Bayern muss an entscheidenden Stellschrauben drehen und damit seinen Beitrag für eine "enkeltaugliche" Welt leisten. Das hat das Landeskomitee der Katholiken im Freistaat vor der Landtagswahl in einem ökologischen Forderungskatalog festgehalten – jetzt mahnt es bei der künftigen Regierung seine Umsetzung an.
"Klimafrage die entscheidende Frage für die Zukunft schlechthin"
"Für uns ist wichtig, dass das keine Forderungen sind, die vor der Wahl gestellt worden sind und dann in Vergessenheit geraten", sagt Joachim Unterländer im BR24-Gespräch. Der langjährige CSU-Politiker und Landeskomitee-Vorsitzende möchte sich dazu "alsbald in einen umfassenden Dialogprozess mit den vermutlich beiden Regierungsparteien" begeben, wie er sagt.
Ein bayerisches Klimaschutzgesetz, die Reduktion des Flächenverbrauchs und eine Priorisierung des Arten- und Bodenschutzes sowie eine Förderung der ökologischen Landwirtschaft wollen die Katholikinnen und Katholiken unter anderem auf die politische Agenda setzen. Denn, so heißt es in dem Schreiben, "die Klimafrage und das Gelingen einer öko-sozialen Transformation sind die entscheidenden Fragen für die Zukunft unserer Lebenswelt schlechthin".
Papst mit drastischen Worten in neuem Mahnschreiben
Mit radikalen Worten hat sich Papst Franziskus in der vergangenen Woche erneut für mehr Anstrengungen beim Klimaschutz ausgesprochen: "Die Welt, die uns umgibt, zerbröckelt", warnt er in seinem neuen Mahnschreiben "Laudate Deum". Joachim Unterländer vom Landeskomitee pflichtet dem Oberhaupt der katholischen Kirche bei. Der Papst weise zurecht darauf hin, dass die bisherigen Bemühungen nicht ausreichten, sagt er.
Es müssten neue Lösungsansätze auf allen Ebenen, den lokalen, staatlichen und überstaatlichen, gefunden werden. Aber, so gibt Unterländer zu bedenken, "das Wirksamste ist immer auch das, was die Menschen unmittelbar spüren und erfahren. Und das ist in ihrer eigenen Umgebung." Daher seien ein bayerisches Klimaschutzgesetz und die vielen lokalen Initiativen wichtig.
Christen machen Druck auf ihre Kirchen
Zu diesen Initiativen vor Ort gehören beispielsweise die "Christians for Future". Sie verstehen sich als dezidiert christliche Unterstützer der "Fridays for Future"-Bewegung und machen auch Druck auf die Kirchen: Sie sollen ihren ökologischen Fußabdruck verringern – und öffentlich für Klimaschutz eintreten.
Seit vier Jahren gibt es die christliche Klimabewegung. Georg Sauerwein ist von Anfang an dabei. Der 34-Jährige promoviert in katholischer Theologie in München. Er ist auf Bundesebene der "Christians for Future" aktiv – also da, wo die Anfragen von Menschen landen, die eine Ortsgruppe gründen wollen, wie zum Beispiel in Miesbach. Diese Neugründungen gingen oft von Pfarrerinnen und Pfarrern oder Gemeindemitgliedern aus, erzählt er: "Die sagen: Hey, ich würde gern mehr fürs Klima machen, aber ich hatte bisher nie was mit der Klimabewegung zu tun."
Christians for Future: "Klimaschutz gebietet die Nächstenliebe"
Georg Sauerwein sieht Klimaschutz als christlichen Auftrag: So gebiete die Nächstenliebe, sich für Menschen einzusetzen, die von der Klimakrise betroffen sind, diese aber nicht verursacht haben. Gleichzeitig gehe es darum, aufzuhören, die Natur auszubeuten. "Deswegen ist es unumgänglich, sich als Christ für Klimagerechtigkeit einzusetzen und auch mit einer gewissen Radikalität sich einzusetzen."
Nicht überall sind die Gemeinden so progressiv wie in Miesbach, wo der katholische Pfarrverband nach eigenen Angaben Ökostrom bezieht, bei der Eucharistiefeier Bio-Wein ausschenkt – und wo Seelsorger mit einem E-Bike herumfahren.
Vor zwei Jahren haben Sauerwein und seine Mitstreiter eine Liste mit zwölf Forderungen an Bistümer und Landeskirchen übergeben. Das habe vor allem bei der evangelischen Kirche etwas bewirkt, sagt Sauerwein. "Gleichzeitig muss man auch deutlich sagen, dass sich gerade auf katholischer Seite nicht viel verändert hat."
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