Nachdem im April ein Mann ein Kind aus einem Kinderschutzhaus der Stadt Regensburg mitgenommen und nach Tschechien gebracht hat, sehen die bayerische Staatsregierung und die Heimaufsicht keine Versäumnisse der Einrichtung. Das geht aus einer Antwort der Regierung auf eine parlamentarische Anfrage des Landtagsabgeordneten Jürgen Mistol (Grüne) hervor.
Hinweise auf mögliche Straftaten
Am 19. April hatte das Jugendamt beschlossen, das von dem Mann betreute Kind in Obhut zu nehmen. Das Jugendamt hatte zuvor Hinweise auf mögliche Straftaten zum Nachteil des Kinds erhalten. Als der Mann den Fall im Kinderschutzhaus "Michlstift" mit der Sachbearbeiterin besprechen wollte, traf er dort auf das fünfjährige Pflegekind, das ihm in die Arme lief. Trotz einer Diskussion mit dem anwesenden Personal nahm er das Kind mit und brachte es nach Tschechien, wo es noch am selben Tag aufgegriffen und zurück nach Regensburg gebracht wurde.
Oberpfälzer Bezirksregierung: Sicherheit ist ausreichend gegeben
In der Folge war in Regensburg vor allem über das Fehlen eines Pförtners und den seit Jahresbeginn abgeschafften Sicherheitsdienst in der Einrichtung diskutiert worden. Der Einsatz von Sicherheitsdiensten sei in stationären Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe grundsätzlich nicht vorgesehen, teilt Bayerns Familienministerin Ulrike Scharf (CSU) in der Antwort auf die Anfrage mit.
Zudem sieht die zuständige Regierung der Oberpfalz als Heimaufsichtsbehörde die Sicherheit der Kinder und Jugendlichen in der Einrichtung als "ausreichend gegeben" an. Aus pädagogischen Gründen sei "ein absolut schützender Rahmen im Sinne einer umfassenden Überwachung nicht anzustreben".
Keine konkreten Ermittlungen
Dass es in der Einrichtung bis vor kurzem auch keine tagsüber besetzte Pforte mehr gegeben hat, sei der Heimaufsicht ebenfalls bekannt gewesen. Dass es diese Funktion nun wieder gibt, begrüßt Jürgen Mistol, der die Anfrage gestellt hatte. Mit der Anfrage sei es ihm darum gegangen, "Klarheit" in eine "haarsträubende Geschichte" zu bringen. Schutzkonzepte müssten stets weiterentwickelt werden.
Er hoffe, dass so ein Fall nicht mehr vorkommt. Die zuständige Staatsanwaltschaft in Regensburg prüft derzeit noch, ob es Anhaltspunkte gibt, dass der Mann Straftaten zum Nachteil des Kindes begangen hat. Konkrete Ermittlungen gibt es laut Auskunft der Staatsanwaltschaft aber derzeit nicht.
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