletten an Autobahnen durchaus wohlfühlen kann, zeigt die 2021 eröffnete Pilotanlage "Ostseeblick" der Autobahn GmbH an der A1 in Schleswig-Holstein.
Hier gibt es nicht nur saubere, barrierefreie, solarbetriebene Toiletten, sondern auch einen Outdoor-Fitnesspark, eine Hundewiese, Liegesessel und einen Spielplatz. Der provisorische Toilettencontainer am Rastplatz "Ottenberg" an der A3 soll immerhin in Zukunft durch einen Neubau ersetzt werden.
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