BR-Mitarbeiter Jochen Eichner sitzt in weißem Hemd und brauner Jacke an einem Klavier in der Mitte des Rathausplatzes und spielt es mit gefühlvollem Gesichtsausdruck. Passanten laufen vorbei.
Bildrechte: BR/Thomas Pösl
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Bis zum 29. September kann jede und jeder die acht Klaviere an zahlreichen Stellen in der Augsburger Innenstadt erklingen lassen.

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Klaviere verzaubern Augsburgs Innenstadt

Klaviere verzaubern Augsburgs Innenstadt

Queen oder Beethoven, Amateur oder Vollprofi: Die Stadt Augsburg hat Pianos aufgestellt, an denen jeder alles spielen darf - sie sollen die Menschen zusammenbringen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Es ist ein bewölkter Freitagvormittag, die klagend warmen Klänge von Queens Bohemian Rhapsody liegen in der Luft. Ein Mann in brauner Jacke sitzt mit halboffenen Augen an einem Klavier, seine Gesichtszüge konzentriert und gelassen zugleich, mit dem Fuß klopft er den Takt. Doch dieser Mann sitzt nicht in einem Konzertsaal oder einer Eventhalle. Er sitzt auf dem Augsburger Rathausplatz, mitten in der Innenstadt. Während um ihn herum die Menschen ihrem täglichen Geschäft nachgehen, spielt er Klavier und scheint dabei die Welt um sich herum zu vergessen.

Auch Tokio und New York beteiligen sich an der Aktion

Eine Handvoll Menschen hält inne und lauscht ihm. "Die Klaviere verbinden Menschen und verwandeln öffentliche Plätze in eine ganz außergewöhnliche Bühne für Musik und für Kunst. Außerdem fördern sie unsere Gemeinschaft", erklärt Annemarie Cizmadia von der Marketingabteilung der Stadt. Denn Musik ist eine Sprache, die alle verstehen. Darum hat die Stadt Augsburg mit dem Kunst- und Kulturprojekt "Play me I'm yours" vom 6. bis zum 29. September acht Klaviere an öffentlichen Orten aufgestellt, vom Rathausplatz über den Dom bis zum Friedensplatz im Stadtteil Oberhausen [externer Link]. Sie sollen die Menschen zusammenbringen.

Das ist auch dem Initiator der internationalen Aktion ein Anliegen: Seit 2008 tourt der britische Künstler Luke Jerram mit seiner Idee um die Welt: 2.000 Straßenpianos haben er und sein Team nach eigenen Angaben in über 70 Städten installiert, von Tokyo bis New York. "Seine Vision war es, Menschen dazu zu bringen, sich an ein Klavier zu setzen und ihre Lieblingssongs zu teilen", erklärt Cizmadia. In Augsburg ist die Aktion schon lange angekommen, bereits zum achten Mal findet sie hier statt.

Klaviere bringen die Augsburger zusammen

Und es funktioniert: Immer wieder setzen sich Vorbeigehende zu den Klavieren und lauschen den für die Innenstadt ungewöhnlichen Klängen. Neben Gemeinschaft gibt ihnen die Aktion Ruhe. "Einfach mal stehenbleiben, sich hinsetzen, zuhören: In dieser schnellen Zeit, wo alle so hektisch sind, bremst das den Alltag ein bisschen ab", freut sich zum Beispiel eine Passantin. Als "Bereicherung für Augsburg" bezeichnet die Pianos ein anderer. Jonathan hat sich spontan ans Klavier gesetzt: Für ihn ist Augsburg mit dem Mozartfest eine musikalische Stadt. Dass man in der Öffentlichkeit spielen kann, freut ihn deshalb. "Bei mir kommen viele Emotionen auf: Glück, glaube ich, und Schönheit", beschreibt eine Frau auf Englisch. Auch sie schätzt es, "einen Moment stillzustehen in der stressigen Zeit".

Das Klavier am Rathausplatz, an dem der Mann in der braunen Jacke sitzt und spielt, spiegelt diesen Wunsch in seiner Gestaltung wider. Wie die anderen Klaviere haben lokale Künstlerinnen und Künstler es gestaltet. Marina Mayer und Pianist Antscho haben es mit einer Pflanze verziert und in verschiedenen Grüntönen Blätter auf den schwarzen Lack gemalt. Das soll die Schönheit der Natur in die Stadt bringen und Passantinnen und Passanten dazu einladen, zu verweilen.

Während sie das tun, ertönt der Schlussakkord von Bohemian Rhapsody. "Das war glaube ich früher ein richtig gutes, teures Klavier. Jetzt ist es immer noch schön und wirklich sehr, sehr liebevoll gestaltet", freut sich der Spieler. Das Gemurmel, die Kirchenglocken, die knatternde Straßenbahn: Die Klänge der Stadt holen sich den Platz zurück. Bis ein neuer Passant sich ans Klavier setzt und anfängt, zu spielen.

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